Rääde · 24.01.1996 Scientology Organisation

Wir leben in einer Zeit, in der in unserem Land kein Glaubenssystem den Anspruch der alleinigen Gültigkeit erheben kann. Die christliche Ethik spielt in unserer Gesellschaft als kulturelles Fundament des menschlichen Zusammenlebens eine große Rolle. Es ist aber jedem Menschen überlassen, seine Überzeugungen und seinen Glauben selbst zu finden.

Wenn wir daran festhalten, daß es allen selbst überlassen bleibt, woran sie glauben und wofür sie sich einsetzen, dann gilt dies mit einer Einschränkung. Wir können nicht Organisationen, Glaubensgemeinschaften und Quasi-Konzerne tolerieren, die die demokratische Selbstbestimmung und die materielle und geistige Freiheit der Menschen beeinträchtigen. Gerade dies trifft aber auf Scientology zu. Sie beeinträchtigt die Freiheit des Menschen so weit, daß es für eine demokratische Gesellschaft nicht tolerabel ist.
Für solche Organisationen müssen wir andere Maßstäbe anlegen, als wir es als freidenkende Menschen gewohnt sind. Wer sich nicht die meist elementaren Spielregeln unserer Gesellschaft zu eigen macht, sondern diese im Gegenteil in Frage stellt, muß als Gefahr für unsere Gemeinschaft betrachtet werden. Wenn man sieht, wie Scientology mit Kritikern und Aussteigern umgeht, und wie sie es auf das Geld ihrer Anhänger absieht, dann besteht kein Zweifel, daß wir unsere Mitbürger vor dieser Organisation zu schützen haben.

Zum einen müssen wir überlegen, ob der Spielraum des Rechts schon voll ausgereizt ist.
Zum anderen müssen wir die Bürger darüber aufklären, daß und wie Scientology durch stahlharte Hierarchien und die Verachtung andersdenkender Mitmenschen gegen elementare Grundwerte des demokratischen Rechtsstaats - wie die Menschenwürde oder das Recht auf freie Meinungsäußerung - verstößt.
Wenn sektiererische Organisationen aus Machtinteresse oder Profitsucht Menschen mit Heilsverkündungen locken, müssen wir alle uns zur Verfügung stehenden Mittel nutzen. Gerichtsverfahren und Aufklärungsarbeit sollen die Arbeit dieser Bewegungen unterbinden oder zumindest weitgehend behindern. Dabei ist es von großer Wichtigkeit, Einblick in das Innenleben der Scientology zu bekommen. Denn nur durch beste Kenntnis der Strukturen und Argumentation der Organisation können wir Jugendliche und Erwachsene von der Unmenschlichkeit solcher Gruppen überzeugen. Und nur durch mehr Informationen werden wir diese Bewegung juristisch am Schlawittchen packen.
Ich meine, daß es längst überfällig ist, daß unsere Dienste sich mit dieser gefährlichen Organisation befassen. Nur durch den Verfassungsschutz kommen wir an die nötigen Informationen über die Scientology-Organisation heran.
Es darf Scientology nicht länger möglich sein, sich hinter der Fassade einer kirchlichen Gemeinschaft oder gemeinnütziger Vereine zu verstecken und davon noch finanziell zu profitieren.

Ich kann den vorliegenden Antrag in allen Punkten unterstützen. Ich verstehe sehr gut, daß Menschen in der heutigen Welt das Bedürfnis nach Sicherheit, Überschaubarkeit, Ganzheitlichkeit und Zukunftsvisionen haben. Gerade weil die Menschen sich so sehr nach Geborgenheit sehnen, müssen wir sie vor jenen Scharlatanen schützen, die daraus Profit schlagen wollen!

Weitere Artikel

Präsemadiiling · 27.03.2024 Cannabis-Prävention hinkt dem Gesetz hinterher

Sind die Präventionsangebote in Schleswig-Holstein gut genug aufgestellt, um auf die Cannabis-Legalisierung zu reagieren? Das wollten wir von der Landesregierung im Rahmen einer Kleinen Anfrage erfahren. Die Antworten sind alarmierend. Dazu erklärt der gesundheitspolitische Sprecher der SSW-Landtagsfraktion, Christian Dirschauer:

Weiterlesen

Präsemadiiling · Kiel · 28.03.2024 Einigung im kommunalen Bus-Tarifkonflikt: Verkehrswende braucht gute Arbeitsbedingungen

Zur Einigung von Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern im Tarifkonflikt bei den schleswig-holsteinischen Busunternehmen erklärt Ratsherr Marcel Schmidt, Vorsitzender der SSW-Ratsfraktion Kiel:

Weiterlesen

Präsemadiiling · Kiel · 27.03.2024 SSW fordert vollständige Aufklärung in Sachen Anschar

Zum Rücktritt des Ratsherrn Dirk Scheelje im Zusammenhang mit den Vorgängen rund um den Anscharcampus erklärt Ratsherr Marcel Schmidt, Vorsitzender der SSW-Ratsfraktion Kiel:

Weiterlesen