Speech · 21.11.2025 Regional- und Minderheitensprachenforschung und -vermittlung stärken!

„Auch wenn wir die Zusage bekommen haben, dass die Mangelstudienfächer der Minderheitensprachen nicht von Streichungen betroffen sein werden- befürchten wir, dass die Hochschulen keine Ressourcen übrig haben, um diese Fächer zu stärken. Die Sprachforschung und -vermittlung der Regional- und Minderheitensprachen muss als Alleinstellungsmerkmal des Hochschulstandortes Schleswig-Holstein gestärkt werden.“

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 34 - Antrag auf Zustimmung des Landtages gemäß § 11 Absatz 1 Hochschulgesetz zu den Ziel- und Leistungsvereinbarungen 2026 bis 2029
Antrag auf Zustimmung des Landtages gemäß § 11 Absatz 2 Hochschulgesetz zu den Ziel- und Leistungsvereinbarungen in der Hochschulmedizin für die Jahre 2026-2029 (Drs. 20/3634)

Mit den aktuell verhandelten Ziel- und Leistungsvereinbarungen des Landes mit unseren Hochschulen erleben wir im Wesentlichen eine ähnliche Situation wie die der Schulen.
Es werden immer weitere Leistungsanforderungen an die Einrichtungen formuliert aber statt dafür dann auch zusätzlicher Mittel- und Planstellen bereit zu stellen, werden Mittel und Personal gekürzt und gestrichen. Hierdurch gerät der gesamte Bildungsbereich in Schleswig-Holstein langsam in Schieflage. Auch wenn alle Hochschulen in der Anhörung zu den Ziel- und Leistungsvereinbarungen in ihren Stellungnahmen einheitlich Verständnis für die Notwendigkeit der Einsparungen äußerten und Dankbarkeit für die Planungssicherheit ausdrückten- so haben auch alle Hochschulen darauf hingewiesen, dass ihre Rücklagen knapp werden bzw. bereits aufgebraucht sind und sie durch eine Unterfinanzierung am finanziellen Limit fahren.
Bemerkenswert ist auch die scheinbar unterschiedlichen Haltungen der Hochschulen zu dem Modell der Mittelverteilung. Das dazu gewählte CHE-Modell richtet sich nach Bundesstatistiken. Leider scheint der statistische Vergleich nicht auf alle Hochschulprofile in Schleswig-Holstein anwendbar zu sein. Auch das Zugeständnis des Sondertatbestands kann diese Tatsache nicht fair ausgleichen. Besonders die Lehramtsstudiengänge werden deutlich geringer berechnet, obwohl sie oft die gleichen Kosten wie Bachelor- und Masterstudiengänge verursachen. 
Hier gleicht auch die Zahlung an die Alliance für Lehrkräftebildung das Defizit nicht aus. Dabei ist die gute Lehrkräftebildung doch der Schlüssel, um den Lehrkräftemangel an den Schulen zu bekämpfen. Die deutliche Unterfinanzierung durch die Kürzungen der globalen Mittel muss an den meisten Hochschulen mit großer Anstrengung und Einsparungen kompensiert werden.
Es werden Professuren nicht neu besetzt und Studiengänge in Mangelfächern eingestampft.
Auch wenn wir die Zusage bekommen haben, dass die Mangelfächer der Minderheitensprachen davon nicht betroffen sein werden- befürchten wir, dass die Hochschulen keine Ressourcen übrig haben, um diese Fächer zu stärken. Die Streichung einer Friesisch-Professur würde auch kaum große Einsparungen nach sich ziehen- aber für die friesische Sprache hätte es dennoch große Auswirkungen, wenn die Frisistik in Kiel verschwinden würde. Weltweit ist es an der CAU die einzige Möglichkeit Friesisch als vollwertiges Fach zu studieren. Auch für Niederdeutsch und Dänisch hätten Kürzungen erhebliche Folgen, denn was einmal abgeschafft wird, ist schwer wieder aufzubauen. Die Sprachforschung und -vermittlung der Regional- und Minderheitensprachen muss als Alleinstellungsmerkmal des Hochschulstandortes Schleswig-Holstein gestärkt werden. Denn es ist ja nicht so, dass die Hochschulen nicht alles versuchen um mehr Drittmittel einzuwerben. Aber um dabei erfolgreich zu sein, muss eine Hochschule vernünftige Infrastruktur und Rahmenbedingungen vorweisen können, um Konkurrenzfähige zu sein. Hier ist viel Talent und Kreativität gefragt um im Werben um Drittmittel mithalten zu können. Wie gravierend die finanzielle Not an den Hochschulen ist- sieht man auch an der Haltung zum Thema Verwaltungsbeitrag. Die Hochschulen erheben diesen Beitrag nicht gerne und auch nicht um einen besseren Service bieten zu können- sondern um mit irgendwas die Löcher in der Grundfinanzierung zu stopfen. Wenn wir das Bildungssystem in Schleswig-Holstein von der Krippe bis zur Hochschule stabil und bildungsgerecht gestalten wollen- dann kann Bildung nicht eine von vielen Priorisierungen sein- sondern muss erste Priorität haben.
Das man trotz desolater Haushaltslage noch Millionen auftreibt- hat man ja erst kürzlich im Rahmen des A 20 Ausbau gesehen. Wo sind die Millionen für die Bildung? 
Ein guter Schulabschluss, eine gute Ausbildung, vielleicht sogar eine erfolgreiche akademische Laufbahn - stärkt nicht nur den Arbeitsmarkt, die Wirtschaft und die Rentenkassen, sondern die gesamte Gesellschaft in Schleswig-Holstein.

 

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