Rede · 09.04.2014 Krabben- und Muschelfischerei im Nordseeküstengewässer

Die Fischerei – und dazu zählen auch die Krabben- und Muschelfischerei – ist ein wichtiger Teil der schleswig-holsteinischen Nordseeküstengewässer und sie gehören zum echten Norden dazu. Sie gehört zu den traditionellen Nutzungen und aus diesem Grund ist sie im Schleswig-Holsteinischen Nationalparkgesetz fest verankert. Damit hat die Fischerei quasi einen rechtlichen Schutzstatus.
Ich sage dies so deutlich, weil es immer wieder zu Differenzen zwischen den Interessen des Naturschutzes und den wirtschaftlichen Interessen der Fischer kommt. Angesichts der nationalen und internationalen naturschutzfachlichen Bedeutung des Wattenmeeres, sind solche Konflikte manchmal unvermeidlich. Auf der einen Seite die Forderungen nach umfangreicheren Schutz der natürlichen Lebensräume, auf der anderen Seite die Fischer, die ihre wirtschaftlichen Interessen in Gefahr sehen.
Wir haben im Nationalpark klar definierte Schutzzonen, die bis zur Nullnutzung gehen. Diese Zonen wurden in einem langen und durchaus kontrovers geführten Prozess, zwischen allen Beteiligten an der Westküste geeint. Und deshalb sage ich ganz deutlich: Beide Seiten haben ihre Berechtigung und dies wird von uns weder angezweifelt noch in Frage gestellt.
Es ist unbestritten, dass das Verhältnis zwischen dem MELUR und den Krabben- und Muschelfischern in der Vergangenheit nicht das Beste war. Aber mein Eindruck ist, dass diese Anlaufschwierigkeiten mittlerweile abgeklungen sind. Die Küstenkoalition ist nämlich gar nicht so schlimm wie einst befürchtet wurde.

Über mehrere Jahre haben die Krabbenfischer unter dem Preisdiktat einiger Krabben-Großhändler stark gelitten – dabei ging es sogar bis zur Existenzgefährdung der Krabbenfischer. Die EU hat gegen das „Krabben-Kartell“, wegen Preis- und Mengenabsprachen, Ende letzten Jahres eine Strafe in Millionenhöhe verhängt. Dieser Druck, hat die Krabbenfischer veranlasst, mit ihren Kollegen aus Niedersachsen, die Erzeugergemeinschaft Deutscher Krabbenfischer zu gründen, um sich unabhängig von Großhändlern zu machen. Zu diesem Schritt kann man den Krabbenfischern nur gratulieren.
Die allgemeine Preissituation am Markt hat sich in den letzten beiden Jahren erheblich verbessert und seitdem fahren die Krabbenfischer Erlöse auf Rekordniveau ein und man kann optimistischer in die Zukunft blicken. Diese Erlöse sind aber auch wichtig, um die Flotte für die Zukunft fit zu machen und um sie auf eine nachhaltige Fischerei umzurüsten.
Dies waren auch die Schwerpunktthemen des diesjährigen Krabbenfischereitages in Büsum. Es ist zu begrüßen, dass sich die Krabbenfischer dieser Themen annehmen und sich für umweltgerechtere Fangmethoden, energieeffizientere Schiffe und Prozesse an Bord engagieren. Wir werden die Krabbenfischer bei diesen Projekten unterstützen und sie auf ihrem Weg weiter begleiten. Hier sind Politik, Forschung und Fischer auf einem gemeinsamen Weg, um nachhaltige Fischereimethoden beim Krabbenfang zu verbessern.

Die gezüchteten Miesmuscheln aus dem Wattenmeer gelten als die Besten der Welt. Doch die Miesmuschelwirtschaft zeichnet sich stets durch stark schwankende Erträge aus. So gab es gerade in der Vergangenheit überdurchschnittlich viele schlechte Jahre, wo auch die Besatzmuschelmengen zur Belegung der Kulturen insgesamt zurückgegangen sind. Dieser Rückgang sollte kompensiert werden durch die Einführung von Besatzmuscheln, um die wirtschaftliche Nutzung der Miesmuscheln weiter zu gewährleisten. Wie wir wissen wurde der Import von Muscheln aus Gebieten, die außerhalb des Schleswig-Holsteinischen Nationalparks liegen, gerichtlich untersagt. Hier sind nun Lösungen gefragt, wie die Fischer Besatzmuscheln, aus heimischem Gewässer, gewinnen können, um sie anschließend weiter kultivieren zu können. Die dafür genutzten Saatmuschelgewinnungsanlagen, die sogenannten Smartfarms, zeichnen jedoch neues Konfliktpotential auf, da sie aus Sicht der Naturschutzverbände nicht mit den Zielen des Nationalparks in Einklang zu bringen sind.
Die Muschelfischerei muss im Nationalpark weiter möglich sein. Hier müssen kompromissfähige Lösungen gefunden werden, damit die Muschelfischer an der Westküste ihrer traditionellen Nutzung weiter nachgehen können. Schließlich gehören auch die Muschelfischer an der Westküste zum echten Norden.

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