Rede · 20.11.2025 Schule muss auf das Leben vorbereiten

„Unsere Schülerinnen und Schüler wünschen sich Lebenspraxis. Sie möchten lernen, unabhängig und allein mit den Anforderungen des Alltags zurecht zu kommen.“

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 7 - Überarbeitung der Fachanforderungen im Fach WiPo (Drs. 20/3433)

Wenn wir jetzt mal, wie schon so oft über die Inhalte des Wirtschaft- und Politik Unterricht diskutieren, müssen wir uns als erstes im Klaren darüber sein, dass dieses Fach aktuell nur mit vier und erst ab dem Schuljahr 2027/28 endlich, so wie wir es schon ewig fordern, mit sechs Stunden ab der 7. Klasse bis zur 10. Klasse unterrichtet wird.
In der Oberstufe ist es dann nur noch freiwillig als Wahlfach für die Schülerinnen und Schüler zu belegen.
Wenn man sich die aktuellen Fachanforderungen und den damit einhergehenden Kompetenzvermittlungen anschaut, dann wundert man sich wie das mit der Kontingentstundenverteilung zusammenpassen soll.
Die aktuellen Fachanforderungen von 2026 sind bereits umfangreich und breit aufgestellt, natürlich kann man nochmal drauf schauen und die praxisnahe und alltagstaugliche Wirtschaftslehre fokussieren. Denn Schule muss auf das Leben vorbereiten, dazu gehört im besten Fall ein Grundverständnis für Politik und Wirtschaft.
Unsere Schülerinnen und Schüler wünschen sich Lebenspraxis. Sie möchten lernen, unabhängig und allein mit den Anforderungen des Alltags zurecht zu kommen.
Das bedeutet, dass sie lernen möchten, was man beachten muss, wenn man zu Hause auszieht, wie man sich zum Beispiel bei den Behörden anmeldet. Welche Versicherung braucht man? 
Wie werden Bankangelegenheiten geregelt? Worauf muss man achten, damit man sich nicht verschuldet?
Nicht in allen Familien wird dieses Wissen weitergegeben. Trotzdem betrifft es alle irgendwann im Alltag. Dieses Wissen brauchen die Schüler und Schülerinnen vor allen Dingen, bevor sie den Abschluss machen und nicht erst, wenn sie ins Leben hinaus treten.
Am besten vermittelt man diese Kompetenzen praxisnah, unter anderem durch „Lernen an einem anderen Ort“  also zum Beispiel mit Besuchen in Rathäusern, Behörden oder ortsansässigen Banken. Hier sprechen wir von einer echten Handlungsorientierung.
Aber genau, wie ich das eben Genannte hier schon häufiger vorgeschlagen habe, plädieren wir als SSW nicht erst jetzt und heute dafür, dass die politische und wirtschaftliche Bildung in Schulunterricht weiter ausgebaut und gestärkt werden muss. Seit Jahren fordern wir konkret, dass der WiPo-Unterricht in der Kontingentstundentafel der Sekundarstufe I an den Gymnasien und an den Gemeinschaftsschulen mit einem verpflichtenden Mindestkontingent von sechs  Wochenstunden ausgestattet werden muss. Auch wenn das jetzt bald passiert- es muss auch in der Oberstufe weitergehen. Alle weiterführenden Schulen Schleswig-Holstein müssen das Fach Wirtschaft-  und Politik auf einem guten und verlässlichen Niveau verpflichtend unterrichten.
Denn nur so ist es gewährleistet, dass die Kompetenzvermittlung, die in den Fachanforderungen gut und detailliert dargestellt ist, auch wirklich umgesetzt werden kann. Dass die Lehrkräfte Zeitressourcen haben, um „Lernen am anderen Ort“ und somit beispielsweise Ausflüge zu Behörden und Banken möglich zu machen. Nur mit genug Unterrichtsressourcen ist es möglich, unseren Schülerinnen und Schülern diese alltäglichen Lebenskompetenzen zu vermitteln.
Wir sollten aufhören, nur darauf zu gucken, was die KMK empfiehlt und was die anderen Länder eventuell umsetzen. Sondern die Kontingentstunden weiter aufstocken und unseren Kindern den bestmöglichen Bildungsweg bieten.

 

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