Rede · 26.11.2021 Für Friesisch sieht es düster aus

„Friesisch wurde im Schuljahr 2020/21 an 14 öffentlichen und vier privaten Schulen unterrichtet. Im Schuljahr darauf waren es schon nur noch 10 Öffentliche und drei Private. Zeitgleich wurden aus 27 Lehrkräften 24 und die Schülerzahl sank mitsamt der Stundenanzahl.“

Jette Waldinger-Thiering: TOP 43 - Bericht über die Unterrichtssituation im Schuljahr 2020/2021 und Mündlicher Bericht zur Personalversorgung der Grundschulen (Drs. 19/3330 & 19/3280)

Ich hoffe inständig, dass die heutige Debatte um die Unterrichtsversorgung in Schleswig-Holstein eine der letzten ist, in der wir uns dem Thema „Schule unter Corona“ widmen müssen. Denn auch die Unterrichtsversorgung lässt sich natürlich nicht getrennt von der Pandemie behandeln. 
Man kann es zwar versuchen, aber dann landet man bei Daten der Schulstatistik, deren Erhebungswochen zu Beginn des Schuljahres und somit gerade noch vor dem Lockdown lagen. Die Relation „Unterrichtsstunde je Schüler*in“ ist an den allgemeinbildenden Schulen und Förderzentren von 1,68 auf 1,69 gestiegen. Dementsprechend habe sich die Unterrichtssituation im 
Schuljahr 2020/21 erneut verbessert, schlussfolgert die Landesregierung. Und ich weiß nicht so recht, ob ich mich über eine zweite Dezimalstelle freuen kann. 

Eine positive Entwicklung, wenn sie auch unter Umständen entstanden ist, die ich mir so nie gewünscht oder vorgestellt hätte, ist alles, was im zurückliegenden Schuljahr im Bereich der Digitalisierung passiert ist. 
„itslearning“ als Plattform kennt mittlerweile jedes Kind in Schleswig-Holstein und so froh sie wahrscheinlich sind, dass sie in der Regel wieder vor Ort dem Unterricht folgen können, wäre es wirklich schade, ginge uns alles neu dazu gelernt verloren.  
Mein Eindruck ist leider, dass sich das Bildungsministerium schwer damit tut, dem neuen Umgang mit Technik innerhalb der digitalen Schulwelt nachhaltig Raum zu geben. 
Wie Sie wissen, hatten wir aus eben jenem Grund gemeinsam mit der SPD eine Schulgesetzänderung eingereicht, die das digitale Lernen regeln sollte. 
Jamaika hat sich dafür leider nicht begeistern können, aber ich denke es gibt viele verschiedene Lehren, die wir in Zukunft aus dem Unterricht zu Pandemiezeiten ziehen werden. Leseferien, mehr Zeit für Vertiefung des Stoffes, oder auch die besonderen Vorteile von musisch-kreativen Fächern – die kommenden Berichte werden uns viel Stoff liefern. 

Die digitalen Medien helfen uns in Zukunft im Übrigen womöglich sogar bei einem weiteren Schwerpunkt, der für uns als SSW eine herausragende Rolle spielt.  
Der Unterricht in den Regional- und Minderheitensprachen. 
Friesisch wurde im Schuljahr 2020/21 an 14 öffentlichen und vier privaten Schulen 
unterrichtet. Im Schuljahr darauf waren es schon nur noch 10 Öffentliche und drei Private.
Zeitgleich wurden aus 27 Lehrkräften 24 und die Schülerzahl sank mitsamt der Stundenanzahl. Für Friesisch sieht es düster aus, man kann es nicht anders beschreiben.
Wir haben Ihnen umfassende Vorschläge zur Verbesserung der Situation des Friesischunterrichts geliefert und warten immernoch gespannt auf ihre Umsetzung. 

Zur generellen Unterrichtssituation und Personalversorgung der Grundschulen gehört natürlich auch die Umsetzung des Rechts auf Ganztagsschule. 
Und da stehen wir einfach vor massiven Herausforderungen. Wir haben Schulen in Schleswig-Holstein, an denen regelmäßig nicht genügend Personal vor Ort ist, um eine Ganztagsbetreuung zu garantieren. 
Es ist davon auszugehen, dass je nach Region bis zu 20 Prozent der Lehrerstellen in Grundschulen nur provisorisch besetzt sind. 

Frau Prien betont an dieser Stelle oft, dass der Mangel nur punktuell sei, aber wenn in fast allen Kreisen des Landes offene Stellen sind, dann bilden die Punkte eben doch ein Netz. 
Es funktioniert nicht, Dithmarschen, Steinburg, Segeberg und Herzogtum Lauenburg als punktuelle Probleme zu betiteln und den Schulträgern zu sagen, sie müssten nur für sich werben. Sie haben hier eine Fläche von der Westküste des Landes bis in den Süden, die sich quer durch die untere Hälfte unseres Bundeslandes zieht. 

Wir haben einen derartigen Lehrkräftemangel, besonders im ländlichen Raum, dass noch im September Eltern hier vor dem Landeshaus gegen Unterrichtsausfälle demonstriert haben. 
Und da hilft es leider gar nichts, wenn die Unterrichtsversorgung an den Grundschulen auf dem Papier bei 102 Prozent liegt, aber die Stellen nicht besetzt werden.
Ich erwarte von einem Bildungsministerium, dass es hier gezielt eingreift, statt auf Eigenverantwortung zu verweisen!

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