Rääde · 21.02.2020 Inklusion an Schulen mit Geduld und Ehrgeiz weiterentwickeln

Wir wollen nicht nur den Anteil der inklusiv beschulten Kinder erhöhen, sondern die Inklusion vor allem auch qualitativ weiterentwickeln. Und weil wir wissen, dass es dabei nicht zuletzt um Ressourcen geht, sind wir natürlich immer bereit, weitere Aufstockungen mitzutragen.

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 32 - Bericht zum Stand der Inklusion im schulischen Bildungsbereich (Drs. 19/1913)

Der Weg zur inklusiven Gesellschaft ist lang. Das wissen wir alle. Auch ein Bericht zum Stand der Inklusion an Schulen zeigt, dass wir es mit einem langwierigen Prozess zu tun haben. Das ist keine Überraschung. Aber mir ist dieser Hinweis trotzdem wichtig. Und zwar aus zwei Gründen: Zum einen, weil Inklusion weit mehr ist als eine reine Quotenfrage. Der tatsächliche Stand der Inklusion ist nicht einfach mess- und vergleichbar. Und schon deshalb taugt das Thema nicht für platte Vorwürfe und Profilierungsversuche. Und zum anderen, weil wir durch diesen Prozesscharakter immer wieder Gefahr laufen, uns mit zu kleinen Schritten zufrieden zu geben.

Aus Sicht des SSW liegt die Herausforderung also vor allem darin, gleichzeitig geduldig aber auch ehrgeizig zu bleiben. Und mit Blick auf diesen wirklich guten Bericht und unsere Rolle als Oppositionspartei bedeutet das vor allem eins: Auch wenn wir gerade beim Thema Inklusion immer wieder einzelne Kritikpunkte sehen, ändert das nichts an unserer grundlegenden Haltung. Wir wollen nicht nur den Anteil der inklusiv beschulten Kinder erhöhen, sondern die Inklusion vor allem auch qualitativ weiterentwickeln. Und weil wir wissen, dass es dabei nicht zuletzt um Ressourcen geht, sind wir natürlich immer bereit, weitere Aufstockungen mitzutragen. 

Man kann gar nicht oft genug betonen, dass das Recht auf inklusive Beschulung ein Menschenrecht ist. Für uns folgt daraus auch, dass wir echte Chancengleichheit herstellen und allen Kindern einen höchstmöglichen Abschluss ermöglichen müssen. Ein inklusives Schulwesen sortiert nicht aus, indem es Kinder in Schubladen steckt. Die inklusive Schule unterstützt und fördert Schülerinnen und Schüler unabhängig davon, welchen besonderen Bedarf sie haben. Wir sind uns darüber einig, dass sich diese Aufgabe nur in gut ausgebildeten multiprofessionellen Teams lösen lässt. Aber für uns bleibt auch wichtig, dass wir die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen erhöhen und zum Beispiel die Gymnasien stärker in die Pflicht nehmen müssen. 

Mir ist bewusst, dass Anspruch und Wirklichkeit oft noch weit auseinander liegen. Fast alles hängt an den finanziellen und personellen Ressourcen. Auf Lehrkräften, Schulassistenten und Schulbegleitern lastet enorme Verantwortung. Und häufig ist diese Verantwortung noch zu groß. Wir können uns also gerne miteinander über eine reformierte Lehrerbildung freuen. Denn seit 2014 lernen Lehrkräfte aller Schularten die pädagogischen und didaktischen Basisqualifikationen für den Umgang mit Heterogenität und Inklusion. Und natürlich begrüßen wir es, wenn man zum Beispiel in Lübeck mit einer Pool-Lösung bei der Schulbegleitung neue Wege geht. Doch trotz dieser Fortschritte müssen wir jede Möglichkeit nutzen, um qualifiziertes Personal im Land zu halten und unsere Schulen besser auszustatten. 

In Sachen inklusive Bildung liegen natürlich noch weitere Herausforderungen vor uns. Wer sich vor Ort in den Schulen umschaut, wird bestätigen, dass wir noch viele Barrieren abbauen müssen. Dabei geht es mir längst nicht nur um den klassischen Fall eines Schülers oder einer Schülerin im Rollstuhl. Sondern zum Beispiel um bauliche und akustische Maßnahmen für hörgeschädigte Kinder oder um Räume für Pflege. Auch das ist Voraussetzung für eine gelingende Inklusion und muss mitgedacht und finanziert werden. Und auch hier müssen wir Geduld mitbringen, ohne dabei den Ehrgeiz für Verbesserungen zu verlieren. 

Im Bericht wird abschließend kurz auf einen weiteren wichtigen Punkt hingewiesen. Und zwar den, dass Inklusion natürlich über Kita und Schule hinausgedacht werden muss. Auch bei der beruflichen Orientierung - und damit beim Übergang von Schule zu Beruf - und mit Blick auf die Herausforderung eines inklusiven Arbeitsmarkts müssen wir inklusiv denken. Spätestens damit wird deutlich, dass Inklusion nicht nur eine Dauer- sondern auch eine Querschnittsaufgabe ist. Es liegt also noch viel Arbeit vor uns. Aber nur so wird es gelingen, das umfassende Recht auf Teilhabe von Menschen mit Behinderungen sicherzustellen. 

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