
Pressemitteilung · Kiel · 19.09.2025 Wer es mit bezahlbarem Wohnraum ernst meint, kommt an Suchsdorf-West nicht vorbei
Zur Überweisung des SSW-Ratsantrags „Wohnungsbau in Suchsdorf-West“ erklärt Ratsherr Marcel Schmidt, Vorsitzender der SSW-Ratsfraktion Kiel:
„Der Wohnungsbau in Kiel ist ein Thema, von dem alle Fraktionen meinen, es sei dringlich zu bearbeiten und die vorherrschenden Probleme schnellstmöglich zu lösen. Wenn es dann jedoch einmal konkret wird, müssen wir feststellen, dass sich die meisten von ihnen direkt in die Büsche schlagen: Die Mehrheitskooperation von Grünen und SPD – mit Unterstützung von Die Linke/Die Partei –möchte offenbar trotz aller drängenden Probleme auf Zeit spielen, indem sie gestern unseren Antrag ‚Wohnungsbau in Suchsdorf-West‘ (Drs. 0845/2025) aus der Ratsversammlung erst einmal in die Ausschüsse überwiesen hat. Und das, obwohl es bereits einen Ratsbeschluss aus dem Jahr 2017 gibt, der eine Entwicklung von Suchsdorf-West für Wohnungsbau anschieben sollte. Wir haben bisher keine Erläuterung bekommen, warum dieser Antrag nicht umgesetzt wurde.
Die insbesondere von der Grün-Roten Kooperation gern genannten Instrumente zur Behebung der Wohnungsnot sind angesichts der erheblichen Probleme auf dem Wohnungsmarkt und der schieren Anzahl benötigter Wohnungen sämtlich nicht ausreichend: Umbauten von Bürogebäuden, Verdichtungen und Aufstockungen sind alles Maßnahmen, die den eigentlichen Wohnungsbau flankieren können; man kann mit ihnen jedoch nicht die großen Zahlen an neuen Wohnungen generieren, die wir brauchen. Zudem sorgen diese Maßnahmen mitunter für erhebliche Probleme bei der Akzeptanz vor Ort und bergen erhöhte Prozessrisiken. Der Wohnflächenatlas besteht seit über 10 Jahren, hat in dieser Zeit aber auch das Problem nicht gelöst, weshalb es abwegig ist, zu behaupten, dass man mit ihm den Druck am Markt wesentlich reduzieren kann.
Die Wohnungsnot in Kiel lässt sich auch mit Holtenau-Ost allein nicht lösen, weil die für Holtenau-Ost veranschlagten Wohneinheiten keinesfalls den bestehenden Gesamtbedarf in Kiel abdecken würden. Wir wollen bezahlbaren Wohnraum in Holtenau-Ost in großer Zahl realisieren und werden um das Projekt kämpfen. Allerdings muss man in dieser Debatte ehrlich sein und darauf hinweisen, dass die Stadt bei Holtenau-Ost nur begrenzte Möglichkeiten hat, sich gegen die Bedarfe der Marine durchzusetzen. Es ist unseriös zu behaupten, Holtenau-Ost würde bei der Stadt verbleiben, wenn man nur laut genug darauf pocht. Die Marine hat durchaus die Möglichkeit, die Stadt zu enteignen. Aus diesem Grund halten wir es für mindestens fahrlässig, nicht bereits jetzt an anderer Stelle Alternativen für umfangreiche Wohnungsbaumaßnahmen zu suchen. Deshalb müssen wir lieber heute als morgen über die Entwicklung von Suchsdorf-West als einen neuen Kieler Stadtteil mit bezahlbarem Wohnraum sozialer Infrastruktur, Nahversorgung und Betreuungsangeboten nachdenken.“