Rede · 17.10.2025 Wir müssen den Zuckerkonsum drastisch senken Presseinformation
„Das ist ein dringender Appell, dass wir hier handeln müssen, bevor uns die Welle überrollt! Daher muss es uns gelingen, diese Welle zu brechen. Soft und Energy-Drinks können daher nur ein Anfang sein, wenn es darum geht, dem übermäßigen Zucker den Kampf anzusagen. Es ist Zeit, dass auch wir als Landtag die Verantwortung für die Gesundheit unserer Kinder und die Stabilität unserer Sozialsysteme übernehmen!“
Christian Dirschauer zu TOP 22+26 - Herstellerabgabe auf besonders zuckerhaltige Lebensmittel einführen
Kindergesundheit schützen: Nationale Zuckersteuer in Deutschland einführen (Drs. 20/3674 + 20/3686)
Zucker ist wichtig und ein wertvoller Energieträger, den der menschliche Körper braucht zum Atmen, Denken oder Laufen. Zucker, als Teil einer ausgewogenen Ernährung in Kombination mit einer entsprechenden Bewegung stellt quasi kein Problem dar.
Aber die Menge ist entscheidend. Mit einem hohen Zuckerkonsum steigt das Risiko an Übergewicht zu erkranken, es begünstigt Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Karieserkrankungen. Auch Schlafstörungen oder Konzentrationsschwächen gehören zu den Symptomen eines zu hohen Zuckerkonsums. Damit wird eine übermäßige Zuckeraufnahme zu einer Gefahr für die Gesundheit – für alle Altersgruppen.
Unser Augenmerk muss sich hier aber in erster Linie auf Kinder und Jugendliche richten, eben auf die Altersgruppen, die die gesundheitlichen Gefahren durch ihre Konsumverhalten noch nicht einschätzen können.
So wurden bereits für die Kleinsten Regelungen auf den Weg gebracht, die den Zusatz von Zucker in Tees für Säuglinge und Kleinkinder verbieten. Zudem sind sie gekennzeichnet mit dem Hinweis, dass auf die Zugabe von Zucker und anderen süßenden Zutaten verzichtet werden soll.
Somit ist es gelungen, versteckte Zuckerzusätze in Tees und Säften für Säuglinge und Kleinkinder zu verbieten. Warum? Damit sie gar nicht erst auf den Geschmack kommen. Es geht also, wenn der politische Wille da ist!
Diesen Schritt gilt es nun, auszudehnen auf andere zuckerhaltige Getränke, um insbesondere Kinder und Jugendliche vor den Gefahren eines zu hohen Zuckerkonsums durch Soft- oder Energy-Drinks zu schützen. Dabei geht es jedoch nicht um ein Verbot von Zucker, sondern um eine Abgabe auf Zucker, quasi als Lenkungsinstrument, um den Konsum zuckerhaltiger Getränke zu senken. Dieses Ziel verfolgen beide Anträge, bei der SPD ist es eine nationale Herstellerabgabe auf besonders zuckerhaltige Lebensmittel, bei der Koalition ist es eine nationale Zuckersteuer auf besonders zuckerhaltige Lebensmittel. Beide verfolgen das gleiche Ziel.. Wobei ich sagen muss, dass mir der Antrag der Koalition etwas besser gefällt. Denn ich halte es für richtig, die Mehreinnahmen aus der Zuckersteuer für gesundheitsfördernde Maßnahmen zu nutzen. Und: eine Zuckersteuer gegebenenfalls auf weitere Produkte auszuweiten, halte ich für unablässig, denn das Problem mit offensichtlichen und versteckten Zuckermengen beschränkt sich nicht allein auf Soft- oder Energy-Drinks. Die Gesamtmengen des Zuckerkonsums sind relevant: Wir haben die offensichtlichen Zuckerquellen wie: Süßigkeiten und Schokolade oder Obst, Softdrinks, Säfte oder Marmelade und Schokoaufstrich, Kuchen und Milchprodukte. Und wir haben versteckte Zuckerquellen, beispielsweise in Fertigprodukten, in Ketchup oder in Konserven.
Zucker aus dem Weg zu gehen, wird Verbrauchern damit echt schwer gemacht.
Laut einer Untersuchung des Bundesernährungsministeriums gibt es einen leichten Rückgang beim Zuckerkonsum bei den 18–64-Jährigen gegenüber den Vorjahren. So konsumiert jeder Mensch in Deutschland durchschnittlich 33 Kilogramm Zucker im Jahr. Und damit nehmen die Verbraucherinnen und Verbraucher immer noch doppelt so viel Zucker zu sich, wie empfohlen.
Das Zuckerproblem ist also vielfältiger. Trotzdem ist die Stoßrichtung beider Anträge richtig. Wir müssen es schaffen, den Zuckerkonsum drastisch zu senken. Die gesundheitlichen Auswirkungen des übermäßigen Zuckerverzehrs sind verheerend und die Welle baut sich weiter auf.
Bereits heute belaufen sich die Kosten für die Behandlung von Diabetes auf rund 21 Milliarden Euro pro Jahr. Diabetes kostet die Sozialsysteme in Deutschland insgesamt jährlich 35 Milliarden Euro. Laut einer Studie der Universität Hamburg belaufen sich die Kosten aufgrund von Adipositas auf schätzungsweise rund 34 Milliarden Euro. Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden mit jährlich 46 Milliarden Euro beziffert. Indirekte Kosten wie Arbeitsunfähigkeit oder Frühverrentung sind hier noch nicht eingepreist. Wir reden hier von weit über 100 Milliarden Euro – meine Damen und Herren, das ist keine Aufgabe, das ist ein dringender Appell, dass wir hier handeln müssen, bevor uns die Welle überrollt! Daher muss es uns gelingen, diese Welle zu brechen.
Soft und Energy-Drinks können daher nur ein Anfang sein, wenn es darum geht, dem übermäßigen Zucker den Kampf anzusagen. Es ist Zeit, dass auch wir als Landtag die Verantwortung für die Gesundheit unserer Kinder und die Stabilität unserer Sozialsysteme übernehmen!