Rääde · 23.02.2018 Deutsch-als-Zweitsprache-Angebote eine sinnvolle Investition in die Zukunft

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 32 - Integration durch gute „Deutsch als Zweitsprache“ (DaZ)-Angebote

„Küstenkoalition hat schnell reagiert und den Grundstein für Integration gelegt“

Dass Sprache der Schlüssel für eine gelingende Integration ist, kann niemand ernsthaft bestreiten. Der SSW hat deshalb immer gefordert, dass die Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, die Chance auf Teilhabe und gute Bildung haben müssen. Das Erlernen der deutschen Sprache ist natürlich die absolute Grundvoraussetzung, wenn es darum geht, diese Chancen zu nutzen. Als besonders viele Geflüchtete zu uns nach Schleswig-Holstein gekommen sind, hat die Küstenkoalition deshalb bekanntlich schnell gehandelt. Getragen von einem breiten Konsens, haben wir erhebliche Kapazitäten im Bereich „Deutsch als Zweitsprache“ aufgebaut. Damit wurde früh und effektiv der Grundstein für den Spracherwerb und für eine gelingende Integration gelegt. 

Natürlich ist diese Tatsache für sich genommen positiv. Aber sie ist mit Sicherheit kein Grund, sich auszuruhen. Wenn wir uns zum Beispiel die Integration von geflüchteten Menschen in Ausbildung anschauen, muss man feststellen, dass wir hier noch ziemlich am Anfang stehen: Ganze 319 haben im letzten Jahr eine Ausbildung angefangen. 2016 lag diese Zahl gerade einmal bei 100. Wenn wir uns bewusst machen, dass alleine 2015 um die 35.000 Menschen zu uns geflohen sind. Und wenn wir bedenken, dass viele von ihnen jung und im besten Ausbildungsalter sind, dann ist das schon noch ausbaufähig. Nicht zuletzt, weil Sprache gerade im Arbeitsumfeld besonders gut erlernt wird. Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass wir noch deutlich besser werden müssen, wenn wir diesen Menschen eine echte Perspektive bieten wollen.

Nicht nur das Beispiel Berufsausbildung sondern auch der Blick auf unsere Hochschulen macht doch eins deutlich: Wir begreifen Zuwanderung noch längst nicht immer als Chance. Und wir handeln leider auch nicht überall entsprechend. Wir alle wissen doch, dass es nach wie vor hohe Hürden bei der Anerkennung von Abschlüssen gibt. Und Geflüchtete stoßen auch heute noch auf unnötige bürokratische Hindernisse auf ihrem Weg ins Studium. Der Ausbau und die Einigkeit beim Thema DaZ-Versorgung zeigen zwar, dass wir auf einem guten Weg sind. Aber wir sollten die Teilhabechancen möglichst breit denken und uns eben nicht auf den Spracherwerb allein beschränken.

Doch auch vor diesem Hintergrund will ich für den SSW eins ganz deutlich machen: Die Entscheidung für 252 zusätzlichen Stellen im DaZ-Bereich ist absolut richtig. Diesen Ausbau der Angebote begrüßen wir natürlich ohne Einschränkung. Und auch wenn die exakte Verteilung der Stellen noch nicht fest steht, machen die gewählten Schwerpunkte aus meiner Sicht Sinn. Denn es gibt nun mal einen großen Bedarf bei der Alphabetisierung und bei DaZ-Mathe. Und auch bei der wichtigen Unterstützung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf gibt es Defizite. Deshalb können wir diese Maßnahme nur unterstützen.

Darüber, wie wichtig diese Angebote sind, sind wir uns ja weitestgehend einig. Und wir alle kennen die Grundsätze, die für diese Aufgabe gelten: DaZ-Zentren sind für die Kinder und Jugendlichen mit geringen Sprachkenntnissen zuständig. Nach Verlassen der Basisstufe sollen die Kinder und Jugendlichen dann am Unterricht in Regelschulen aller Schularten teilnehmen. Dort können sie bis zu 6 weitere Stunden in der Woche ergänzenden DaZ-Unterricht bekommen. Ich denke, diese Struktur ist sinnvoll und so weit unstrittig. Im Sinne der betroffenen Kinder und Jugendlichen ist und bleibt es aber wichtig, dass es diese Angebote möglichst flächendeckend gibt. Und es ist wichtig, dass sie dem individuellen Bedarf entsprechen. Deshalb hat der SSW definitiv nichts dagegen, wenn für diese wichtige Aufgabe weitere Ressourcen eingesetzt werden. Aus unserer Sicht gibt es kaum eine sinnvollere Investition in die Zukunft. 

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