Rede · 04.05.2006 TOP 20 Neuordnung der Lehrerbildung

Reformen an der Lehrerbildung werden zurzeit in allen Bundesländern durchgeführt. Dabei geht es in erster Linie um die Anforderungen des Bologna-Prozesses. Von Anfang an ist aber deutlich gewesen, dass es auch um inhaltliche Weichenstellungen gehen muss. Zu den ganz zentralen Fragen gehören daher aus Sicht des SSW: Eine bessere Verzahnung von Theorie und Praxis in der Lehrerbildung und der Punkt, ob weiterhin nach Schularten ausgebildet werden soll. Konkret geht es hier und heute um die vorliegenden Anträge zur Lehrerbildung von Bündnis 90/Die Grünen und den Fraktionen von CDU und SPD.

Schon vor der Ausschussberatung hatte sich der SSW für den grünen Antrag ausgesprochen.
Nicht entscheidend ist für uns in diesem Zusammenhang, ob wir bis in alle Details die Auffassung der Grünen teilen. Das tun wir nicht, kann ich hinzufügen – z.B. nicht, wenn es darum geht, das Referendariat durch ein Trainee-Jahr zu ersetzen. Wir meinen aber genau wie die Kolleginnen und Kollegen der Bündnis-Grünen, dass die Lehrerausbildung künftig nach einem Stufenlehrerkonzept erfolgen sollte. Parteiübergreifend sind wir uns, so denke ich, dahin gehend einig, dass mehr Schulpraktika und insgesamt eine bessere Verzahnung von Theorie- und Praxisteilen in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern gewährleistet sein müssen.

Leider deutet bei der Neuordnung der Lehrerbildung vieles darauf hin, dass es wieder zu der Verhaftung der üblichen Verdächtigen kommen wird. Um so bedauerlicher ist es, dass bislang auch die KMK an schulartenbezogenen Ausbildungsgängen festhält, anstatt die Ausbildung für die unterschiedlichen Lehrämter an einem gemeinsamen Kerncurriculum zu orientieren. Wir können die neue KMK-Präsidentin als Bildungsministerin unseres Landes nur ermutigen, in diesem Sinne tätig zu werden.

Es kann aus Sicht des SSW kein Tabuthema sein, zu sehen, wie durch eine andere Gestaltung der Lehrerbildung Synergieeffekte erzielt werden können. Die starke Zersplitterung der Lehrerausbildung ist nicht mehr zeitgemäß und schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass der so oft genannte demographische Wandel – auch ohne schulpolitische Dimension – zu erheblichen Veränderungen in der Schullandschaft führen wird.
Sieht man diesen Veränderungsdruck als Chance, dann haben wir jetzt die Möglichkeit, das System Schule auch inhaltlich zu verändern – und dazu gehört nicht zuletzt eine Neuausrichtung der Lehrerbildung.

Die andere Seite dieses Prozesses ist, wie schon erwähnt, die Umstellung auf Bachelor-/Masterstudiengänge. An der Universität Flensburg ist diese Umstellung bereits fortgeschritten, und das ist gut so. Stutzig machte mich aber eine Bemerkung des Herrn Staatssekretärs in der letzten Sitzung des Bildungsausschusses, wo er anführte, dass die neuen Bachelor-/Masterstudiengänge nicht KMK-konform seien. Meines Wissens hat die Universität eng mit der KMK-Ebene zusammengearbeitet.

Vom Bildungsministerium erwarte ich, dass es sich dafür einsetzt, dass die vorhandenen Spielräume auch genutzt werden. Ich erwarte auch, dass die Rahmenbedingungen so sein werden, dass sowohl das Fach Dänisch wie auch das Fach Friesisch künftig gesichert und gestärkt werden.

Denn richtig ist ja, was unter anderem aus der schriftlichen Stellungnahme der Universität Bielefeld hervorgeht, dass mit der Umstellung auf Bachelor-/Masterstudiengänge die Unterfinanzierung der Hochschulen nicht behoben werden: „Sie wird vielmehr in drastischer Weise für Studierende und Lehrende erfahrbar: Die konsequent kontrollierte Anwesenheit der Studierenden führt zu völlig überfüllten Lehrveranstaltungen und zur hochschuldidaktischen problematischen Wiederkehr von Großvorlesungen.“

Es gibt also noch viel zu tun – sowohl unter hochschulpolitischen wie auch unter schulpolitischen Gesichtspunkten!

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