Rede · 30.01.2025 Die Gesundheit unserer Kinder ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

„Besonders für chronisch kranke Schülerinnen und Schüler würde es den Schulalltag erleichtern und eine Schulgesundheitsfachkraft zu mehr Sicherheit bei allen Beteiligten führen.“

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 25 - Mehr Gesundheit im Schulalltag fördern (Drs. 20/2829)

So wie wir vorhin über die Wichtigkeit der Lehrergesundheit gesprochen haben, ist die Gesundheit und das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler im Schulalltag nicht weniger wichtig und sorgen ebenso für ein gutes Lernklima an Schulen. Den Lehrkräften fehlt es oft an Zeit und Raum, um sich dem Gesundheitszustand des Einzelnen zu widmen. Deshalb ist eine Schulgesundheitsfachkraft, an die sich Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler direkt wenden können, ein großer Vorteil für alle.
Besonders für chronisch kranke Schülerinnen und Schüler würde es den Schulalltag erleichtern. 
Eine Schulgesundheitsfachkraft könnte zu mehr Sicherheit bei allen Beteiligten führen.
Eltern, Lehrkräfte und das Kind hätten eine geschulte Fachkraft zur Seite, die beratend oder auch bei akutem Bedarf unterstützen kann.
Besonders jetzt, wo viele Schülerinnen und Schüler aus Kriegsgebieten nach Deutschland geflohen sind und in der Heimat oder auf der Flucht oft nachhaltig belastende Erfahrung gemacht haben, gilt es, einen ganzheitlichen Blick auf die physische und psychische Verfassung der Kinder zu richten. Dafür braucht es Zeit und Fachkenntnis, die Lehrkräfte nicht noch zusätzlich aufbringen können. Hier könnten Schulgesundheitsfachkräfte unterstützen und das System entlasten, indem sie den Schülerinnen und Schüler und deren Familien beraten und sie bei Bedarf an externe Unterstützungsangebote weitervermitteln.
In unserem dänischen Schulen gibt es schon immer das Konzept der Schulgesundheitspflege die in enger Zusammenarbeit mit und von dem „Dansk Sundhedstjenste“ angeboten wird.
Hier werden die Kinder und ihre Familien von der Krippe bis zum Schulabschluss begleitet und beraten. Ob Entwicklungsuntersuchungen, Zahnpflegeprävention, Schulgesundheitspflegekräfte
oder andere gesundheitsrelevanten Dienste werden vom Dansk Sundhedstjenste angeboten.
Für Schülerinnen und Schüler kann eine Schulgesundheitsfachkraft eine verlässliche Anlaufstelle bei Beschwerden sein. Denn Bauchschmerzen sind nicht immer gleich Bauchschmerzen. Hier kann ein geduldiger Zuhörer manchmal mehr bewirken als jede Medizin. Auch ein aufgeschlagenes Knie oder eine Beule am Kopf lassen sich durch ein Pflaster und tröstende Worte leichter ertragen. 
Das Gefühl der Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte, dass es jemanden an der Schule gibt, 
der sich mit kleinen und großen medizinischen Notfällen auskennt und sich kümmert, schafft Sicherheit und steigert somit das Wohlbefinden im Schulalltag.
Aufgaben wie Prävention und Aufklärung in Themenbereichen wie Ernährung, Bewegung oder Pubertät können Schulgesundheitsfachkräfte anbahnen, unterstützen oder auch durchführen.
Auch die Implementierung der „Erste-Hilfe-Ausbildung“ an Schulen, könnte durch eine Schulgesundheitsfachkraft unterstützt werden. 
Wir kennen bereits gute Beispiele anhand des Modellprojektes in Flensburg. 
Aber nicht nur in Flensburg und an unseren dänischen Schulen, sondern auch bundesweit, ja sogar weltweit, hat sich das Konzept der Gesundheitspflegekraft an Schulen bewährt.
Wir müssen das Rad also nicht neu erfinden.
Allerdings müssen wir eine solide Finanzierung schaffen, um nicht von Jahr zu Jahr mit Projektgeldern zu pokern oder zu hoffen, dass etwas von dem Start-Chancen-Programm übrig bleibt. Es kann nicht nur Aufgabe des Bildungssystem sein, die Gesundheit an Schulen zu fördern. Hier muss auch das Gesundheitssystem in die Finanzierung mit einbezogen werden. Dass unsere Kinder gesund aufwachsen können, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

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