Rede · 22.03.2024 Biomethananlagen gehören in die Strategie!

„Als ich im letzten Jahr mit einigen Kollegen eine Anlage in Dänemark besichtigte, sagte die Betreiberin: ich könnte die deutschen Politiker schütteln für ihre schlechte Biogaspolitik. Warum schauen die nicht mal, wie wir das hier machen. Und das muss das Ziel sein: es noch besser machen.“

Rede zu Protokoll gegeben.

Christian Dirschauer zu TOP 26 - Biogasanlagen im Rahmen der Kraftwerksstrategie berücksichtigen (Drs. 20/1987) 

Ohne Frage enthält der Antrag einige relevante Punkte, auf die ich gleich noch näher eingehen werde. Vor allem aber frage ich mich: warum soll der Landtag die Landesregierung darum bitten, sich hierfür einzusetzen, wenn die Landesregierung das Thema schon letzte Woche auf die Tagesordnung der kommenden Bundesratssitzung gesetzt hat? Und zwar größtenteils wortgleich mit diesem Antrag? Weil die regierungstragenden Fraktionen zeigen möchten, wie tüchtig sie sind? Im Grunde verschwenden wir hier Zeit für Dinge, die offensichtlich längst laufen.
Wenn das nun gesagt ist, möchte ich noch einmal unterstreichen, dass es natürlich richtig ist, Biogasanlagen in der Kraftwerksstrategie zu berücksichtigen. Wobei die Fachverbände sich durch den Begriff der „Technologieoffenheit“ ja durchaus angesprochen fühlen, aber ausreichend ist das eben nicht. Das klare Ziel muss doch sein, das zu verwenden, was wir schon haben, statt in erster Linie auf den Bau neuer Kraftwerke zu setzen. Und Biogasanlagen können eben genau das, was den volatilen Energien wie Wind und Solar fehlt: sie sind grundlastfähig. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass viele Anlagen nur genau so flexibel gefahren werden, wie sie unbedingt müssen, um von der Flexprämie zu profitieren. Da ist also auch von Seiten der Anlagenbetreiber noch viel Luft nach oben. Dennoch sind die Anlagen, die vielfach auch lokale Wärmenetze speisen ein unverzichtbarer Bestandteil einer zukunftsfähigen Kraftwerksstrategie. 
Ob die Kernfusion, die bis heute über Projekte im Labormaßstab nicht hinausgekommen ist in eine solche Strategie gehört, erscheint mir hingegen mehr als fraglich. Gefühlt ist es doch so, dass immer jemand sagt, in 50 Jahren, da haben wir Kernfusion. Das hat man vor 50 Jahren gesagt und das gilt wohl auch heute noch. Und das Betreiben von Gaskraftwerken mit blauem Wasserstoff ist nichts als Augenwischerei. Oder soll man es Bluewashing nennen?
Das ist insgesamt mein Eindruck: die Strategie möchte lieber von neuen und vermeintlich innovativen Technologien sprechen als von dem, was wir ohne Mehrkosten haben, also etwa Biogasanlagen oder Wasserkraft. Was sich mir nicht erschließt ist, warum nicht mehr Anreize geschaffen werden, Biomethananlagen zu etablieren. In Dänemark hat man auf diese Weise mittelweile fast 50 Prozent des fossilen Gases im Gasnetz ersetzt. 
Ganz ohne den sehnsüchtig beschworenen Wasserstoff. Und auch fast ohne den Einsatz von Mais, weil dieser in Dänemark schon lange weitgehend verboten ist als Anlagensubstrat. Stattdessen werden dort vorwiegend Grünschnitt, Stroh, Mist, Gülle und Biomüll in den Anlagen vergoren. Hier brauchen auch wir eine größere Flexibilität. Als ich im letzten Jahr mit einigen Kollegen eine Anlage in Dänemark besichtigte, sagte die Betreiberin: ich könnte die deutschen Politiker schütteln für ihre schlechte Biogaspolitik. Warum schauen die nicht mal, wie wir das hier machen. Und das muss das Ziel sein: es noch besser machen. 
Dafür brauchen die Biogasanlagen einen festen Platz in der Kraftwerksstrategie, zielgerichtetere Regulierung und wettbewerbsfähige Vergütungen, die nicht unterhalb der Produktionskosten liegen. Sonst stehen bald jede Menge stillgelegte Biogasanlagen im Land, während wir an anderer Stelle teure neue Gaskraftwerke bauen. 
Da die Landesregierung das aber längst gesehen und eine entsprechende Bundesratsinitiative auf den Weg gebracht hat, hätten wir uns die letzte halbe Stunde eigentlich sparen können. Ich danke trotzdem für den Meinungsaustausch!

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