Tale · 19.03.2014 Zukunft der Theaterlandschaft

„Für uns als SSW ist es entscheidend, dass die Landestheater GmbH erhalten bleibt und dass die Arbeitsplätze gerettet werden.“

Vor fast genau 40 Jahren, am 3. Juni 1974, wurde der Vertrag unterzeichnet, in dem sich 20 Kommunen zur Schleswig-Holsteinische Landestheater und Sinfonieorchester GmbH zusammentaten. Nach vier Jahrzehnten steht diese Kooperation jetzt vor den größten Herausforderungen, die es jemals gab: Das Theatergebäude am Schleswiger Lollfuß ist seit Juni 2011 gesperrt. Die Ausweichquartiere gefallen dem Publikum nicht und die Mehrheit der Stadtvertreter lehnt eine Spielstätte auf dem Hesterberg ab, obwohl sie es vor wenigen Monaten noch selber beschlossen hatten. Das größte deutsche Landestheater besteht faktisch nur noch aus zwei Spielstätten. Genau das ist die Quintessenz der Sitzungen, Abstimmungen und Gespräche der letzten Tage und Wochen.
Um in der Theatersprache zu bleiben: Provinzposse oder Trauerspiel? Ich denke, keines von beiden. Es ist einfach ein misslungener politischer Versuch der CDU, aus einem akuten Problem Kapital zu schlagen. Der Geist, der stets verneint, heißt im Norden: CDU. Lieber gar keine Spielstätte, als dem eigenen Vorschlag zu folgen, der von der rot-grün-blauen Landesregierung Unterstützung erfährt. Da wird per Pressemitteilung von „unkalkulierbaren Haushaltsrisiken“ fabuliert und „unerträglichen Druck aus dem Ministerium“. Dabei ist es genau anders herum: Die Schleswiger Stadtvertretung hat sich für einen Theaterstandort Hesterberg ausgesprochen und das Land ist dann unterstützend beigetreten. Selbst die Solidarität der kommunalen Spitzenverbände, die mit 6.9 Millionen Euro aus dem Kommunalen Investitionsfonds zur Verfügung standen, konnte keinen Betonkopf beeindrucken. Solidarität, das möchte ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich loben, die den Spitzenverbänden angesichts der kommunalen Finanzlage nicht leicht gefallen ist und die ausdrücklich als ein Angebot auch von theaterfernen Kommunen entstanden ist. Vielen Dank an die Spitzenverbände für ihre unbürokratische und schnelle Unterstützung.
Alles das hat nichts gefruchtet. Die Blockadehaltung der CDU müssen wir wohl aber akzeptieren. Wir sollten die Vergangenheit hinter uns lassen, denn damit erreichen wir gar nichts.
Jetzt schauen wir nach vorne. Das Land wird jetzt den Hesterberg als Magazinstandort für das Landesmuseum nutzen und bis zum Sommer die wichtigsten Fragen hierzu klären, damit dann die Architekturleistungen ausgeschrieben werden können und der Bau dann beginnt. Der Hesterberg steht somit für den Theaterbau nicht mehr zur Verfügung. Schleswig wird aus dem Vertrag aussteigen. Der Rücktrittstermin im letzten Jahr blieb ungenutzt. Es wird also eine Regresssumme fällig, weil Schleswig seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Das Geld wird in die GmbH fließen. Das ist die bittere Medizin für die Schleistadt: jetzt muss Schleswig zahlen und bekommt überhaupt nichts; und zwar, weil die CDU es aus politischem Kalkül heraus so wollte. Und neben dem Verlust von Kultur für Schleswig droht dem Landestheater auch ein Verlust von Arbeitsplätzen. Für die Betroffenen ist das bitter, aber sie wissen ja wem sie das zu verdanken haben.
Anstelle Schleswigs wird vielleicht eine andere Kommune mit einer Spielstätte einsteigen. Das ist denkbar, denn das Landestheater wird nach unserer Auffassung fortgeführt werden müssen. Die Angebote kursieren ja schon durch die Medien. Angebote, die keine Luftnummern sind, sondern durchaus interessante Spielstätten mit einer interessierten Kommune dahinter. Hier wird das Landestheater sicherlich schnell eine Entscheidung treffen müssen, wie es weitergehen kann.Dazu muss ein neuer Finanzplan erstellt werden und die Gesellschafterversammlung wird dem Verfahren wohl schon im Frühjahr den Weg ebnen. Die Arbeitsplätze in Schleswig, die Werkstätten und auch die Intendanz werden umziehen; wohin, ist allerdings noch nicht geklärt. Flensburg und Rendsburg sind noch als Standorte vorhanden und andere dritte Standorte sind interessiert.
Ich fasse noch einmal zusammen: Erstens. Die CDU hat eine historische Chance verspielt, in Schleswig einen Kultur-Leuchtturm im Landesteil Schleswig wachsen zu lassen. Zweitens. Noch vor der Sommerpause werden alternative Spielstätten auf Herz und Nieren geprüft werden müssen, damit die Beschäftigten, die Teilhaber der Landestheater GmbH und die Kulturinteressierten wissen, woran sie sind. Und drittens. Sowohl die Landesregierung als auch die kommunalen Spitzenverbände wurden ausgebootet und werden abwarten, was die Landestheater GmbH beschließt. Es kann aber gut sein, dass noch im Frühling die entscheidenden Weichen für eine neue Struktur gestellt werden können. Für uns als SSW ist es dabei entscheidend, dass die Landestheater GmbH erhalten bleibt und dass die Arbeitsplätze gerettet werden.


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