Speech · 13.12.2023 Wir müssen unsere Kinder und Jugendlichen auf das Leben vorbereiten

„Allein durch die Digitalisierung sind viele alltägliche Dinge nicht nur einfacher, sondern auch komplexer geworden, deshalb wird die Verbraucherbildung eine höhere Priorität in den Schulen beanspruchen.“

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 14 - Bildungsoffensive (BiLEV) zur Verbraucherbildung auf andere Themen ausweiten (Drs. 20/1553+20/1059+20/1580)

Wir haben hier einen Themenbereich auf der Tagesordnung, bei dem einiges durcheinander gewürfelt wird und das wir jetzt erstmal wieder aufdröseln müssen.
Wir müssen vor allem erstmal differenzieren – zwischen der Bildungsoffensive „Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz“ kurz BiLEV und den Zielen und Inhalten des Unterrichtsfach WiPo bzw. Verbraucherbildung. Die BiLEV ist federführend vom Landwirtschaftsministerium in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium entstanden und es ist wirklich lobenswert, was für eine gute und umfangreiche Initiative hier entwickelt wurde.
Die BiLEV ist ein gut durchdachtes und vielseitiges Konzept, das den Schülerinnen und Schülern ein realistisches Bild von Landwirtschaft und der Erzeugung von Nahrungsmitteln vermittelt. Durch die enge Anbindung der EU Flensburg werden die verschiedenen Ansätze und Konzepte wissenschaftlich begleitet und auch eine Vielzahl von Akteuren aus der Landwirtschaft direkt mit einbezogen.
Aber das Beste an der BiLEV ist, dass sie die Schulen nicht noch zusätzlich belastet, sondern den Lehrkräften fachgerecht zuarbeitet. Durch die Förderung der Unterrichtsform „Lernen an einem anderen Ort“ macht es durchaus Sinn die hochqualitativen Angebote der BiLEV zu nutzen. Wo sonst könnte das Wissen über Lebensmittel Erzeugung besser vermittelt werden als direkt in der Landwirtschaft?
Die BiLEV setzt ihren Fokus auf die Wissens- und Wertevermittlung in Bezug auf Nahrungsmittelerzeugung, Nachhaltigkeit und moderne Landwirtschaft. 
Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen welchen Wert Nahrungsmittel haben und sich später bewusster für Ernährung und Lebensmittel entscheiden zu können. Hierbei wird sich auch auf die Verschwendung Lebensmittel und somit Nachhaltigkeit bezogen.
Im Antrag der SPD geht es um ein ganz anderes Themenfeld im Bereich der Verbraucherbildung.
Auch wenn die Aufklärung über Produktionsverläufe in der Textilindustrie - Stichwort „Fast-Fashion“ -  zum bewussterem Kleidungskonsum beitragen können, so ist dieses Thema – wie auch der Umgang mit Finanzen, Vertragsabschlüssen und Konsum von sozialen Medien, ein Themenbereich, der über den regulären WiPo bzw. Verbraucherbildungsunterricht abgedeckt werden sollte.
Hierfür benötigen wir keine zusätzliche Bildungsoffensive- sondern eine generelle Anpassung der Lehrpläne und des Stundenkontingents dieser Fächer. Allein durch die Digitalisierung sind viele alltägliche Dinge nicht nur einfacher, sondern auch komplexer geworden, deshalb wird die Verbraucherbildung eine höhere Priorität in den Schulen beanspruchen.
Aber um die Schulen und Lehrkräfte nicht zu überfrachten, sollte man schulexterne didaktische Kompetenz und Konzepte wie die BiLEV nutzen. Die BiLEV sollte deshalb bei der Landwirtschaft angegliedert bleiben. Es wurde dort bereits viel Arbeit investiert und nur so wird diese Bildungsoffensive ihren Zielen gerecht.
Die Themen aus dem SPD Antrag sind definitiv nicht weniger wichtig, dennoch sollten sie in erster Linie über den regulären Unterricht miteinbezogen werden. Hierfür wird es in den kommenden Jahren sicherlich Anpassung geben müssen.
Im hoffnungsvollen Hinblick darauf, dass wir in einigen Jahren einen funktionierenden Ganztag an den Schulen haben, können zumindest in den ersten Jahrgängen einige Themenfelder der Verbraucherbildung auf den Nachmittagsbereich gelegt werden wie zum Beispiel der Besuch auf landwirtschaftlichen Betrieben.
Wir müssen in Zukunft die Schulen weiter öffnen, die Lehrkräfte können im Unterricht nicht alles leisten, was nötig ist, um unsere Kinder und Jugendlichen fürs spätere Leben zu festigen. Das ist eine Gesellschaftsaufgabe. „Lernen an einem anderen Ort“ könnte so zu einem festen Bestandteil im Schulalltag werden und fachliche Kompetenz von außen das System Schule unterstützen.

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