Präsemadiiling · 04.11.2006 Nordischer Wohlfahrtsstaat am besten für Globalisierung gerüstet

Der Präsident des Nordischen Rates, Ole Stavad, empfiehlt, das nordische Wohlfahrtsmodell stärker innerhalb der EU zu übertragen. „Der nordische Wohlfahrtsstaat ist das beste Rüstzeug für die Globalisierung, weil er sehr flexibel und wettbewerbsfähig ist. Dem Weltwirtschaftsforum zufolge sind Finnland, Schweden und Dänemark unter den vier wettbewerbsfähigsten Staaten der Welt und werden nur noch von der Schweiz übertroffen“, sagte der dänische Politiker Stavad auf einer Konferenz des SSW und des Nordischen Informationskontors heute in Flensburg.

„In der globalisierten Welt ist es das wichtigste Kriterium, dass Veränderungen schnell erfolgen können. Die Arbeitsmärkte in den skandinavischen Ländern sind sehr flexibel. Die Arbeitgeber bilden ihre Beschäftigten ständig weiter, die Arbeitnehmer finden schnell neue Arbeit und sie haben ein hohes Niveau der Versorgung bei Arbeitslosigkeit. Dieses hohe Maß an sozialer Sicherheit bedeutet, dass die Menschen weniger Angst vor Veränderung haben, als in den meisten anderen Staaten. Die Globalisierung ist für uns keine so große Bedrohung“, sagte Stavad. Er verwies auf eine dänische Untersuchung, wonach Menschen, deren Arbeitsplätze an billigere Produktionsstandorte im Ausland verlagert wurden, durch die starke Weiterbildung später bessere Jobs bekommen hätten.

Die Vorsitzende des SSW im Landtag, Anke Spoorendonk, forderte auf der Konferenz einen stärkeren Einsatz für Weiterbildung und Qualifizierung in Deutschland: „Laut einer OECD-Analyse von 2005 wurden 2003 nur 15% der Beschäftigten in Deutschland weitergebildet, während die Zahlen für die nordischen Länder dreifach höher liegen. Es ist aber entscheidend für die Flexibilität des Arbeitsmarkts, dass die Beschäftigten die Möglichkeit haben, sich ständig zu qualifizieren und weiterzubilden.“

Spoorendonk kritisierte, dass die deutschen  Unternehmen ihre Personalressourcen viel zu schlecht nutzen: „Es ist die Verantwortung der Arbeitgeber in Deutschland, mehr in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zu investieren. Außerdem müssen alle Beteiligten endlich im deutschen Weiterbildungdschungel auslichten. In den nordischen Ländern wird die Erwachsenenen- und Weiterbildung in den nordischen Ländern hauptsächlich von der öffentlichen Hand finanziert und in enger Zusammenarbeit mit den Beschäftigungspartnern umgesetzt. Bei uns in Deutschland gibt es wasserdichte Schotten zwischen den Ausbildungsangeboten des Staates, der Unternehmen und der Arbeitsagentur.  Wir müssen von den nordischen Ländern lernen, wie dieses deutlich besser organisiert werden kann.“


Die heutige Konferenz unter dem Titel „Die nordischen Länder und Europa – Was können die nordischen Länder zur zukünftigen Zusammenarbeit in Europa beitragen?“ wurde von der SSW-Landtagsgruppe gemeinsam mit dem Flensburger Informationsbüro des Nordischen Ministerrates organisiert. Als Referenten waren Hochrangige Politiker und Beamte aus Dänemark, Schweden und Norwegen eingeladen. Außerdem nahm der isländische Verfasser Einár Már Gudmundsson teil.

Im Nordischen Rat und im Nordischen Ministerrat arbeiten die Parlamente und Regierungen der fünf nordischen Staaten seit 1952 zusammen, um die gemeinsame Kultur zu pflegen und konkrete grenzüberschreitende Aufgaben gemeinsam zu lösen.

Ein Pressefoto von Ole Stavad können Sie hier herunterladen


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