Speech · 19.06.2025 Wir büßen in Sachen e-Sport unseren Vorsprung ein

„Es ist zu bedauern, dass die intensive Prüfung der Landesregierung eines e-Sport-Studienganges in Heide Probleme bei der Finanzierung und der Akkreditierung von Lehrkräften ergab. Ich hätte mir mehr Hartnäckigkeit gewünscht – und mehr Fantasie, wie man gute Leute zumindest für Kompaktkurse nach Heide bekommen könnte. Aber diese Chance wurde vertan; übrigens nach einen einzigen Gesprächstermin. Intensive Prüfung stelle ich mir eigentlich anders vor.“

Sybilla Nitsch zu TOP 36 - Bericht zum e-Sport in Schleswig-Holstein (Drs. 20/2571)

Bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles wird es fünf neue Sportarten geben: unter anderem werden Cricket, Lacrosse und Softball wieder olympisch werden. In der Sportwelt ist also durchaus Bewegung. Und eine gewisse Offenheit. Das gilt auch für den e-Sport. Ich bin davon überzeugt, dass die Olympischen e-sport Games in zwei Jahren in Riad einiges verändern und anstoßen werden. Die weltweit ausgestrahlten Wettkämpfe werden dem e-Sport sicherlich viel Aufmerksamkeit bringen, die Strukturen festigen und noch mehr Menschen für diesen Sport begeistern.
Schleswig-Holstein macht aber gerade eine gegensätzliche Bewegung: nämlich vom einstigen Vorreiterland in Sachen e-Sport mit vielen, lebendigen Knotenpunkten, vor allem an der Westküste, hin zu einem recht unambitionierten Modellland, das in Sachen e-Sport seinen Vorsprung einbüßt.
Der vorgelegte Bericht belegt allein anhand der Haushaltszahlen, dass die Landesregierung das Interesse an dem Thema verloren hat; die Förderung ist drastisch gesunken. Stattdessen wird auf den Bund verwiesen, der in seiner Kompetenz sehr gerne die Abgabenordnung ändern sollte, so dass e-Sport die Anerkennung der Gemeinnützigkeit erlangt. Bis dahin ist wohl Abwarten und Teetrinken angesagt: die versprochene Aufwertung von e-Sport haben die beiden letzten Koalitionen im Bund nicht auf die Reihe bekommen. Jetzt verspricht der aktuelle Koalitionsvertrag, dass die Bundesregierung die Gemeinnützigkeit des e-Sports anerkennen möchte. Anstatt abzuwarten und „konstruktiv zu begleiten“, wäre ein eigenes ambitioniertes Vorgehen der Landesregierung wünschenswert. Denn die eigenen Initiativen bleiben aus, wie Sie selbst schreiben. 
Hervorheben möchte ich die positive Entwicklung, nämlich dass dem E-Sport-Verband Schleswig-Holstein in eine regelhafte Verbandsförderung ermöglicht werden konnte. Das ist besonders wichtig, um die vier e-Sport-Zentren auch in Zukunft als lebendige Orte für e-Sport wissen zu können. 
Gerade vor kurzem wurde das e-Sport-Zentrum in Husum eröffnet, angedockt an den Husumer SV, wo die Kooperation mit anderen Sportarten gewährleistet ist, ich freu mich darauf, es bald auch mal live und in Farbe zu erleben. Wir wissen alle eine zuverlässige Grundfinanzierung schafft Sicherheit, allerdings kann von einer flächendeckenden Struktur in unseren Augen noch keine Rede sein.
Die e-Sport-Branche ist ein Wachstumsgarant mit Milliarden-Umsätzen weltweit. Die Branche hat sich als Teil der Kreativwirtschaft etabliert. Immer mehr drängen auch deutsche Programmierer und Programmiererinnen in diesen Bereich mit neuen Konzepten und Ideen. Die meisten zieht es dann allerdings nach Asien oder in die USA, weil dort die Wertschätzung eine ganz andere ist.
Gerade weil der e-Sport ein Hotspot an der Westküste ist, wäre ein Studiengang im Bereich e-Sport ein echter Schritt gewesen, um auch hier echte Chancen für die Kreativwirtschaft zu schaffen.
Es ist zu bedauern, dass die intensive Prüfung der Landesregierung eines e-Sport-Studienganges in Heide Probleme bei der Finanzierung und der Akkreditierung von Lehrkräften ergab. Ich hätte mir mehr Hartnäckigkeit gewünscht – und mehr Fantasie, wie man gute Leute zumindest für Kompaktkurse nach Heide bekommen könnte.
Aber diese Chance wurde vertan; übrigens nach nur einem einzigen Gesprächstermin, der wohlbemerkt im Jahr 2021 stattfand. Und eine intensive Prüfung stelle ich mir eigentlich anders vor.
Die Landesregierung hat die Verantwortung an die Kommunen verschoben und auf Projektbasis mit einem klaren Enddatum versehen. So ist die Partnerschaft im deutsch-dänischen Projekt KultKit bereits seit vier Jahren abgeschlossen, hier hätte wir uns mehr Ambitionen gewünscht, um die Strukturen zu verstetigen, gerade in dem Kontext von grenzüberschreitenden Projekten.
Doch die Vereine machen weiter, wenn auch jetzt weitgehend auf die im Bericht angeführte ideelle Förderung angewiesen, die sich meist in der Beratung erschöpft. Nach der Corona-Zeit ist in Europa das Interesse an e-Sport regelrecht erlahmt. Schleswig-Holstein ist also kein Einzelfall. Das belegt der Bericht sehr eindrücklich.
Allerdings wurde ein klarer Startvorteil vergeben. Trotzdem bin ich mir sicher, wir können wieder mehr Ambition in diesen Bereich bringen, ich hoffe auf einen Willen durch die weiteren Beratungen im Ausschuss.

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