Rede · 14.12.2023 Endlich Nägel mit Köpfen machen bei der Fährverbindung Glückstadt-Wischhafen
„Die wichtige Verbindung zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen wird geradezu stiefmütterlich behandelt, wie so ein Anhängsel einer Verkehrsleitplanung. Dabei ist die Verbindung Teil der Daseinsvorsorge der Region; und zwar nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern auch für das nördliche Niedersachsen.“
Sybilla Nitsch zu TOP 15 - Ausbau der Elbefährlinie Glückstadt-Wischhafen (Drs. 20/1563)
Wer die letzten Wochen und Monate Richtung Süden mit dem Auto unterwegs war, hat sich angewöhnt, dass die ungefähre Ankunftszeit erst nach dem Elbtunnel abschätzbar ist. Staus, Baustellen, dichter Verkehr machen Hamburg zu einem nervigen Nadelöhr und faktisch zur Mobilitätsbremse.
Fakt ist, der A20-Tunnel bei Glückstadt muss kommen. Hier ist der erste Schritt getan, dem Bau wurde zugestimmt.
Wie der Zeitkorridor für den Baubeginn und somit für die Fertigstellung ist, hängt noch an einigen offenen Fragen. Schlimm genug.
Die einzige Alternative ist weiterhin: Die Elbfähre.
Unter den derzeitigen Bedingungen kann fast nicht die Rede von einer Alternative sein, weil in Hoch- und Nebensaison lange Wartezeiten die Regel sind.
Ich bedauere es sehr, dass im hiesigen Ministerium immer noch nicht die Bedeutung dieser Elbquerung ganz anerkannt ist.
Die wichtige Verbindung zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen wird geradezu stiefmütterlich behandelt, wie so ein Anhängsel einer Verkehrsleitplanung.
Dabei ist die Verbindung Teil der Daseinsvorsorge der Region; und zwar nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern auch für das nördliche Niedersachsen.
Darüber hinaus ist die Verkehrsverbindung eine ökologische Alternative, die die klimaneutrale Mobilität umsetzt bzw. umsetzen kann.
Wir benötigen einen funktionierenden Bypass - und zwar nicht am St. Nimmerleinstag, sondern in absehbarer Zeit, denn ja wir sind für die A20-Querung, aber die Übergangsphase und die Baustellenphase muss gut bedient werden. Wenn die A20-Querung endlich fertig ist, ist zu bedenken, dass Fußgänger, Radfahrer, Gefahrenguttransporte, landwirtschaftliche Verkehre und Schwertransporte diese Querung nicht nutzen können.
Heißt also die Fährverbindung bei Glückstadt werden wir weiter brauchen.
Wie das glücken könnte, sagte mir die FRS-Geschäftsführung bei einem Gespräch im November. Dort ist man schon lange sehr unzufrieden mit der verkehrlichen Situation.
Gerade in den Ferien, wenn die Fähren von Fußgängern und Radfahrenden gerne genutzt werden, kommt der Fährverkehr an seine Grenzen.
Die Chancen, dass sich die Region in seiner Gesamtheit gut vermarkten kann, schwinden also mit jeder gewarteten Minute. Man muss ganz deutlich sagen: Die touristische Region kämpft mit einem regelrechten Standortnachteil.
Neue Anleger bzw. die Etablierung eines Doppelanlegers, der die parallele Abfertigung ermöglicht, wie es in Dagebüll schon jahrzehntelang gang und gebe ist, würden die Lage sehr verbessern; das wäre eine Investition in die Infrastruktur, die sich langfristig auszahlen wird. Darüber hinaus muss die Passage gesichert werden.
Das Niedrigwasser wird durch den Klimawandel eher zunehmen als zurückgehen. Dafür müssen wir den Fähr-Verkehr wappnen und entsprechend unterstützen. Die Planungen für beides, Fahrsicherung und Doppelanleger, sollten lieber heute als morgen begonnen werden. Das wäre auch ein wichtiges Signal an die Fährbetreiber, die Beschäftigten und die Menschen in der Region.
Ich sehe die Elbfährlinie zwischen Wischhafen und Glücksstadt eben nicht als isoliertes Projekt, sondern möchte die Vorbildwirkung betonen. Wir müssen Mobilität neu denken und klimaneutrale Fähren als Bestandteil fest integrieren.
Das bedeutet auch, dass wir die landseitige Infrastruktur durch gute Busverbindungen spürbar verbessern.
Wer heute bei Nah-SH in der App nach einer Verbindung zwischen Glückstadt und Wischhafen fragt, wird auf Regionalbahn und Hamburger S-Bahn verwiesen. Die Verbindung scheint es gar nicht zu geben; und das liegt nicht nur an der unzureichenden Anbindung der Fähranleger an den ÖPNV.
Mittel wären vorhanden; nicht zuletzt die Schlickmittel, die unmittelbar aus der Elbe heraus erwirtschaftet werden. Ich fordere, dass das Land diese Mittel für die Elbfähre einsetzt, für eine ökologische Entwicklung dieser Fährhafeninfrastruktur.
Die Zuverlässigkeit der Linie steht nämlich außer Frage.
Das ist kein nice to have, sondern eine vernünftige Route, die ihre Berechtigung hat.
Es geht nicht um entweder A20 oder Elbfährlinie, sondern um ein sowohl als auch.
Darum unterstützen wir das Vorhaben, das die SPD-Fraktion vorgeschlagen hat und hoffen, dass in Kiel und Hannover endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden.
Foto: Wikipedia; Nightflyer