Tale · 22.02.2023 Noch eine Aufgabe für die überbelasteten Lehrer

„Können wir den Schulen in der aktuellen Lage wirklich noch abverlangen, dass sie experimentierfreudig Konzepte ausprobieren, von denen man am Ende nicht weiß, ob sie funktionieren oder vielleicht noch zusätzlich Kapazitäten binden?“

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 36 - Gestaltungsräume für Schulen durch Experimentierklausel vergrößern. (Drs. 20/722)

Es sind lobenswerte Ziele, die die Koalitionsfraktionen hier anstreben.
Aber eigentlich geht es bei dem Thema der Experimentierklausel, eher um eine versteckte Maßnahme den Schulen zu erklären:“ Bewältigt die aktuelle Krise des Lehrkräftemangel möglichst intern und seit dabei noch innovativ und experimentierfreudig.“
Wir wollten damals mit der Küsten-Koalition die Experimentierklausel aus dem Schulgesetzt anwenden, damit kleine Schulstandorte auf dem Land gestärkt werden. So sollten sie in Zusammenarbeit mit anderen fachlichen Institutionen innovative und fächerübergreifende Konzepte für den Schulalltag entwickeln. Eben um die Schulen mit begrenzten Lehrkräftestellen mit externen Ressourcen zu unterstützen. 
2014 haben Eltern einer von der Schließung bedrohten Grundschule versucht ein Konzept, basierend auf der Experimentierklausel zu erarbeiten.  Dieses wurde abgelehnt und die Schule geschlossen. 
Die Klausel wurde noch nicht zu Ende gedacht oder fachlich ausformuliert.
An dieser Stelle kommen wir wieder zu der wiederholten SSW-Forderung, die multiprofessionellen Teams an den Schulen aufzustocken, um den Lehrkräften zumindest die sozialpädagogische Arbeit in den Klassen abzunehmen und somit auch mehr Kräfte vorhanden sind, die den Schulalltag mit organisieren und koordinieren könne. 
An kleineren Schulstandorten könnte diese Unterstützung auch über die Zusammenarbeit mit anderen sozialen Institutionen oder Trägern erfolgen. Besonders in Blick auf den Ganztagsbereich sollten wir die externen Träger im dringend mit einbinden. Hierzu sollten wir die Experimentierklausel noch weiterentwickeln.
In dem vorliegenden Antrag finde ich keinen Hinweis auf die Einbeziehung externer Institutionen, Fachkräfte oder Ressourcen.
 Die beschriebenen Vorstellungen von der Umsetzung der Ideen hören sich großartig an - denn wir alle wollen, dass an Schulen Zukunftskompetenzen durch innovatives und individualisiertes Lernen erworben werden!  Aber ist das jetzt der richtige Zeitpunkt, um von den Schulen zu fordern sich auf Unterrichtsexperimente zu fokussieren?
Im Zuge einer laufenden schriftlichen Anhörung zu „Mathe stark machen“ im Bildungsausschuss, 
beschreiben Lehrkräfte die hohe Diskrepanz des Lernstandes der Schüler und die zusätzlichen pädagogischen und organisatorischen Anforderungen durch Inklusion und Integration, die das qualitative und fachbezogene Lehren erschweren.
Aufgrund der erhöhten Anforderungen müssen die Lehrkräfte an vielen Schulen jetzt schon 
jeden Tag im hohen Maße innovativ, kreativ und flexibel improvisieren, um Unterricht zu ermöglichen.
Unsere Schulen sind an der Belastungsgrenze, es fehlen Lehrkräfte und durch die Rückkehr zu G9 kommt es auch noch zu Platznot an den Schulen. Können wir den Schulen in der aktuellen Lage wirklich noch abverlangen, dass sie experimentierfreudig Konzepte ausprobieren, von denen man am Ende nicht weiß, ob sie funktionieren oder vielleicht noch zusätzlich Kapazitäten binden?
Das System Schule muss doch erstmal wieder durchatmen können, um den Kopf für innovative Experimentierfreude frei zu haben.
An dieser Stelle möchte ich mich gerne wiederholen-
Ich bitte sie darum, dass wir jetzt schnell und vor allem zielgerichtet uns um die Lehrkräftebildung kümmern und mit den Ergebnissen der Alliance für Lehrkräftebildung arbeiten und zusätzlich im engen Austausch und Dialog mit den Schulen und Lehrkräften nach zeitnahen Entlastungsmöglichkeiten suchen.
Die Schüler sind jetzt im System und haben ein Recht auf fundierte und durchdachte Bildungskonzepte. 
Wir haben jetzt keine Zeit für Experimente!

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