Tale · 21.09.2017 Schulen müssen bekommen, was sie brauchen, um allen Schülern gerecht zu werden

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 29 - Schulen an prekären Standorten bedarfsgerecht fördern - „Sozialfaktor“ bei der Lehrerzuweisung einrichten

Uns allen ist längst bewusst, dass wir Schulen im Land haben, die vor anderen oder auch größeren Herausforderungen stehen, als andere. Der SSW hat dieses Thema zum Beispiel im Wahlprogramm zur Landtagswahl aufgegriffen. Hier sagen wir klar und deutlich, dass wir Schulen, die besondere Aufgaben im Bereich der Inklusion, bei der Integration Geflüchteter oder durch Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedarfen haben, durch zusätzliche Personalressourcen unterstützen müssen. Ich denke, dass diese Formulierung eines verdeutlicht: Aus unserer Sicht stehen Schulen aller Schularten aus vielfältigen Gründen vor solchen besonderen Aufgaben. Es geht also um deutlich mehr, als um Herausforderung durch einzelne Schülergruppen, wie etwa jenen mit Migrationshintergrund. 

Für den SSW ist damit klar, dass wir die betreffenden Schulen auch durch ganz unterschiedliche Maßnahmen stärken müssen. Das Ganze auf die Frage der Klassengröße zu reduzieren, wird der Sache definitiv nicht gerecht. Diese Schulen brauchen zuallererst die nötige Luft, um entsprechende pädagogische Konzepte zu erarbeiten. Hier spielen Sprache oder kulturelle Kompetenzen eine wichtige Rolle. Außerdem müssen wir die Lehrerinnen und Lehrer spürbar entlasten, damit sie zum Beispiel auch zusätzliche Gespräche mit Jugendämtern oder Eltern führen können. Auch die Zusammenarbeit mit der kommunalen Ebene muss noch enger werden, um die Schulsozialarbeit weiter zu stärken, oder die Rahmenbedingungen für den inklusiven Unterricht zu verbessern. Und unsere Lehrkräfte brauchen ganz grundsätzlich auch einen besseren Zugang zu Supervision und Fortbildung, um dem Bedarf entsprechend unterrichten zu können. 

Wir alle können uns grob vorstellen, welche Maßnahmen in diesem Zusammenhang sinnvoll sind. Und doch halten wir es für wichtig, hier sehr genau hinzuschauen. Deshalb fordern wir die Landesregierung auf, einen Sozialindex zu erarbeiten. Auf dieser Grundlage sollen dann die entsprechenden zusätzlichen Ressourcen an die Schulen im Land verteilt werden. Ich habe zwar schon einige Dinge angesprochen, die ich für dringend notwendig halte. Aber letztlich müssen wir genau ermitteln, was unsere Schulen und unsere Lehrkräfte brauchen, um wirklich allen Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden. Oder mit anderen Worten: Wir müssen genau herausfinden, was nötig ist, damit alle Schülerinnen und Schüler zu ihrem Recht auf gute Bildung kommen.

Eins ist klar: Am Ende muss jeder die Kriterien für die Verteilung dieser zusätzlichen Ressourcen nachvollziehen können. Sie müssen messbar und vergleichbar sein, und den konkreten Bedarf der Schule so genau wie möglich dokumentieren. Hier spielt die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine herausragende Rolle. Aber auch die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder derjenigen, die Anspruch auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket haben, muss hier entsprechend berücksichtigt werden. 

Wenn es um gerechte Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen geht, hat das Land eine ganz besondere Verantwortung. Hier haben wir zwar viel bewegt. Aber trotz aller Fortschritte gelingt es leider längst nicht immer, alle sozialen Nachteile auszugleichen. Für den SSW liegt deshalb auf der Hand, dass der Bund stärker an der Finanzierung beteiligt werden muss. Und zwar nicht nur da, wo unsere Schulen im weitesten Sinne Integrationsaufgaben wahrnehmen, sondern grundsätzlich. Denn wir stehen hier nicht zuletzt aufgrund steigender Schülerzahlen oder bei der digitalen Bildung vor großen Herausforderungen.

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