Rede · 20.02.2015 Rede zu Protokoll: In Sachen Geschlechtergerechtigkeit liegt noch sehr viel Arbeit vor uns

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 22 - Vierter Gleichstellungsbericht

Lassen Sie mich zu Beginn eins ganz deutlich sagen: Auch wenn diese Debatte zum Thema Gleichstellung genauso wichtig ist wie viele andere vorher, gibt es in kaum einem Bereich ein solches Missverhältnis zwischen Worten und Taten. Egal ob hier im Land, im Bund oder auf europäischer Ebene: Seit Jahren wird immer wieder über die Gleichstellung von Frauen in verschiedensten Lebensbereichen geredet. Darüber, dass man Geschlechtergerechtigkeit will, ist man sich ja zum Glück schon lange einig. Und dem Bericht entnehme ich, dass es uns als Land auch gelungen ist, innerhalb unserer unmittelbaren Zuständigkeit ein gutes Stück voranzukommen. 

Aber ich denke, wenn wir uns die gesamte Gesellschaft und die Lebenswirklichkeit der Frauen von heute ansehen, dann gibt es noch erhebliches Potential für Verbesserungen. Auch mir ist klar, dass wir hier dicke Bretter bohren. Und doch halte ich es für dringend notwendig, dass alle Verantwortlichen noch eine Schippe drauflegen. 

Wir alle kennen die immer wiederkehrende Berichterstattung über das Problem der gläsernen Decke. Wir alle wissen, dass es bis heute enorm hohe Hürden für Frauen gibt, wenn es um den Zugang zu Führungsetagen und Vorständen der Wirtschaftsunternehmen geht. Alle Jahre wieder, führen wir anlässlich des „Equal-Pay-Day“ Debatten darüber, wie ungerecht die unterschiedliche Entlohnung von Männern und Frauen bei gleicher Qualifikation ist. Darüber, ob die Politik zum Beispiel eine Frauenquote verordnen sollte, lässt sich natürlich trefflich streiten. Das können wir hier gar nicht entscheiden. Aber die Tatsache, dass diese Diskussion in einem Land wie Deutschland auch im Jahr 2015 noch geführt werden muss, stimmt mich wirklich sehr nachdenklich. 

Aus Sicht des SSW gibt es in Sachen Gleichstellung noch jede Menge zu tun. Das wird nicht erst mit Blick auf unsere skandinavischen Nachbarn überdeutlich. Umso mehr freut es mich, dass Schleswig-Holstein in diesen Fragen mit gutem Beispiel vorangeht. Auch wenn es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Der vorliegende vierte Gleichstellungsbericht zeigt die vielfältigen Ansätze und Maßnahmen in diesem Bereich. Und er zeigt, welche Anstrengungen von dieser und von früheren Landesregierungen nötig waren, um Frauen allein im kleinen Bereich der Landesverwaltung zu ihrem Grundrecht zu verhelfen. Bei allem Ärger darüber, dass es insgesamt so langsam vorangeht, will ich diesen Einsatz ausdrücklich loben.

Auch die gewählten Schwerpunkte der Landesregierung sind aus Sicht des SSW sinnvoll gesetzt: Denn wir halten die Stärkung der Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten für unverändert wichtig. Genau wie Verbesserungen bei der geschlechterparitätischen Besetzung von Gremien. Und auch wir sehen im Bereich der geschlechtergerechten Haushaltsführung Potential, das wir dringend stärker nutzen sollten. All diese Ansätze sind wichtig. Und doch hat für mich die diskriminierungsfreie Beurteilung von Frauen in Voll- und vor allem in Teilzeit besonders viel Aufmerksamkeit verdient. Denn es kann einfach nicht angehen, dass Frauen hier durch die Bank weg schlechter beurteilt und damit strukturell benachteiligt werden. Ich denke, hier müssen wir dringend besser werden. 

Allen dürfte bewusst sein, dass wir nicht nur im Bereich der Landesverwaltung weit von einem diskriminierungsfreien und wirklich geschlechtergerechten Arbeitsumfeld entfernt sind. Vor allem in der Wirtschaft muss aus meiner Sicht endlich ein grundlegender Wandel stattfinden. Niedrigere Löhne und verbaute Karrierechancen sind und bleiben ungerecht. Und mittel- bis langfristig können wir es uns auch einfach nicht mehr leisten, gut ausgebildete und motivierte Frauen durch eine verkorkste Familienpolitik und fehlende Anreize  von Führungsjobs oder gleich ganz vom Arbeitsmarkt fernzuhalten. Hier muss Frauen endlich umfassende Teilhabe und Chancengleichheit gegeben werden. Und wenn es um Familie und die Vereinbarkeit mit dem Beruf geht, dann müssen wir echte Wahlmöglichkeiten statt weiterer Fehlanreize schaffen. 

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