Rede · 16.12.2011 Arbeitsschutz in Schleswig-Holstein stärken

Vorab: Es steht um den Arbeitsschutz nicht so schlimm, dass es eines Antrags bedarf, um „gute und gesunde Arbeit“ zu ermöglichen, wie es der Antrag nahe legt. Es gibt in Schleswig-Holstein bereits gute und gesunde Arbeitsbedingungen; weil sich Arbeitgeber engagieren und Gewerkschaften für die Rechte der Beschäftigten stark machen. Man muss also in Schleswig-Holstein mitnichten bei Null anfangen.

Im Netzwerk „Gesundheit am Arbeitsplatz“ arbeiten Behörden und Verbände bereits seit fast zehn Jahren in Schleswig-Holstein gut und reibungslos zusammen. Arbeitsschutz ist also kein Thema, das ganz unten auf der Agenda der Betriebe, Behörden und Krankenkassen steht, sondern eines, das kontinuierlich vorangetrieben wird. Dieses positive Urteil treffe ich nicht, weil ich statistisch gesehen als Lehrer zu einem der sichersten Berufe zähle, sondern, weil der Arbeitsschutz tatsächlich in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht hat.
Gerade darum ist es besonders unverständlich, dass die Koalitionsfraktionen den vorliegenden Antrag abgelehnt haben. Er erinnert die Landesregierung nur an die besondere Bedeutung, die ihr durch den Vorsitz beim Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik zukommen wird. Welche verquere Koalitionslogik hinter der Ablehnung stecken mag, ist völlig unklar. Schade für das, um was es geht, nämlich um ein Thema, das uns angesichts des anstehenden Fachkräftemangels noch intensiver als bislang beschäftigen wird.

Dachdecker oder Gerüstbauer, um zwei der gefährlichsten Berufe zu nennen, werden nämlich zukünftig ihren Job auch nach der Güte der Arbeitsschutzmaßnahmen auswählen. Betriebe, die hier den Anschluss verschlafen, werden das Nachsehen haben. Damit es nicht so weit kommt, ging jüngst ein Kooperationsprojekt von Sozialministerium und Provinzial an den Start, das ausdrücklich den Arbeitsschutz in kleinen und mittleren Betrieben verbessern soll; also genau dort, wo nicht die entsprechenden Kapazitäten vorgehalten werden können. Somit ist der Arbeitsschutz ein aktiver Beitrag zur Sicherung von Arbeitsplätzen.

Der Arbeitsschutz steht aber noch vor einer großen Herausforderung: Psychische Stressoren müssen nämlich noch stärker in den Fokus des Arbeitsschutzes rücken. Wir alle wissen, dass psychische Erkrankungen in den letzten Jahren auf dem Vormarsch sind. Zwar wurden durch verbesserte Arbeitsverfahren und technologischen Fortschritt die physischen Belastungen für die Beschäftigten stark verringert. Aber die Anforderungen an das psychische Leistungsvermögen sind in vielen Arbeitsbereichen deutlich gestiegen.

Diese Belastungen werden durch unterschiedlichste Faktoren wie Arbeitsverdichtung, unsichere Beschäftigungsverhältnisse und unklare Kompetenzen am Arbeitsplatz begünstigt. Die logische Konsequenz hieraus ist, dass die Arbeitsorganisation neu strukturiert werden muss. In den Betrieben müssen Maßnahmen entwickelt und kommuniziert werden, die dabei helfen, psychische Stressoren zu vermeiden. Hierzu gehört zum Beispiel die Stärkung der sozialen und beruflichen Kompetenzen der Beschäftigten durch verbesserte Weiterbildungsmöglichkeiten.

Wenn Schleswig-Holstein Maßnahmen anstoßen würde, die zur Verringerung der psychischen Arbeitsbelastung beitragen, wäre der Vorsitz des Länderausschusses gut genutzt.

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