Speech · 17.10.2025 Bibliotheken sind der wichtige Ort - ohne sie ist alles nichts

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 16 - Digitaler Masterplan Kultur 2.0 (Drs. 20/3599)

Der Digitale Masterplan Kultur ist ein Wendepunkt in der Kulturarbeit, der deutschlandweit beachtet wurde. Die Fragen, die der Plan stellt, sind nach wie vor gültig: wen wollen wir erreichen, wen informieren und wen einladen? Eine digitale Ausrichtung von Kulturarbeit muss sich der Suchmaschinenoptimierung stellen und sich für den angemessenen Kanal und die optimale Infrastruktur entscheiden. 
Die Erkenntnis, dass gerade Kulturarbeit auf ein digitales Konzept und eine verlässliche Infrastruktur angewiesen ist, davon aber auch ungemein profitiert, beginnt sich in anderen Bundesländern erst langsam durchzusetzen. Die Landesregierung hat ihre Verpflichtung erkannt und Pionierarbeit geleistet. Der Masterplan ist ein echter Meilenstein. Meilenstein bedeutet aber auch, dass der Masterplan nur einen Zwischenstand in einem Prozess markiert. Der Weg muss jetzt weiter gegangen werden. Der Rückblick zeigt bereits jetzt, dass die Landesbibliothek gute Arbeit gemacht hat. Dank des Bibliothekgesetzes ist die Institution in der Lage, Impulse für die hiesige Kulturlandschaft zu entwickeln und anzubieten. 
Die Handreichungen sind inzwischen etwas in die Jahre gekommen; sie tragen das Datum April 2020. Seitdem hat die Künstliche Intelligenz ihre Alltagstauglichkeit bewiesen und sich inzwischen auch in der Kulturarbeit ihren Platz erobert. Übersetzungstools werden ebenso genutzt wie eine intelligente Bildersuche oder die Unterstützung von KI beim Kontakt mit Nutzeranfragen. Leider ist die Minderheitensprache Friesisch bei der Entwicklung der Sprachtools immer noch benachteiligt, weil Google 100.000 Datensätze fordert, um Friesisch in seinem Setting anzubieten. Diese Datenmenge kann die Community im Ehrenamt gar nicht zur Verfügung stellen.
Noch ein anderes Thema hat sich erst in den letzten Jahren nach vorne gedrängt und wirft ganz neue Fragen auf:  die Datensicherheit. Die Abhängigkeit von amerikanischen Software-Firmen und Datenbanken zeigte sich als einseitig und nicht zukunftsfest; und das nicht nur bei den Nerds, sondern als Erkenntnis bei den Kultureinrichtungen. Sie gehen schließlich mit datenrelevanten Archivalien um und sichern das kulturelle Erbe unseres Landes. Daher ist es vorrangig, die Datenbestände langfristig zu sichern. Wie die seltsamen Äußerungen der US-Regierung uns zeigen, benötigen wir schleunigst europäische Lösungen. 
Darüber hinaus möchte ich darauf hinweisen, dass viele Vereine und Kultureinrichtungen noch mit alter Technik am Start sind. Sie überlegen sich gerade, wie sie nach dem Auslaufen von windows10 weiter verfahren sollen. Etwa auf Open Source umsteigen? Wenn ja, wer unterstützt sie dabei?
Beides, Künstliche Intelligenz und open-data-Fragen, konnte der Masterplan gar nicht berücksichtigen. Hier muss der Plan also erweitert und fortgeführt werden. 
Schauen wir uns die Realität kleiner kultureller Initiativen. Viele Vereine haben es mit einer alternden Mitgliedschaft zu tun und mit ehrenamtlichen Vorständen, die auch ohne zusätzliche Präsenz in den sozialen Medien alle Hände voll zu tun haben. Das Büro eines solchen Vereins besteht meist aus einem privaten PC im Wohnzimmer des oder der Vorsitzenden. Wenn dort noch kein Glasfaseranschluss liegt, gibt es eben keine digitale Präsenz des Vereins im Netz. Das wiederum verhindert, dass der Verein von jüngeren Nutzierinnen und Nutzern gefunden wird. Das ist ein Teufelskreis, dem auch durch digitale Knotenpunkte nicht beizukommen ist - schließlich müssen die Vereinsnachrichten von den Vereinen selbst eingepflegt werden. 
Das war ein zentrales Thema der Anhörungen. Dort kamen Vereine und Initiativen, Theater und Musikschulen selbst zu Wort. Digitale Infrastruktur in kulturellen Einrichtungen muss mit  verlässlicher Finanzierung unterfüttert werden , damit die Umsetzung des Masterplan 2.o auch tatsächlich gelingen mag.

 

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