Rääde · 14.12.2022 Geothermie in Wärmenetzen macht Sinn

„Die Geothermie ist ein Teil der Antwort auf die Frage, wo denn die emissionsfreie Wärme für die Wärmenetze herkommen soll.“ 

Sybilla Nitsch TOP 24 - Potenziale der Geothermie in Schleswig-Holstein nutzen (Drs. 20/481)

Grundsätzlich bin ich da ganz bei CDU und Grünen: die Geothermie muss ein Grundpfeiler der künftigen Wärmeversorgung für Deutschland sein. Fast ein Fünftel der CO2-Emissionen in Deutschland entstehen durchs Heizen. Das ist eine beachtliche Menge CO2, die sich einsparen ließe, wenn man hier auf emissionsfreie Alternativen setzen würde.  
Aber ich sage Ihnen ehrlich: der von Ihnen formulierte Antrag ist dennoch wenig konkret. Die Frage ist doch: sprechen wir von oberflächennaher Geothermie oder sprechen wir von Tiefenbohrungen. Das sind zwei Paar Schuhe. Wir werden der Thematik nicht gerecht, wenn wir einfach nur sagen, ja, die Geothermie im Allgemeinen, die ist doch ganz nett. Denn sprechen wir von oberflächennaher Geothermie, dann sind das Einzelmaßnahmen, die von Hauseigentümern umgesetzt werden und vielleicht 25.000 Euro Investitionskosten verursachen. Sprechen wir aber von Tiefenbohrungen, mit denen wir ganze Quartiere beheizen können, schlagen diese mit Kosten von vielleicht 15 oder 20 Mio. Euro zu Buche. Aber die Potenziale sind hier tatsächlich besonders groß. Ging man noch vor wenigen Jahren davon aus, dass die tiefe Geothermie in Norddeutschland nicht funktionieren würde, weil die Wassertemperaturen in der Tiefe zu niedrig sind, hat sich das mit der Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten grundlegend verändert. In Schwerin will man bereits im kommenden Jahr etwa 10 Prozent der Haushalte mit Wärme aus der Geothermie versorgen. Auch in Hamburg finden aktuell Bohrungen statt. Gerade die tiefe Geothermie hat ihr schlechtes Image weitgehend zu Unrecht. 
„Vor der Hacke ist duster“ sagen die Bergleute. Man weiß also vorher nie genau, welche Bedingungen man im Untergrund vorfindet. Und weil das so ist, sind hier natürlich eine gute Überwachung und wissenschaftliche Begleitung zwingend geboten. Aber da wir bei der tiefen Geothermie im Bergbaurecht sind, sind die Anforderungen auch so hoch, dass kaum je Probleme auftreten. 

Wer sich noch an das Schreckensbeispiel aus Staufen erinnert, wo sich der ganze Ort binnen kurzer Zeit nach einer Bohrung um einen halben Meter anhob und wer das als Negativbeispiel aus dem Hut zieht, sei daran erinnert, dass dort hinter dem Rathaus eine kleine Bohrung für die Wärmeversorgung des Rathauses der Auslöser war. 
Tatsächlich treten die meisten Probleme auch heute eher im Bereich der oberflächennahen Geothermie auf. Vieles spricht also dafür, größer zu denken und eher auf Tiefenbohrungen zu setzen, mit denen man ganze Orte versorgen kann. Und hier tragen die Investoren natürlich auch das größte Risiko, weil man vorher nicht genau weiß: reicht die Wassermenge, genügt die Temperatur? 
Hier sollten wir Fördermittel bereitstellen, um zumindest einen Teil des Ausfallrisikos abzufedern. Wenn die Bohrung ein Erfolg war und die Anlage läuft, kann man kaum günstigere Wärme produzieren. Ob nun der Einbau einer privaten Erdwärmepumpe über die ohnehin schon vorgesehene Förderung von privaten Wärmepumpen hinaus bezuschusst werden soll, muss man hingegen abwägen. Denen, die ohnehin genug haben, wollen wir nicht noch mehr obendrauf geben. Allerdings sollen die, die eine solche Investition nur knapp schultern können, auch nicht allein gelassen werden. Nicht jeder Eigenheimbesitzer ist wohlhabend, auch das dürfen wir nicht vergessen. Aber wir sollen uns auch nicht im Klein-Klein verlieren. Das große Potenzial entfaltet die Geothermie ganz klar, wenn wir damit Wärmenetze betreiben. 
Auf diese Weise können wir perspektivisch etwa 40 Prozent der gesamten deutschen Wärmeversorgung abdecken. Dieses Potenzial können und dürfen wir nicht ungenutzt liegen lassen. Im November-Plenum haben wir über die Fernwärme debattiert. Die Geothermie ist ein Teil der Antwort auf die Frage, wo denn die emissionsfreie Wärme für die Wärmenetze herkommen soll. Denn auf diese Weise können wir die Wärme sogar klimaneutral gewinnen. Hier müssen wir die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Energieversorger investieren, damit der Umstieg auf eine CO2-neutrale Wärmeversorgung zeitnah gelingt! 

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