Rääde · 17.10.2001 Sicherheit der Atomkraftwerke gegen Flugzeugabstürze

Die neue Art des Terrors führt inzwischen zu Überlegungen, die wir noch vor zwei Monaten für undenkbar hielten. Selbst zu Zeiten des Kalten Krieges war man sich mehr oder weniger sicher, dass der Hass auf der Welt die Menschen nicht so verblendet, als dass man direkte Angriffe auf Atomkraftwerke befürchten müsste. Seit den Terroranschlägen auf das World-Trade-Center in New York haben wir diese Gewissheit jedoch nicht mehr. Die ganze Welt ist stark verunsichert. Nicht unbedingt, wegen des religiösen Fundamentalismus – den gab es auch schon früher – sondern wegen der abscheulichen Präzision und weil wir wieder einmal vor Augen geführt bekommen haben, zu welchen Taten Menschen konkret fähig sein können. Und wir können sicher sein, viele Menschen – gleich welcher Religionsgemeinschaft sie angehören – könnten zu solchen Taten fähig sein.
Daher ist es nur folgerichtig, die angreifbarsten Einrichtungen unserer Gesellschaft eingehender unter neuen Sicherheitsaspekten zu untersuchen. Zu diesen angreifbarsten Einrichtungen mit den schrecklichsten möglichen Folgen gehören unsere Atomkraftwerke. Was bisher allenfalls theoretisch betrachtet wurde, müssen wir heute als reale Bedrohung ansehen.
Somit ist es zu begrüßen, dass sich die Reaktorsicherheitskommission mit möglichen Terrorangriffen beschäftigt hat und Bundesumweltminister Trittin eingehende Untersuchungen angekündigt hat. Eines konnte die Reaktorsicherheitskommission inzwischen jedoch feststellen: Atomkraftwerke sind natürlich angreifbar. Allerdings weiß auch die Reaktorsicherheitskommission nicht, was in Zukunft zu tun ist. Das wäre in so kurzer Zeit auch nicht zu erwarten gewesen.
Wenn sich Flugzeuge auf Atomkraftwerke stürzen oder anderweitige Anschläge auf kerntechnische Einrichtungen durchgeführt würden, wäre man sich nie sicher, dass es nicht zum Super-Gau wegen eines Terrorangriffes kommen könnte. Die Folgen wären allerdings fatal. Ein Anschlag auf ein Atomkraftwerk würde sich ungleich schrecklicher auswirken als ein Angriff auf ein anderes Kraftwerk. Die Folgen wären auf Jahre, wenn nicht sogar auf Jahrhunderte oder Jahrtausende, unabsehbar für die Menschen in den betroffenen Regionen. Wir müssen also nachhaltig diese Problematik bei der Bewertung der Gefahren der Atomenergie mit einbeziehen.
Die Menschen jedenfalls tun dies. Sie haben Angst und sind in Sorge, ob die Atomkraftwerke wirklich so sicher sind, wie man immer dachte. Und dies gilt selbstverständlich auch für Atommülltransporte. Auch diese Transporte machen den Menschen zunehmend Angst. Natürlich müssen solche Transporte im Rahmen des Ausstiegs aus der Atomenergie stattfinden. Aber sie müssen auf ein Minimum beschränkt bleiben.
Es ist aber unverständlich, dass solche Transporte - unmittelbar nach dem 11. September - einfach weiter durchgeführt werden als sei nichts geschehen. Wenn es richtig ist, dass wir aufgrund der derzeitigen Weltlage ein Sicherheitsproblem haben, dann müssen auch erst einmal die Castortransporte unterbleiben. Auf jeden Fall haben die Menschen gewisse Empfindungen, die es ihnen schwer machen, solche Transporte zu akzeptieren. Sie haben eine „gefühlte Sicherheit“, um die es derzeit schlecht bestellt ist. Schon aus psychologischen Gründen hätten die Castortransporte unterbleiben müssen.
All die Probleme, die ich gerade eben beschrieben habe, können nicht zufriedenstellend gelöst werden, wenn man an der Atomenergie festhält. Deshalb war der Weg, die regenerativen Energieformen zu erforschen und zu unterstützen, weitsichtig und fortschrittlich. Man hat die Gefahren der Atomenergie erkannt und entsprechend umgesteuert. An dieser Umsteuerung muss nach den nun mit dem Terror gemachten Erfahrungen festgehalten werden. Ein Atomkraftwerk kann man bombardieren und man kann sich mit einem Flugzeug in ein Atomkraftwerk stürzen – mit verheerenden Folgen. Ein Windpark, auch in der Nordsee, ist zum Beispiel kein geeignetes Ziel für einen solchen Terror.
Egal zu welchem Schluss man bei all den Untersuchungen, die in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren durchgeführt werden, im Einzelfall kommt, für den Schutz vor Terrorangriffen auf Atomkraftwerke gibt es nur ein probates Abwehrmittel:
Die Atomkraftwerke müssen so schnell wie möglich abgeschaltet werden!

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