Rääde · 27.05.2004 Hochschulstudium im Bereich Elementarpädagogik

Der SSW begrüßt die Initiative der FDP, denn genau diesen Aspekt der Frühförderung sprachen wir an in der Debatte um unserer Initiative zur Förderung der Lesekultur bei Kindern und Jugendlichen. Das Problem unserer KiTas, dass sie mehr als nur Betreuung bieten müssen, ist erst sehr spät erkannt worden. „Noch in der zweiten Klasse ist an den schulischen Leistungen und am Sozialverhalten der Kinder die Qualität ihrer Kindertagesstätte ablesbar“, begründete Professor Wolfgang Tietze die durchgeführte Qualitätsuntersuchung an den KiTas in Flensburg. PISA hat uns gezeigt, dass wir in Deutschland einfach zu spät einsetzen, wenn es ums Fördern und Fordern geht. Die so genannte frühkindliche Diagnostik muss einfach früher eingesetzt werden. Wenn Kinder mit Lernschwierigkeiten und anderen Auffälligkeiten erst in der Schule behandelt werden, dann bleibt der normale Lehrstoff dabei häufig auf der Strecke.

Wenn wir einen Blick über den Tellerrand wagen, dann müssen wir weiterhin feststellen, dass Deutschland mit der Form seiner Erzieherinnen- und Erzieher-Ausbildung so ziemlich allein da steht. In den anderen europäischen Ländern befindet sich mindestens ein Teil der Ausbildung auf dem Hochschulniveau. So zum Beispiel auch in den skandinavischen Ländern. Nördlich der Grenze gibt es einen Pädagogik-Studiengang auf Fachhochschulniveau. Und hier gibt es die Möglichkeit nach einer gewissen Zeit im Beruf sich einen Hochschulabschluss auf dem Gebiet der Pädagogik anzueignen. Dieses Modell würde uns in Deutschland sowohl einen hochschulbezogenen als auch einen fachschulbezogenen Einstieg in den Erzieherberuf ermöglichen. Hinzu kommt, was wir schon gestern in der Debatte um den Bologna-Prozess ansprachen: nehmen wir die Forderung nach „Europatauglichkeit“ ernst, dann müssen wir noch vieles in unserem Bildungssystem ändern.

Was die Platzierung des Studiengangs betrifft, gibt es aus unserer Sicht Diskussionsbedarf. Die FDP fordert, dass der Studiengang an der Universität Flensburg angesiedelt wird. Wir sind, weiß Gott, immer mit die Ersten, die Vorschläge zur Stärkung Flensburgs begrüßen, doch wir denken, dass die Universität besser gestärkt wird, wenn sie zu einem wirklichen Zentrum für Vermittlungswissenschaften wird. Und vorschulische Erziehung ist eben mehr als Elementarpädagogik. Unsere Kindertagesstätten sind rechtlich der Jugendhilfe angegliedert und sollen nicht zur Schule vor der Schule werden. Mit anderen Worten: wir wollen nicht, dass der Schulbeginn in den Kindergarten vorverlegt wird. Die Kindertagesstätten müssen die Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Bildungsauftrag bleiben.

Was also die Platzierung der Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher betrifft, so hat die Abteilung Soziale Arbeit und Gesundheit der Fachhochschule Kiel uns ja schon einige ihrer Gedanken zu diesem Thema erläutert. So sieht man dort den Schwerpunkt des Studiums in diesem Bereich. Man möchte hier die langjährigen Erfahrungen und die Fachkompetenz auf dem Gebiet Jugendhilfe mit einbringen. Unter anderem gibt es derzeit bereits viele Erzieherinnen und Erzieher, die bei ihnen vorhandene Studiengänge nutzen, ums sich weiterzubilden.

Darüber hinaus sind auch in anderen Bundesländern, wie z. B. Berlin und Niedersachsen, Studiengänge mit dem Abschluss Bachelor of Education – also die akademische Ausbildung für Erzieher und Erzieherinnen – an den Fachhochschulen im Fachbereich Soziale Arbeit angesiedelt. Wir halten diese Argumente für überzeugend, sind aber für Diskussionen offen. Eines ist jedoch sicher: es ist am sinnvollsten, dass wir die Stärken nutzen, die bereits vorhanden sind.

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