Rede · Flensborg · 18.11.2023 Mats Rosenbaum: Flensburger Bahninfrastruktur mit Zukunft

Der Fernhaltepunkt Weiche ist kein Großprojekt, es sollen keine Tunnel oder neue Gebäude gebaut werden. Wir wollen einen schnell realisierbaren ebenerdigen Bahnsteig der es einfach ermöglicht, dass die Züge dort halten.

Kære fru bypræsident,
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Liebe Ratsmitglieder, 
seit Jahren müssen wir mit ansehen, wie Flensburg zunehmend sowohl vom nationalen sowie internationalem Fernverkehr abgehängt wird. Zum 10.Dezember 2023 verliert Flensburg seine letzte Anbindung an den internationalen Fernverkehr und hat somit mit dem EC nach Prag nur noch eine einzige verbleibende Fernverkehrsverbindung. In Hochzeiten im Sommer fahren dafür bis zu 16 Fernzüge und 4 Nachtzüge pro Tag an uns vorbei.
Der primäre Grund ist die Platzierung des Flensburger Hauptbahnhofes. Aufgrund der Flensburger Schleife müssen die Züge einen Umweg fahren, um Flensburg zu bedienen. Diesen Zeitverlust kann die Bahn weder wirtschaftlich noch mit Hinblick auf die engen Zeitslots in den Knotenpunkten Hamburg und Kopenhagen hinnehmen. Somit umfahren die Züge die Flensburger Schleife und rasen ohne Halt an uns vorbei. Diese Situation lässt sich nicht allein durch politischen Willen lösen. Oft konnte man in den letzten Tagen in den Kommentarspalten der Zeitungen und den Sozialen Medien lesen, die Pläne für einen Fernhaltepunkt in Weiche sein unnötig, die Züge sollten doch einfach über den Hauptbahnhof geleitet werden. Doch so einfach ist es nicht. Seit der Bahnreform 1994 wird der Fernverkehr der Deutschen Bahn Eigenwirtschaftlich betrieben. Die DB Fernverkehr entscheidet selbst, wo sie hält - und wo sie eben nicht hält. Hierbei wird der Ertrag durch zusätzliche Ticketverkäufe gegen die Kosten des zusätzlichen Weges und der längeren Fahrzeit abgewogen. In Flensburg kommt die DB Fernverkehr zu dem Entschluss, dass sich ein Halt am Hauptbahnhof nicht lohnt. An dieser Entscheidung kann kein Verkehrsminister und kein politisches Gremium etwas ändern. Die Bahn kommt nicht zu uns, nur weil wir laut danach rufen. Es liegt an uns, die notwendige Infrastruktur zu schaffen, um es für die Bahn attraktiv zu machen, hier zu halten. Ein Haltepunkt in Weiche am Hauptgleis der Nord-Süd Achse ist daher der richtige Schritt. 
Ich bin daher sehr froh, dass alle Fraktionen der Ratsversammlung von CDU, Bündnis90/Die Grünen, SPD und die Ratsmitglieder der FDP sich in den letzten Wochen zügig auf eine Verbesserung der Lage einigen konnten. Es zeigt, dass wir in Flensburg die Mobilitätswende gemeinsamen auf den Weg bringen wollen. Es zeigt, dass wir die Ambition haben, Flensburg als Oberzentrum der Deutsch-Dänischen Grenzregion zu stärken. Es zeigt, dass wir den Schienenverkehr gemeinsamen stärken wollen und somit eine attraktive alternative zum Individualverkehr schaffen. Flensburg hat die Chance, vom derzeit erhöhten Fernverkehr auf dem Jütland-Korridor zu profitieren. Es muss daher unser klares Ziel sein, den Haltepunkt in Weiche deutlich vor 2029 und somit vor der Eröffnung der Fehmarn-Belt-Querung fertigzustellen, damit in Flensburg schnellstmöglich wieder internationale Fernzüge halten. 
Als Politiker ist es oft unsere Aufgabe, Probleme zu lösen. Dieses gemeinsame Vorhaben ist dafür ein gutes Beispiel. Es ist für Flensburg als Oberzentrum der Grenzregion ein Problem, heute schon von der Direktverbindung Hamburg-Kopenhagen und in Zukunft auch noch von der Direktverbindung Hamburg-Aarhus abgeschnitten zu werden. Wir schlagen hier eine pragmatische, schnelle Lösung vor. Der Fernhaltepunkt Weiche ist kein Großprojekt, es sollen keine Tunnel oder neue Gebäude gebaut werden. Wir wollen einen schnell realisierbaren ebenerdigen Bahnsteig der es einfach ermöglicht, dass die Züge dort halten. Um nicht mehr und nicht weniger geht es heute bei diesem Beschluss. 
Dieser Beschluss kann aber nur der Anfang für die Zukunft der Flensburger Bahninfrastruktur sein. Wir alle wissen, dass motorisierter Individualverkehr in Zukunft teurer wird. Es wird CO2-Abgaben auf fossile Brennstoffe geben, und das ist auch gut so. Mobilität wird dadurch aber auch zur sozialen Frage. Es wird Bürgerinnen und Bürger geben, die sich das Auto fahren nicht mehr leisten können. In Flensburg ist das Auto jedoch noch ein wichtiges Verkehrsmittel, bei 23.000 Einpendlern und 11.000 Auspendlern ist das kein Wunder. Für diese Menschen müssen wir Lösungen finden, und diese Lösungen werden Jahre dauern. Deshalb müssen wir jetzt damit anfangen. Wir müssen Angebote schaffen, statt nur mit Verboten zu arbeiten. Als Oberzentrum haben wir auch eine Verantwortung fürs Umland. Wir können uns nicht abschotten und uns nur über die Mobilität innerhalb Flensburgs Gedanken machen. 
Gleichzeitig möchte ich aber klarstellen, dass die Zeit von Entwidmung von Infrastruktur vorbei ist. Damit steht für uns als SSW-Ratsfraktion auch klar, wir stehen zum Flensburger Hauptbahnhof, er ist und bleibt wichtige Infrastruktur für den Regionalverkehr und sollte in Zukunft auch wieder Endhaltepunkt für den nationalen Fernverkehr werden, hierfür sollten wir uns gemeinsamen als Stadt Flensburg beim Land einsetzen. Mehrere Haltepunkte in einer zukünftigen Großstadt wie Flensburg sind daher für uns kein Widerspruch, damit wollen wir nicht den Hauptbahnhof in Frage stellen, sondern den Bahnverkehr insgesamt stärken. Ich würde mich freuen, wenn dieser Antrag der Beginn einer guten überparteilichen Zusammenarbeit für die Zukunft des Flensburger Schienenverkehrs wird. Lasst uns gemeinsamen Flensburg zu dem Oberzentrum machen das es sein kann, mange tak! 
 

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