Rääde · 01.12.2006 Zur umfassenden und nachhaltigen Entwicklung des Sports in Schleswig-Holstein

Die große Anfrage der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen und die Antwort der Landesregierung belegen eindrucksvoll den Zusammenhang von Sport und Gesellschaft. Die Zeiten sind also längst vorbei, wo man ganz im Sinne Winston Churchills einfach sagt: „No sports“.

Im ersten Teil der Großen Anfrage wird auf die Förderung des Sports eingegangen, und es wird zu Recht gefragt, wie sich die Landesregierung diese Förderung weiterhin vorstellt und mit welchem finanziellen Volumen die Sportförderung durchgeführt werden soll. Wie aktuell dieser Punkt ist, brauche ich vor dem Hintergrund der gestrigen Debatte zum Thema Lotterien und Sportwetten nicht weiter zu vertiefen. Wir hoffen mit anderen Worten, dass sich das Fördervolumen weiterhin auf acht Prozent und mindestens 6,8, Mio. € halten wird. Mehr zu sagen, wäre wohl eher Kaffeesatzleserei.

Problematisch schaut es auch bei der Sanierung bestehender Sportplätze und dem Bau neuer Sportplätze aus – alles Investitionen, die durch den Kommunalen Investitionsfond mitfinanziert werden, weil die Investitionssumme in den kommenden Jahren ansteigen wird. Interessant wird in diesem Zusammenhang die zu erwartende Sportstättenstatistik sein, die Anfang des kommenden Jahres vorliegen soll.  Erst, wenn diese Statistik vorliegt, können wir sehen, wie viel Sanierungsbedarf in Schleswig-Holstein tatsächlich vorliegt.

Die zweite Hälfte der großen Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen beschäftigt sich mit dem Schulsport.  Dabei sollten wir uns - drei Jahre nach dem Jahr des Schulsports – unbedingt in Erinnerung rufen, was denn der Stellenwert des Schulsports in unserer Gesellschaft sein sollte. Erfreulich zu lesen war, dass dieses die Landesregierung genauso sieht. Problematisch ist allerdings, dass in der Lehrerstatistik nicht explizit zu sehen ist, ob und wie viele Sportlehrer an den Schulen tatsächlich auch Sportunterricht durchführen. Schon Anfang 2002 hat der SSW moniert, dass es gravierende Probleme in diesem Bereich gibt. So war es schon 2002 so, dass der Unterrichtsausfall im Fach Sport beträchtlich war und dass ausreichend qualifizierte Sportlehrerinnen und Sportlehrer fehlten. Leider ist die Antwort der Landesregierung zu diesem Themenkomplex eher vage.

Dass der Sportunterricht ein wichtiges Element im schulischen Alltag unserer Kinder darstellt – oder darstellen sollte, das leuchtet wohl jedem ein. Dabei geht zum einen um Bewegung und um die Entwicklung motorischer Fähigkeiten, zum anderen geht es darum, die Voraussetzungen für ein „lebenslanges Sporttreiben“ zu Schaffen. Fast jeden Tag erfahren wir über die Medien, wie schlecht es in dieser Hinsicht um viele Kinder bestellt ist. Dass es einen Zusammenhang zwischen Armut, Ernährung und schulischer Leistung und Erfolge gibt, das wissen wir mittlerweile auch. Ich bin somit davon überzeugt, dass die Bedeutung des Schulsports in den kommenden Jahren noch steigen wird, und dass Defizite in diesem Bereich nicht über eine verstärkte Zusammenarbeit von Schule und Sportvereinen aufgefangen werden kann. Die Zielsetzung des Schulsports ist eine andre als die des Vereinssports. Die aktuelle Stunde gestern hat indirekt gezeigt, was passieren kann, wenn Kinder und Jugendliche über Stunden vor einem PC sitzen,  - Soll heißen: durch Schulsport lässt sich aggressives Verhalten ändern. Das gleiche gilt für Folgeerscheinungen des modernen Lebens wie Haltungsfehler, Übergewicht und Koordinationsschwächen von Kindern und Jugendlichen.

Sport ist ein wichtiger Integrationsfaktor, wissen wir. Und zum Glück hat es eine ganze Reihe von erfolgreichen Projekten gegeben, zum Beispiel für Menschen mit Behinderung oder einem Migrationshintergrund. Darüber hinaus sind der Schulsport und der Sport im Allgemeinen bestens dazu geeignet, im Bereich der Gewaltprävention eingesetzt  zu werden. Zu nennen ist hier das Projekt „Sport gegen Gewalt“, das im Rahmen der gesetzlich abgesicherten Sportförderung zum Glück dauerhaft finanziell gesichert und bekanntermaßen zu einem vollen Erfolg geworden ist.
Ein weiterer Aspekt dieser Großen Anfrage ist der Sport für ältere Menschen, denn der demographische Wandel geht auch an den Sportvereinen nicht vorbei. Konkret heißt dies, dass sich schon jetzt eine ganze Reihe von Projekten herauskristallisiert haben, die sowohl den Punkt Fitness wie auch den Aspekt Gesundheit beinhalten. Dass sich solche Projekte volkswirtschaftlich betrachtet rechnen, ist zum Glück kein Geheimnis mehr.

Ich fasse zusammen: Die Große Anfrage macht deutlich, wie umfassend die Entwicklung des Sports in Schleswig-Holstein ist. Sie weist Problemfelder auf, die nicht alle politisch gelöst werden können – im Sinne von Gesetzen und Verordnungen.  Sport hat nicht zuletzt etwas mit Ehrenamt zu tun. Es gibt aber auch Hausaufgaben, die geleistet werden sollten. Dabei denke ich nicht nur an den Vorstoß von Bundesfinanzminister Steinbrück, steuerliche Erleichterungen für Übungsleiter zu ermöglichen. Ich denke insbesondere daran, dass wir ein gesellschaftliches Interesse daran haben, dass die vielen Sportvereine sich weiter entwickeln können. Das kann nur über eine Verstetigung der Sportförderung und den Abbau von Investitionsstaus geschehen. Ansonsten werden wir in ein paar Jahren mehr privatwirtschaftlich betriebene Fitness-Klubs als ehrenamtlich geführte Vereine haben. Und dies – davon bin ich überzeugt  - wäre auf längere Sicht nicht gut für demokratische Zusammenleben in unserer Gesellschaft.

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