Tale · 25.01.2002 Bericht zur Biologischen Vielfalt

Für unterschiedlich gefährdete Tier- und Pflanzenarten bzw. Artengemeinschaften werden seit Anfang der 80’er Jahre die sogenannten Roten Listen aufgestellt. Nach und nach werden diese Listen erneuert und auf den aktuellsten Stand gebracht. So lassen sich in der Tat Bestandsentwicklungen einzelner Tier- und Pflanzenarten sehr gut nachvollziehen. So gesehen hat man ein Instrument geschaffen, dass die Möglichkeit einer Erfolgs- oder Misserfolgskontrolle für Flora und Fauna sowie ihrer Lebensräume einräumt, auch wenn diese zugegebenermaßen manchmal etwas schwierig ist.
Aber anhand des Vergleichs der Bestände auf den Roten Listen mit denen, die heute ermittelt werden, konnte zum Beispiel festgestellt werden, dass manche Vogelart sich langsam im Bestand erholt und sich sogar die noch Ende der 80’er Jahre stark gefährdeten Seehunde heute im Vergleich auf einem noch nie gekannten Niveau befinden.
Woran solche Veränderungen liegen, ist nicht immer eindeutig zu sagen. Bei mancher Art liegt es sicherlich daran, dass die Jagd entsprechend eingestellt wurde. Vielerorts ist es aber vor allem dem Umstand zu verdanken, dass die entsprechenden Flächen unter Schutz gestellt wurden.
Die Unterschutzstellung von Flächen ist die schärfste Waffe, die zum Schutz von Fauna und Flora eingesetzt werden kann. Legt der Gesetzgeber eine Fläche fest und teilt diese dann in eine Schutzkategorie ein, so ist erst einmal eine Grundlage geschaffen, um seltene oder gefährdete Lebensräume zu erhalten oder wiederherzustellen. Voraussetzung hierfür ist allerdings auch, dass die Betreuung des Gebietes entsprechend sichergestellt wird. Das heißt für mich vor allem, dass man versucht, die Betreuung der Schutzgebiete vornehmlich durch dort ansässige Naturschutzvereine oder andere Organisationen vornehmen zu lassen. Auf diese Art und Weise würde man die regional vorhandene Kompetenz maximal ausnutzen, was im Interesse der Natur und der Menschen vor Ort wäre.
Die zweite Säule auf die man sich im Streben nach der Verbesserung der biologischen Vielfalt stützen sollte, ist der Vertragsnaturschutz. Auch hier bietet sich die Zusammenarbeit mit den Menschen und Organisationen vor Ort an, die aufgrund ihrer Erfahrungen über eine hohe Fachkenntnis verfügen. Gleichwohl müssen solche vertraglich fixierten Naturschutzmaßnahmen auch wissenschaftlich begleitet werden.
Beides, die Unterschutzstellung und der Vertragsnaturschutz müssen im Rahmen einer landesweiten Planung erfolgen, was ja auch geschieht. Mir ist es nur ganz wichtig festzustellen, dass der landesweite Ansatz in meinen Augen der richtige Ansatz ist.
Erst als dritte Säule, wenn nichts anderes geht, kommt für mich der Ankauf der Flächen in Frage. In dem Bericht wird der Ankauf von Flächen, insbesondere durch die Stiftung Naturschutz, als Erfolg an sich angesprochen. Dies mag im Einzelfall richtig sein. Allerdings muss ich sagen, dass eine Zusammenarbeit mit Vereinen und Verbänden vor Ort nicht nur die preiswertere Lösung ist, sondern auch die von der Bevölkerung akzeptiertere Lösung darstellt. Der Ankauf von Flächen ist nur das letzte Mittel, wenn nichts anderes mehr geht.
Worum es mir dabei geht, ist vor allem die Akzeptanz von Naturschutzmaßnahmen im Land. Im Bericht wird deutlich gemacht, dass viele Tier- und Pflanzenarten akut gefährdet sind. Wenn man will, dass die biologische Vielfalt weiter erhalten und ausgebaut wird, braucht man einen flächenhaften Ansatz. Flächenhafter Naturschutz ohne Rückhalt in der breiten Bevölkerung ist aber kaum durchsetzbar. Daher stelle ich noch einmal fest, dass die Bevölkerung noch besser aktiv in die Naturschutzmassnahmen eingebunden werden muss.
Ich möchte noch auf ein besonderes Problem aufmerksam machen, dass auch mittelbar mit dem vorliegenden Bericht zu tun hat. Im Bericht wird auch auf eingebürgerte Arten eingegangen. Natürlich empfinden wir viele dieser Arten inzwischen als heimisch. So wissen wir von einigen dieser Arten, dass sie unserem Ökosystem nicht schaden und sie sich auch nicht übermäßig ausbreiten. Es gibt jedoch auch die andere Seite dieser Artenvielfalt. Und hier gibt es Arten die sich nicht nur rasend schnell ausbreiten sondern auch schwerste Schäden in der Landschaft verursachen. Ich spreche hier vom Bisam. In diesem Zusammenhang möchte ich nur ein Zitat, das auf der Seite 28 steht, ausführen. Dort steht: „Wichtig ist, die Ausbreitungsherde zu kennen, zu beobachten und überschaubar zu halten.“ Dies wünschen wir uns auch in bezug auf den Bisam an der Westküste und hoffen dass die Landesregierung eine Lösung hier auch in Zukunft in petto hat.

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