Rede · 26.03.2021 Personelle Engpässe kreativ abmildern

„Schule soll ein Ort des Diskutierens, des Streits, des Zusammenfindens und des Aushandelns bleiben.“

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 18+19+37 - Landeselternvertretungen und Landesschülervertretungen stärken und weitere Unterstützungsmaßnahmen für Schülerinnen und Schüler (Drs. 19/2849, 19/2850, 19/2737)

Das, was mir an Schulen besonders gut gefällt, ist, dass sie irgendwie so etwas ist wie eine Momentaufnahme eines Schmelztigels der Gesellschaft. Jeden Tag wohl ein anderer, aber für den Moment, treffen dort alle aufeinander. Schülerinnen und Schüler mit den verschiedensten Hintergründen, Lehrkräfte und Angestellte an verschiedenen Punkten im Leben. Streit von zu Hause werden auf dem Pausenhof weitergeführt. Und wenn man sich dem Rahmen nicht entzieht, ist man gezwungen, bzw. hat das Privileg, sich mit vielen neuen Eindrücken auseinanderzusetzen, die ansonsten vorbei gezogen wären. Ich glaube, wenn ich so zurück blicke, dass wenig mich so sehr geprägt hat, wie meine Schule. 

Was wir im Moment natürlich sehen, ist, dass viele gesellschaftliche Konflikte besonders in den Schulen deutlich werden. 
Während wir Elternteile haben, die ihre Kinder gerne dauerhaft vom Unterricht befreien lassen würden, haben wir Oberstufenschülerinnen und -schüler, die anmerken, dass auch die Q1-Jahrgänge, also die Klassen der Oberstufe, die sich bereits jetzt auf das Abitur vorbereiten, regelmäßigen Unterricht in der Schule brauchen. 

Es ist wirklich nicht immer leicht, verschiedene Interessen unter einen Hut zu bringen. 
Aber die Aufgabe der Regierung ist es doch, zu leiten, zu lenken und dafür zu sorgen, dass wir auch an den Schulen zu guten Lösungen kommen. 
Leider hören wir aber immer wieder von Schulen, Lehrkräften, Eltern und Schülerinnen und Schülern, auf welche Improvisationen zurückgegriffen werden muss. 
Und wir haben gemeinsam mit der SPD als Opposition gezeigt, wie es besser gehen könnte. Anhand von sehr konkreten Punkten, wie ich finde. 
Wir fordern Sie auf, personelle Engpässe akut abzumildern. Insbesondere in Förderzentren und DaZ-Klassen, wo sich gezeigt hat, dass der Präsenzunterricht besonders wichtig ist. Wir schlagen dabei auch direkt vor, wen Sie um Hilfe bitten können. Nämlich auf Lehramtsstudierende, Dozierende der Volkshochschulen und der Dänischen Volkshochschule, Lehrkräfte im Ruhestand oder auch andere geeignete Personen sein, die je nach Bedarf aufgrund ihrer Bewerbung nach Entscheidung der Schule eingesetzt werden könnten. Dabei könnten beispielsweise Tätigkeiten der Lehramtsstudierenden auf die vorgeschriebenen Pflichtpraktika angerechnet werden.
All dies wären Menschen, die so zusätzlich aushilfsweise ins System kämen, um das aufzufangen, was die bereits eingestellten Lehrkräfte so nicht mehr leisten können. 
Wir fordern Sie außerdem dazu auf, für den Rest dieses Schuljahres und für das kommende Schuljahr einen Verfügungsfonds bereitzustellen. 
Unseren Schulen muss ermöglicht werden, auf die jeweiligen Herausforderungen vor Ort zu reagieren und die Schülerinnen und Schüler in diesen Zeiten besonders zu unterstützen. Sei es durch Nachhilfe, technische Geräte, Hygienemaßnahmen oder zusätzliche Betreuung. 
Sie wissen genau wie ich, dass es ein Kraftakt war, ist und bleiben wird die Lernrückstände des vergangenen Jahres aufzufangen, aber wir liefern Ihnen hier konstruktive Vorschläge, wie genau das umgesetzt werden kann. 

Ich möchte aber, bei der Fülle an schulischen Themen, noch einmal kurz zu unserem anderen Antrag Stellung beziehen. 
Bei uns verstärkt sich der Eindruck, dass das Verhältnis zwischen Landesregierung und vor allem Elternvertretungen in die Schieflage geraten ist. 
Wir wünschen uns, dass die Einrichtung einer Geschäftsstelle, die personelle Unterstützung leistet, dazu führt, dass unsere Elternbeiräte auch in diesen Zeiten wieder ihren ursprünglich angedachten Aufgaben nachkommen können. Die Elternvertretungen sind mitnichten dafür da, Kommunikationsorgan des Bildungsministerium zu spielen. Wohl aber dafür, das Ministerium in wichtigen Fragen des Erziehungs- und Schulwesens beraten, durch die die Belange der Eltern berührt werden. 
Es ist uns wichtig ist, die Schüler- und Elternvertretungen zu stärken, damit sie auch nach dieser Pandemie Schule beeinflussen, mitwirken und sich einbringen. Schule soll ein Ort des Diskutierens, des Streits, des Zusammenfindens und des Aushandelns bleiben. 

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