Rede · 24.03.2017 Rede zu Protokoll gegeben: Jugendberufsagenturen in Schleswig-Holstein

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 63 - Bericht der Landesregierung über die Einrichtung von Jugendberufsagenturen in Schleswig-Holstein

Rede zu Protokoll gegeben

 

„Wir müssen noch besser werden, wenn es darum geht, keinen jungen Menschen zurückzulassen - Jugendberufsagenturen leisten hier einen wichtigen Beitrag“

Ich freue mich, dass die Idee der Einrichtung von Jugendberufsagenturen auch hier im Landtag von Anfang an so viel Zuspruch hatte. Denn die enge Kooperation von Arbeitsagenturen und Jobcentern sowie Jugendämtern und Schulen ist wesentlicher Teil unserer Neuausrichtung des Übergangs von der Schule in den Beruf. Und die Erfahrungen mit dieser rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit sind nicht nur in Stadtstaaten nachweislich positiv. Aus Sicht des SSW sollten wir diesen Weg also unbedingt weitergehen und damit sicherstellen, dass Jugendliche und junge Erwachsene auf ihrem Weg ins Berufsleben möglichst intensiv und individuell beraten und unterstützt werden.

Eins muss allen hier klar sein: Dieser Ansatz ist mit Sicherheit kein Luxus. Das zeigt uns nicht zuletzt die Quote der Schulabbrecher, die mit über 7 Prozent noch immer zu hoch ist. Gleichzeitig bleiben in jedem Ausbildungsjahr fast 600o Stellen im Land unbesetzt. Und rund 7000 junge Leute stecken in der Warteschleife von berufsvorbereitenden Maßnahmen fest. Natürlich gibt es hierfür die unterschiedlichsten Gründe. Aber damit wird in jedem Fall deutlich, dass es eben noch längst nicht gelingt, allen jungen Menschen eine echte Perspektive zu geben. Aus Sicht des SSW ist jedenfalls klar, dass wir hier noch deutlich besser werden müssen.

Ich persönlich meine, dass es kaum wichtigere Aufgaben gibt, als Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Perspektive in eine Ausbildung zu geben. Gerade junge Leute brauchen eine echte Chance auf ein selbstbestimmtes Leben, auf gute Bildung und ein selbsterzieltes Einkommen. Und der vorliegende Bericht zeigt: Dabei macht die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit im Rahmen einer Jugendberufsagentur oftmals den entscheidenden Unterschied. Denn hier übernehmen die verschiedenen Akteure gemeinsam Verantwortung, statt sie sich im Zweifel gegenseitig zuzuschieben. Diese Kultur wollen wir vom SSW unbedingt weiter voranbringen.

Eins habe ich aber schon in der letzten Debatte zu diesem Thema gesagt: Das Modell der Jugendberufsagentur ist kein Allheilmittel. Auch hiermit lassen sich nicht alle Probleme in diesem Bereich lösen. Aber beispielsweise der Blick nach Hamburg zeigt eins ganz klar: Die möglichst enge Vernetzung und Zusammenarbeit der relevanten Akteure - also auch der Schulen - hilft nachweislich dabei, junge Menschen vor Arbeits- und Perspektivlosigkeit zu bewahren. Und weil das sicher in unser aller Interesse ist, sollten wir weiter dafür werben, dass auch bei uns Arbeitsverwaltung, Jugendhilfe und Schulen aber auch Wirtschaft und Kommunen so eng wie möglich zusammenarbeiten. Und zwar nach Möglichkeit flächendeckend. 

Bis heute haben bei uns im Land 5 Jugendberufsagenturen ihre Arbeit aufgenommen. Und in einer Reihe von Kreisen laufen entsprechende Vorbereitungen. Der SSW sieht diese Entwicklung als großen Erfolg und wird den weiteren Ausbau dieser Angebote selbstverständlich mittragen. Aber wir brauchen natürlich weiterhin vielfältige Möglichkeiten, um möglichst alle junge Menschen in ihrer Lebenswelt abzuholen und optimal zu fördern. Noch dazu gibt es vielerorts gut funktionierende Strukturen, an denen wir natürlich festhalten werden. 

Insgesamt gesehen bin ich zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, noch mehr Jugendliche beim Erreichen eines Schulabschlusses und bei der Berufswahl zu beraten und den Abbruch von Schul- oder Ausbildungsgängen zu verhindern. Wir sind hier auf einem guten Weg. Und vor diesem Hintergrund hält der SSW aus voller Überzeugung am Ziel fest, allen jungen Menschen nach dem Verlassen der Schule ein konkretes Anschlussangebot machen zu können. In diesem Sinn werden wir uns weiter einsetzen. 

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