Rääde · 22.01.2004 Förderung der Hospizbewegung

Fast jeder von uns hat in seinem unmittelbaren Umfeld erlebt, dass ein Mensch stirbt. Wer die Erfahrung gemacht hat, dass sich ein nahestehender Mensch aus dem Leben verabschieden muss, der weiß, wie wichtig eine helfende Hand, ein tröstliches Wort oder eine Geste der Unterstützung ist. Trotzdem findet das Sterben in unserer Gesellschaft allzu häufig noch im verborgenen statt. Wer nicht unmittelbar betroffen ist, verdrängt den Tod und vermeidet es, sich mit dem Sterben auseinander zu setzen. Als Betroffene - sei es als Kranker oder als Angehöriger - steht man hilflos vor den Problemen. Dass dies nicht zwangsläufig so sein muss, verdanken wir maßgeblich der Hospizbewegung. Es ist ihr großer Verdienst, immer wieder das Sterben in unser Bewusstsein zu holen, um eine Auseinandersetzung damit zu ermöglichen.

Im Bericht der Landesregierung über die Hospizbewegung und die Hospizeinrichtungen zeigt sich ein eindrucksvolles bürgerschaftliches Engagement in Schleswig- Holstein. Die einzelnen Initiativen bieten eine Bandbreite von vielen ehrenamtlich getragenen Hilfsangeboten bis zu einer Sterbebegleitung. Dabei unterscheidet sich das Engagement in der Hospizbewegung von anderen Ehrenämtern. Es befasst sich mit einem Tabuthema, das für die Begleiter eine große psychische Belastung bedeutet. Sie müssen deshalb einen erheblichen Ausbildungs-, Fortbildungs- und Zeitaufwand für die Ehrenamtlich Tätigen erbringen. Die Menschen in der Hospizbewegung haben unseren größten Respekt dafür verdient, dass sie diese Arbeit ehrenamtlich für Sterbende und deren Angehörige leisten.

Das Land unterstützt diese Bewegung nicht nur moralisch, sondern auch mit Geld. Nur ein Teil der Hospizgruppen beantragt jedoch eine Unterstützung durch das Land. Die in den letzten Jahren bereitgestellten Haushaltsmittel, die nur zur Unterstützung dieser ehrenamtlich Arbeit dienen, sind in den letzten Jahren nicht in voller Höhe ausgeschöpft worden, obwohl gerade auch Projekte zur Aus- Fort- und Weiterbildung, Supervision und für die Öffentlichkeitsarbeit gefördert werden können. Dies liegt nach Ansicht der Landesregierung unter anderem an den bürokratischen Anforderungen, die leider notwendig sind. Dazu kommt auch, dass viele lieber unabhängig, selbstbestimmt und spontan handeln wollen. Das müssen wir respektieren. Es zeigt die Stärke des ehrenamtlichen Engagements in diesem Bereich.

Die Krankenkassen sind seit 2002 an der Förderung der Hospizarbeit beteiligt. Mit dem Pflegeleistungsergänzungsgesetz wurde diese Möglichkeit eingeführt, ambulante Hospizdienste zu fördern. Auch in diesem Bereich werden zur Zeit noch nicht die höchstmögliche n Förderungen ausgeschöpft. Der Hospizverband, in dem alle organisiert sind, geht davon aus, dass es auch hier Initiativen gibt, die ihrem Selbstverständnis nach diese Förderung nicht wünschen. Entscheidend ist aber, dass alle, die, die den Anforderungen der Rahmenvereinbarung entsprechen, annähernd eine Vollförderungen von den Krankenkassen erhalten können.

Die ehrenamtlichen Sterbebegleiter betreuen in den meisten Fällen Menschen ambulant. Es gibt aber auch in begrenztem Umfang stationäre Hospize und Palliativstationen. Auch hier ist die Finanzierung weitgehend unproblematisch. Die konzeptionelle Entwicklung der Hospizbewegung und der entsprechenden Einrichtungen sollte zukünftig die flächendeckende Versorgung für alle Altersgruppen – eben auch der Kinder – unbedingt berücksichtigen.

Das Konzept der Landesregierung, den Schwerpunkt bei der Unterstützung der Hospizbewegung auf die Vernetzung und Verzahnung von ambulanten und stationären Einrichtungen zu legen, halten wir für richtig. Dies entspricht auch den zentralen Entwicklungsperspektiven des Hospizverbandes.

Abschließend sei aber auch daran erinnert, dass der größere Teil der Menschen immer noch in "normalen" Krankenhäusern stirbt. Wir werden auf lange Zeit nicht dahin kommen, dass alle Menschen sich in einem Hospiz aus dem Leben verabschieden können. Deshalb ist es wichtig, dass die grundlegenden Ideen der Hospizbewegung, ein menschlicheres Sterben zu ermöglichen, auch in Krankenhäusern und Pflegeheimen Eingang finden. Entsprechende Bemühungen finden auch statt. Ich finde es wichtig, dass auch dieser Bereich weiterhin unsere Aufmerksamkeit hat.

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