Tale · 14.10.2016 Es mag nicht allen Schulideologen in den Kram passen, aber die Zahlen sprechen für sich

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 46 - Entwicklung der neu geschaffenen Oberstufen an Gemeinschaftsschulen

„Vor Jahren war es noch undenkbar, dass Nachbarschulen in einer Stadt zusammenarbeiten. Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Und zwar zugunsten der Qualität und der Unterrichtsversorgung.“

Vielen Dank für den guten und aussagekräftigen Bericht, der die Arbeit der Oberstufen an den Gemeinschaftsschulen genauer unter die Lupe nimmt. Er zeigt deutlich, dass es der Wunsch vieler Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner ist, das Abitur an einer Gemeinschaftsschule zu machen. Das mag nicht allen Schulideologen in den Kram passen, aber die Zahlen sprechen nun mal für sich. So wird inzwischen fast jedes zweite Abitur außerhalb der Gymnasien abgelegt. Da sich nicht nur der Lernort, sondern auch die Lernformen voneinander unterschieden, ist das eine bewusste Entscheidung, die längst auch ihre Entsprechung im Schulgesetz findet. 

Viele Schülerinnen und Schüler entscheiden sich ganz bewusst für die Gemeinschaftsschulen. Das mag man als Abstimmung mit den Füßen betrachten. Ich werte das als wohlüberlegte Entscheidung für einen qualitativ gleichwertigen Weg zur Hochschulreife abseits der Gymnasien. Denn dort versteht man sich oftmals als Vorbereitung für eine akademische Karriere. Viele Abiturienten wollen aber gar nicht an die Hochschule. Und doch brauchen sie für so manche Ausbildung das Abitur. 

Ich möchte aber gerne auf zwei weitere Punkte aus dem Bericht eingehen. Erstens besteht immer noch ein regionales Ungleichgewicht bei der Versorgung mit Oberstufen: Der Hamburger Rand ist wesentlich besser versorgt als der Landesteil Schleswig. Immer noch haben wir also weiße Flecken, wenn es um den Zugang zu weiterführender Bildung geht. Und das, obwohl das Netz der Gemeinschaftsschulen mit eigener Oberstufe seit 2013 schon deutlich dichter geworden ist. 

Die Steigerung mit zusätzlichen 17 Gemeinschaftsschulen zeugt nicht zuletzt von großem Engagement von Kommunalpolitikern, Eltern und Schulträgern. Dafür an dieser Stelle meinen herzlichen Dank. Wie mir ein Besuch in Tönning zeigte, bedarf es auch mal eines besonderen Einsatzes der Direktorin, qualifiziertes und motiviertes Lehrpersonal auf weniger eingetretene Pfade zu locken. Dass sich der Einsatz lohnt, zeigen unter anderem die steigenden Schülerzahlen in Tönning. Mir wurde unter anderem von Schülern aus Dithmarschen berichtet, die sogar ohne eine bestehende Schulbusverbindung den Weg nach Tönning finden. 

Zweitens profitieren die Oberstufenmodelle von Kooperationen mit Berufsschulen und Gymnasien. Vor Jahren war es noch undenkbar, dass Nachbarschulen in einer Stadt zusammenarbeiten. Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Und zwar zugunsten der Qualität und der Unterrichtsversorgung. 

Noch ein letztes Wort zu angeblichen Verschwendungsvorwürfen. Die Opposition singt in schulpolitischen Debatten ja schon fast reflexhaft ihre Untergangsarien. Die Einrichtung von Oberstufen abseits der Gymnasien ist aber keine Verschwendung. Das ist blanker Unsinn. Lehrerstunden fallen immer an - unabhängig vom Lernort der Schülerinnen und Schüler. Im Gegenteil: Es ist zu begrüßen, dass wir einen besseren Zugang zu höherwertigen Abschlüssen ermöglichen. Genau wie die Tatsache, dass aufgrund der gemeinsamen Anstrengung nicht zuletzt auch die Abiturientenquote steigt. Ein großer Dank dafür geht auch an die Lehrerinnen und Lehrer der Tandemschulen, die ihren Kolleginnen und Kollegen an den neu errichteten Oberstufen mit Rat und Tat zur Seite stehen. 

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