
Pressemitteilung · Kiel · 09.07.2025 Rückkehr der Marine nach Holtenau Ost: Kieler Norden braucht neue Perspektive
Zu den Rückkaufplänen der Bundeswehr für Holtenau Ost erklärt Ratsherr Marcel Schmidt, Vorsitzender der SSW-Ratsfraktion Kiel:
„Angesichts der Weltsicherheitslage ist klar: die Marine braucht Flächen. Der geplante neue Stadtteil Holtenau Ost ist dafür in der Diskussion. Wenn Kiel dadurch ein derart wichtiges Projekt der Stadtentwicklung wegbricht, ist das ein herber Verlust. Die Landeshauptstadt hat bereits sehr viele Ressourcen in die Planung und Entwicklung ihres neuen Stadtteils gesteckt. Das Areal darf nicht unter Wert verkauft werden. Wäre es realistisch sich gegen einen Rückkauf zu stellen? Wenn die Marine nachvollziehbar darstellen kann, warum sie das Gelände benötigt, wird es schwierig, sich dagegen zu stemmen. Vor allem ist es vor dem Hintergrund der wachsenden Bedrohung durch Putins Russland kaum vermittelbar, der Bundesmarine einen dringend notwendigen Stützpunkt an der Ostsee vorenthalten zu wollen. Wichtig ist aber, dass im Umfeld auch zivile Arbeitsplätze im Kieler Norden geschaffen werden, beispielsweise bei Zulieferbetrieben. Wir erwarten natürlich auch Arbeitsplätze bei der Marine selbst, für die im Kieler Norden Wohnraum geschaffen werden muss. Zudem ist es wichtig, dass die Durchwegung von Holtenau nach Pries bestehen bleibt und perspektivisch auch ausgebaut wird. Bei der Diskussion darf nicht vergessen werden, dass wir uns angesichts der Forderungen der Marine auch intensiv mit der Infrastruktur im Kieler Norden befassen müssen.
Dass seit der Übernahme des Geländes durch die Landeshauptstadt nur wenige Veränderungen wahrgenommen werden können, ist leider richtig. Die Verantwortung dafür liegt jedoch nur teilweise bei der Stadt. Kiel ist im Entwicklungsprozess oft durch andere Beteiligte aufgehalten worden. Es stimmt allerdings, dass das Tempo noch nicht reicht. Die Konversion von Holtenau Ost verlief ähnlich unbefriedigend langsam wie die Entwicklung des Kieler Südens. Wenn wir für die Entwicklung von Stadtteilen über zehn Jahre brauchen und TenneT zweieinhalb für ein riesiges Umspannwerk, dann stimmt etwas mit den Planungsprozessen und vor allem mit dem Planungsrecht nicht. Die Bürokratie in Deutschland lähmt die Entwicklung dieser Stadt. Auch die Diskussionen im Bauausschuss sind häufig quälend lang und nicht immer zielführend. Ein Großteil der Redebeiträge der Ratsfraktionen befasst sich stets nur mit dem Thema Parken. Das geht an den tatsächlichen Bedarfen dieser Stadt weit vorbei. Wir müssen künftig wesentlich schneller und zielgerichteter arbeiten.
Bisher waren im Norden alle Planungen und Investitionen auf Holtenau Ost abgestimmt, wie die Entwicklung von Verkehrsverbindungen und dem ÖPNV-Konzept. Jetzt brauchen wir ein alternatives Entwicklungskonzept für den Kieler Norden, damit es hier eine Perspektive gibt. Außerdem brauchen wir neue Optionen für Ausbauflächen des bezahlbaren Wohnraums. Für die SSW-Ratsfraktion wäre eine davon Suchsdorf West.“