Rääde · 11.12.2003 Neuordnung der gymnasialen Oberstufe

PRESSEINFORMATION
Im Frühjahr 2003 sagte die damalige GEW-Vorsitzende Rita Wittmaack zu den Vorschlägen der CDU zur zukünftigen Schulpolitik: „Mit Rezepten aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts lassen sich nicht die Probleme von heute lösen.“ Dieser Satz gilt in gewisser Weise auch für die Vorschläge der CDU zur Neuordnung der gymnasialen Oberstufe, die wir heute diskutieren.

Es sieht so aus, als hätte sich die CDU-Landtagsfraktion bei ihren Vorschlägen von CDU-geführten Bundesländern, wie beispielsweise Hessen, leiten lassen, wo man bereits eine entsprechende Neuordnung der gymnasialen Oberstufe durchgeführt hat. Kernpunkt ist hier wie dort die weitreichende Hierarchisierung der traditionellen Hauptfächer wie Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen/Naturwissenschaften.

Sicherlich ist es nach PISA angebracht, über die Stärkung von Kernkompetenzen nachzudenken. Denn die Ergebnisse der PISA-Studie waren ja nicht eben berauschend für diese Schulart. Aber genauso relevant – genauso wichtig – ist die Frage, auf wessen Kosten dieses dann zu geschehen hat. Nämlich auf Kosten der kreativen Fächern. Gleichzeitig muss man wissen, dass dadurch das bisherige „Wahlgymnasium“ qausi abgeschafft wird. Die Stärkung der im Antrag genannten Kernfächer wird uns als Stärkung der Allgemeinbildung verkauft. Doch was ist mit der Sozialkompetenz, die von der Wirtschaft immer wieder eingefordert wird?

Weiter wird unterschlagen, dass die für ein Studium notwendigen Kenntnisse, Fähigkeiten und Arbeitstechniken grundsätzlich in allen Fächern vermittelt werden. Für ein erfolgreiches Studium sollten die Schülerinnen und Schüler vor allem gelernt haben, selbstorganisiert zu arbeiten und sich selbst zu motivieren. Dies kann am ehesten erreicht werden, wenn sie ihrer Begabung entsprechende Schwerpunkt setzen können. Eine gymnasiale Oberstufe nach den vorgeschlagenen Eckpunkten der CDU mit ihrer Konzentration auf die traditionellen Hauptfächer läuft daher Gefahr, die Chancengleichheit zu reduzieren. Hinzu kommt die unbeantwortete Frage, wie Profilbildung in einem solchen Gymnasium noch möglich sein soll.

Natürlich ist es nicht von der Hand zu weisen, dass wir auch die Arbeits- und Unterrichtsweise im Gymnasium überdenken und modernisieren müssen. Von daher kann der SSW zumindest dem Punkt 5 der CDU-Vorschläge einiges abgewinnen. Denn in der Tat ist es wichtig, dass wir endlich neue Arbeits-, Lern- und Prüfungsformen - wie selbstständiges und projektbezogenes Arbeiten, fächerübergreifender Unterricht oder besondere Lernleistungen in Form von Seminararbeiten und die Teilnahme an Wettbewerben in den Schulalltag integrieren. Diesen Teilaspekt der CDU-Vorschläge können wir also unterstützen. Allerdings sieht die Oberstufenverordnung schon heute vor, dass Facharbeiten in die Abiturprüfung eingebracht werden können, und zum Beispiel, fächerübergreifend gearbeitet werden muss.

Der SSW bleibt deshalb bei seiner Auffassung, dass unsere Kinder viel zu früh – ab der 5. Klasse – getrennt und aufs Gymnasium geschickt werden. Weiter führt das jetzige System dazu, dass eigentlich immer noch zu wenige Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein Abitur machen.

Wir plädieren – genau wie ja jetzt auch die Grünen – für die Abschaffung des gegliederten Schulsystems. Interessanterweise gibt es eine Studie des anerkannten schweizer Analyseinstituts Prognos mit dem Titel „Bildung neu denken! Das Zukunftsprojekt!“, wo die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems und des Sitzenbleibens gefordert wird.

Lassen sie uns also bei der Neugestaltung unserer Schulen, einschließlich der Gymnasien, neue zukunftsweisende Wege gehen und nicht immer wieder zu den ollen Kamellen zurückkehren.

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