Rede · 17.03.2010 Entwurf eines Gesetzes zur Lehrerbildung

Die Idee eines Lehrerbildungsgesetzes ist nicht neu. Schon vor drei Jahren haben wir uns hier im Landtag mit dieser Idee der Grünen auseinander gesetzt. Dass der gleiche Gesetzentwurf jetzt noch einmal in den Landtag eingereicht wird, macht deutlich, dass wir in dieser Problematik noch keinen Schritt weitergekommen sind.

Dabei ist der Gesetzentwurf der Grünen nicht schlecht. Aus Sicht des SSW lohnt es sich zumindest, dieses Thema neu zu diskutieren. Allerdings ist die Gemengelage eine andere als vor drei Jahren. Vor drei Jahren gab es die Aussicht, dass die Schulstruktur in Schleswig-Holstein grundlegend reformiert wird. Mit anderen Worten: Regional- und Gemeinschaftsschulen sowie Gymnasien hätten die Schullandschaft ausgemacht und für eine völlig andere Art und Qualität von Schule gesorgt.

Aus Sicht des SSW galt damals und gilt auch heute noch ganz klar, dass wir nicht weiter Lehrkräfte für Schularten ausbilden können, die es bald nicht mehr gibt. Ich muss allerdings zugeben, dass mir derzeit nicht ganz klar ist, welche Schularten wir in diesem Land in Zukunft haben werden. Damit bin ich nicht allein. Im ganzen Land - bei Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern und vor allem bei den Eltern - wird die Verwirrung von Tag zu Tag größer, in welche Richtung die schleswig-holsteinische Schulpolitik geht. Erst versucht unser liberaler Bildungsminister Herr Dr. Klug die Realschulen wieder zu beleben und scheitert auf jämmerliche Weise. Und anstatt zu erkennen, dass die Zeiten des dreigliedrigen Schulsystems und der sozialen Frühauslese endgültig vorbei sind, wird mit der angekündigten Schulgesetznovellierung auch noch versucht, das gegliederte Schulsystem durch die Hintertür wieder einzuführen.

Angesichts dieses Chaos in der Schulpolitik, ist es nicht einfach, eine Reform der Lehrerausbildung durchzuführen. Denn für welche Schularten soll man ausbilden, wenn man nicht weiß, welche Schulstruktur es eigentlich gibt? Die Idee der Stufenlehrerausbildung ist schon aus dem Grund die einzig vernünftige Lösung. Ganz unabhängig von der Schulart können die zukünftigen Lehrkräfte des Landes sich in ihrer Ausbildung stärker fachlich und pädagogisch profilieren und eine Ausbildung erhalten, die dem modernen Schulalltag gerecht wird. Damit aber kein falscher Zungenschlag entsteht: Die Einführung einer Stufenlehrerausbildung macht insgesamt Sinn, weil damit zum Ausdruck gebracht wird, dass es beim Unterricht nicht auf die Schulart, sondern auf die Binnendifferenzierung und die Förderung des einzelnen Kindes ankommt.

In dem vorliegenden Gesetzentwurf - der eigentlich vielmehr ein grüner Masterplan zur Lehrerbildung als ein Gesetz ist - sind weitere Inhalte zu finden, die aus Sicht des SSW zu einer guten und modernen Lehrerausbildung gehören. Die bessere Verzahnung von Theorie und Praxis, also zum Beispiel Kooperationen von Hochschulen und Schulen und die Einführung des Assistant Teachers, sind hier zu nennen. Aber auch die regelmäßige Weiterbildung der Lehrkräfte sollte an den Schulen thematisiert werden. Ein Weiterbildungskonzept ist somit ein wichtiger Baustein für die Sicherung der Unterrichtsqualität an unseren Schulen.

Der vorliegende Gesetzentwurf enthält eine Reihe von Ideen, die aus Sicht des SSW der richtige Schritt in die Zukunft sind. Gleichwohl darf nicht übersehen werden, dass wir mit der Einführung eines Lehrerbildungsgesetzes einen neuen Weg beschreiten. Bisher ist die Lehrerausbildung in Schleswig-Holstein in Studien- und Prüfungsordnungen geregelt, die an den Hochschulen geschrieben werden.

Es gilt also, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten. Soll heißen: An den Hochschulen müssen die notwendigen Ressourcen geschaffen werden, damit die Experten vor Ort ihre Studienangebote den aktuellen Herausforderungen anpassen können. Hierzu gehört zum Beispiel die Einrichtung des polyvalenten Bachelors Vermittlungswissenschaften an der Uni Flensburg, aber auch die schon jetzt hervorragende Zusammenarbeit zwischen Uni und Schulen, die einen Theorie-Praxis-Transfer möglich machen.

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