Rääde · 06.06.2007 Klimaschutz in der Landwirtschaft

Die Auswirkungen des Klimawandels, werden sich für Europa dadurch auszeichnen, dass mit einer Zunahme von Extremwetterlagen zu rechnen ist. Insbesondere ein Wirtschaftsbereich wird hiervon direkt betroffen sein, nämlich die Landwirtschaft. Daher müssen in der Landwirtschaft jetzt die Wege eingeschlagen werden, um sich dieser Herausforderung zu stellen. Hierbei geht es nicht nur darum, die Fruchtfolge anzupassen oder die Auswahl anzubauender Arten zu untersuchen. Dies sind natürlich mittel- und langfristige Planungen in der Landwirtschaft, die gemacht werden müssen, um sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Und ich bin mir sicher, dass die Landwirtschaft hier Mittel und Wege findet sich zu positionieren.

Das Umweltbundesamt macht deutlich, dass die Landwirtschaft in Deutschland mit etwa 7% an den gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland beiträgt. Demnach haben die landwirtschaftlich bedingten Methanemissionen einem Anteil von etwa 40 % an der Gesamtemission. Diese stammen hauptsächlich aus der Rinderhaltung. Die Lachgasemissionen aus der Landwirtschaft tragen mit etwa 50% zu den Gesamtemissionen von Lachgas bei. Sie sind im wesentlichen durch Stickstoffumsätze im Boden bedingt. Es besteht hier ein direkter Zusammenhang zwischen der Intensität der Bodenbewirtschaftung und der Emissionshöhe. Die Emissionen von Kohlendioxyd aus landwirtschaftlichen Böden haben einen Anteil von 4,5 % und spielen damit eine kleinere Rolle. An den Ammoniakemissionen ist die Landwirtschaft hingegen mit mehr als 90 % beteiligt. Diese sind zu 10 % auf die Düngung, der überwiegende Anteil aber auf die Tierhaltung und das Wirtschaftsdüngermanagement zurückzuführen. Dies sind keine neuen Erkenntnisse, aber ich meine, es macht deutlich, dass die Landwirtschaft eine Verantwortung hat, der sie sich stellen muss.

Anlässlich der Woche der Umwelt beim Bundespräsidenten in Berlin, hat der Deutsche Bauernverband diese Thematik auch aufgegriffen und stellt dar, dass durch die Landwirtschaft mehr Klima schädliches CO2 gebunden als freigesetzt wird. Damit leisten Land- und Forstwirtschaft in ihrer Produktion in diesem Bereich einen positiven Beitrag zum Klimaschutz. Aber man ist sich von Seiten des Bauernverbandes auch bewusst, dass eine weitere Verringerung Klima schädlicher Gase in der Landwirtschaft notwendig ist. Diese Erkenntnis ist zu begrüßen. Denn es nützt nichts, wenn nur CO2 eingespart wird, dieses aber durch Lachgasemissionen „aufgefressen“ wird. Daher brauchen wir einen übergreifenden Ansatz.

Und nun komme ich zu Antrag der Grünen. Natürlich kann man sich den aufgeführten Punkten im Antrag nicht verschließen, aber ich meine – und das ist meine Kritik – es ist eine einseitige Sicht auf die Landwirtschaft. Wir können doch nicht so tun, als ob unsere Landwirtschaft hier in Schleswig-Holstein auf einer Insel der Glückseeligen lebt. Sie sind globalen wirtschaftlichen Zwängen ausgesetzt, die ich im Grünenantrag vermisse. Hier ist keine ausbalancierte Sicht auf die Landwirtschaft zu erkennen.

Von den aufgeführten Punkten möchte ich kurz auf einige eingehen.
Wenn von der intensiven Tierhaltung gesprochen wird, dann ist damit auch die Milchviehhaltung gemeint. Entscheidend für einen wirksamen Klimaschutz ist hierbei die Emissionen pro Kilogramm oder Liter eines erzeugten Produktes. Wenn wir heute Hochleistungsmilchkühe haben, die etwa 10.000 Liter Milch geben können, ist dies aus Sicht der Klimabilanz besser zu bewerten, als eine Kuh, die nur 5.000 Liter Milch gibt. Eine Verringerung der intensiven Tierhaltung wäre hierbei also sogar ein falsches Signal, wenn man nur den Bereich Klimaschutz betrachtet.
Punkt 4 des Antrages, die energetische Nutzung von Reststofffen als Biomasse. Wir wissen, dass derzeit ein Boom im Bereich der energetischen Nutzung von Biomasse stattfindet. Hierbei kommt insbesondere den nachwachsenden Rohstoffen wie beispielsweise Mais eine erhebliche Bedeutung zu. Reststoffe werden heute in modernen Anlagen mit ca. 20- 30% beigemengt, aber ohne den größeren Anteil von beispielsweise Mais lassen sich diese Anlagen nicht effektiv betreiben. Ob man das dann noch will, muss man genau prüfen.
Die Unterstützung regionaler Verarbeitungs- und Vermarktungsangebote kann ich nur unterstützen und ist seit langem eine Forderung des SSW und wird auch von der Landwirtschaft selbst begrüßt. Doch hier müssen wir Erkennen, das dies hauptsächlich vom Verbraucher gesteuert wird. Aber nichts desto trotz sollten wir die Landwirtschaft in diesem Punkt weiter unterstützen.

Was wir brauchen ist eine verstärkte Förderung im Bereich der Forschung in modernen Verfahrenstechniken und Produktionssystemen, mit einer ganzheitlichen Sicht. Damit meine ich, dass die Aspekte Ökologie, Ökonomie und Soziales – also im Sinne der Agenda 21 – in derartige Forschungsvorhaben einfließen müssen. Wir haben in Schleswig-Holstein das Know-how das es auszubauen gilt. Und wir müssen den landwirtschaftlichen Betrieb – wie jeden anderen Betrieb – als Ganzes ansehen und den Landwirten insbesondere Hilfestellung leisten, wie sie ihren Betrieb und ihre Wirtschaftsweise so umstellen können, dass Ökologie, Ökonomie und soziale Aspekte nicht unter die Räder geraten. Das hat vor allem etwas mit Forschung und Lehre zu tun.

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