Speech · 25.07.2025 Klimawandel und Extremwetter warten nicht auf uns!
„Klimaanpassung ist für uns nicht nur Umweltpolitik, sondern eine integrative Vorsorgeaufgabe: für unsere Städte, für unsere Dörfer, für unsere Landwirtschaft – und vor allem für die Menschen, die hier leben.“
Christian Dirschauer zu TOP 45 - Klimafolgen ernst nehmen – Strategischer Aktionsplan gegen Hitze und Dürre in Schleswig-Holstein (Drs. 20/3453)
Die letzten Jahre haben es überdeutlich gemacht: Hitze, Dürre und Starkregen sind keine Ausnahmesituationen mehr – sie sind zur Regel geworden.
Wir begrüßen den vorliegenden Antrag der SPD-Fraktion, denn er benennt klar, worum es jetzt gehen muss: Wir brauchen einen strategischen, landesweiten Plan zur Anpassung an die Klimafolgen – mit konkreten, umsetzbaren Maßnahmen und einer ressortübergreifenden Verantwortung. Es geht hier nicht nur um Umweltpolitik, sondern auch um Gesundheit, soziale Teilhabe, Landwirtschaft, Infrastruktur und Stadtentwicklung. Damit wird deutlich: die Auswirkungen von Hitze und Dürre stellen uns in vielen Bereichen vor Herausforderungen. Dies ist keine neue Erkenntnis und so ist dies auch keine neue Debatte. Bereits im letzten Jahr haben wir darauf hingewiesen, dass neben Schwangeren, Kleinkinder, Kranke und vor allem ältere Menschen unter den Folgen der Hitze leiden. Hitzeschutz – insbesondere im urbanen Raum – ist nicht als Einzelmaßnahme zu behandeln, sondern als ganzheitliche Aufgabe. Es braucht verbindliche Hitzeaktionspläne für Pflegeeinrichtungen, Schulen und Kitas, bessere Aufklärung, technische Schutzmaßnahmen wie Belüftung, Verschattung, und vor allem eine breite öffentlichkeitswirksame Sensibilisierung. Hier dürfen wir als Land unsere kommunale Ebene nicht im Stich lassen.
Mit dem Fahrplan für Schleswig-Holstein existieren bereits Grundlagen für eine koordinierte Klimaanpassung. Diese Strukturen sind wichtig – sie könnten aber durch mehr Transparenz und eine konsequent umgesetzte Gesamtstrategie ergänzt werden, wie sie der SPD-Antrag einfordert. Das heißt, wir haben längst kein Wissensdefizit, sondern ein Handlungsdefizit. Und wir spüren Jahr für Jahr, dass der Klimawandel und seine Extremwetterlagen nicht auf uns warten.
Ein entscheidender Bereich dabei ist unsere urbane Infrastruktur. Städte heizen sich zunehmend auf, versiegelte Flächen speichern Hitze und grüne Rückzugsräume sind vielerorts Mangelware. Hier müssen wir gezielt gegensteuern – durch mehr Begrünung, aber auch durch technische und gestalterische Maßnahmen. Wir müssen Flächen entsiegeln und Platz schaffen für kleine, klimaresiliente Stadtwälder. Sogenannte Tiny Forests – sind ein Beispiel für innovative Ansätze mit großer Wirkung: Sie schaffen Verdunstungskühle, verbessern das Mikroklima und stärken die Biodiversität – und das mitten in der Stadt. Gleichzeitig brauchen wir flächendeckende Entsiegelungskonzepte, etwa für Schulhöfe, Parkplätze oder Verkehrsflächen, damit Regenwasser wieder versickern kann – und damit wir in Zeiten von Starkregen nicht vor überlasteten Abwassersystemen stehen.
Auch Wasserspender, Verdunstungsflächen oder mobile Beschattungen sollten viel selbstverständlicher Teil unserer Stadtgestaltung sein – sie schaffen nicht nur Kühle, sondern schützen ganz konkret die Gesundheit der Menschen. Gerade in dicht besiedelten Quartieren ist das überfällig.
Aber nicht nur unsere Städte, auch der ländliche Raum braucht vorausschauende Anpassung. Landwirtschaft und Wasserhaushalt geraten durch Dürreperioden zunehmend unter Druck. Hier brauch es eine Kombination aus Moorschutz, Wiedervernässung und Agroforstwirtschaft – also landwirtschaftliche Systeme, die gezielt auf Durchmischung, Wasserrückhalt und Schatteneffekte setzen. Das ist ökologisch sinnvoll, langfristig wirtschaftlich stabilisierend und ein aktiver Beitrag zur Klimaanpassung.
Ein strategischer Aktionsplan muss mehr sein als eine Sammlung von guten Ideen. Was wir brauchen, ist Koordination und Transparenz und vor allem Verbindlichkeit in der Umsetzung. Und da haperts in weiten Teilen. Der Antrag greift hier viele Bereiche auf, die mit unterschiedlichen Maßnahmen behandelt werden müssen. Zugegeben, damit ist die Messlatte für einen solchen strategischen Aktionsplan durchaus hochgelegt. Aber wir dürfen es uns nicht leicht machen und einfach drunter herlaufen. Wir müssen es angehen, auf allen politischen Ebenen.
Klimaanpassung ist für uns nicht nur Umweltpolitik, sondern eine integrative Vorsorgeaufgabe: für unsere Städte, für unsere Dörfer, für unsere Landwirtschaft – und vor allem für die Menschen, die hier leben.