Rede · 12.07.2007 Aktionsplan für mehr Dänisch-Unterricht


Vor einigen Jahren dienten Dänisch-Kenntnisse für deutschsprachige Menschen hauptsächlich als Alltagshilfe beim Brötchenholen im Dänemark-Urlaub oder allenfalls als Vehikel der kulturellen Verständigung im Grenzland. Wer Karriere machen wollte, lernte eher Spanisch oder Chinesisch. Dieses Bild hat sich in den letzten Jahren gewaltig geändert. Dänisch-Kenntnisse sind heute die Eintrittskarte zu neuen Jobchancen. Seitdem immer mehr Anstrengungen für die Förderung eines grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes unternommen wurden, und seitdem der dänische Arbeitsmarkt boomt, boomt auch die Nachfrage nach Dänischkursen.

Besonders die seit 2000 stark angestiegene Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Dänischkursen in der Erwachsenenbildung zeugt davon, dass die Zahl der Menschen wächst, die für sich auch eine berufliche Perspektive jenseits der Grenze sehen. Immer wieder wird uns berichtet, dass die Kapazitäten in diesem Bereich kaum der Nachfrage standhalten. Dies ist umso bedauerlicher, als der Arbeitskräftemangel in Dänemark für deutsche Arbeitslose und Arbeitssuchende neue Perspektiven eröffnet. Noch in der letzten Woche hat die Handwerkskammer berichtet, dass der dänische Markt sowohl für deutsche Facharbeiter als auch für deutsche Handwerksbetriebe im Landesteil Schleswig erheblich zur Verbesserung der Beschäftigungslage beiträgt. Und dies gilt bei weitem nicht nur für das Handwerk. Vor diesem Hintergrund muss eine besondere Anstrengung unternommen werden, um das Angebot an dänischen Sprachkursen der Nachfrage anzupassen.

Weniger erfreulich sieht es im Rahmen der schulischen Ausbildung aus. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler sowie der Kindergartenkinder, die Dänisch lernen, ist rückläufig bzw. sehr niedrig. Eine der Ursachen dieser Entwicklung ist die Tatsache, dass die Zahl der Dänisch-Lehrerinnen und Dänisch-Lehrer nicht ausreichend ist, um das flächendeckende Erlernen der Sprache im Landesteil Schleswig zu gewährleisten.
Dieses gilt in besonderem Maße für den fachspezifischen Dänisch-Unterricht an den beruflichen Schulen, obwohl die Kenntnis der dänischen Fachbegriffe die Chancen der jungen Menschen auf eine Beschäftigung in Dänemark erheblich steigern kann. Deshalb fordern wir auch hier von der Landesregierung eine besondere Anstrengung. Sie soll gewährleisten, dass langfristig an allen allgemein bildenden und beruflichen Schulen im Landesteil Schleswig-Dänischunterricht angeboten wird und dass die entsprechenden Lehrkräfte ausgebildet werden. – Nebenbei bemerkt gehört dazu auch, dass die Ausbildung von Berufsschullehrern an der Universität Flensburg erhalten bleibt.

Es ist das erklärte Ziel der Landesregierung, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt zwischen Deutschland und Dänemark noch weiter voranzubringen. Das haben Ministerpräsident Carstensen und der Regionsratsvorsitzende Carl Holst ja Ende Juni mit der Unterzeichnung eines Kooperationsabkommens zwischen dem Land Schleswig-Holstein und der Region Syddanmark eindrucksvoll bestätigt.  – Hier ist der Landesregierung im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin ein riesiger Fortschritt in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gelungen, der Respekt verdient. – Ein engeres Zusammenleben und zusammen Arbeiten im Grenzland kann aber nur erreicht werden, wenn sich die Landesregierung konkrete Ziele dafür setzt, wie im Landesteil Schleswig mehr Dänisch-Unterrichtsangebote und mehr Dänisch-Lehrer zur Verfügung stehen können. Deshalb fordert der SSW einen Aktionsplan, der in konkreten Zwischenschritten benennt,  wie die Ziele bis 2010 erreicht werden können und welche Ressourcen dafür benötigt werden.

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