Rede · 21.02.2007 UNICEF-Vergleichsstudie zur Situation von Kindern


In der Aktuellen Stunde zu den Ergebnissen der internationalen Vergleichsstudie von UNICEF zur Situation von Kindern in Industrieländern sagte die Vorsitzende des SSW im Landtag, Anke Spoorendonk:



Wieder mal öffnet uns eine internationale Studie die Augen und macht die Probleme deutlich, die wir im Kinder- und Jugendbereich haben. Diesmal ist es nicht eine PISA-Studie über das Bildungsniveau unserer Schülerinnen und Schüler, sondern es geht um eine Vergleichstudie des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, der UNICEF, die in 21 Industrienationen untersucht hat, wie es um die Entwicklungschancen von Kindern bestellt ist.

Wie schon erwähnt ist das Ergebnis für Deutschland mit einem 11. Platz insgesamt äußerst ernüchternd und noch schlimmer ist natürlich, dass Schleswig-Holstein im Bundesvergleich sogar nur den 11. Platz der 16. Bundesländer erreicht. Unicef-Chefin Heide Simonis hat Recht, wenn sie sagt, dass wir überhaupt nicht gut da stehen.

Sicherlich darf man solche Studien nicht total überbewerten. Wenn  aber die UNICEF-Studie sowohl Deutschland als auch Schleswig-Holstein bei den schulischen Leistungen immer noch ein Mittelmaß bescheinigt, ist das aus Sicht des SSW fünf Jahre nach der ersten Pisa-Studie weiterhin alarmierend.

Schleswig-Holstein liegt im Bildungsvergleich nur auf den 12. Platz. Und daher muss sich die Landesregierung schon fragen lassen, ob wir mit den bisherigen Initiativen wirklich auf den richtigen Weg sind. Sicherlich gibt es im Bildungsbereich keine schnellen Lösungen, um die Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Wichtig ist aber, dass wir bei der  Umsetzung des neuen Schulgesetzes auch die schulischen Leistungen im Auge behalten, um zu sehen, wo wir gegebenenfalls korrigierend einwirken können.

An der Spitze der Rangliste über die Zukunftschancen der Kinder stehen wieder die „üblichen Verdächtigen“ – die skandinavischen Länder, die Niederlande, die Schweiz und auch Belgien. Natürlich sind dies auch Länder, die materiell sehr gut dastehen und viel Geld investieren in die  Betreuung der Kinder und in die Schulausbildung der Jugendlichen. Wir wissen alle, dass Deutschland bei diesen wichtigen Zukunftsinvestitionen immer noch zurück liegt.

Dennoch stellt die Unicef-Studie die Behauptung auf, dass es keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der materiellen Situation eines Landes und der Lage der Kinder gibt. So schneidet Tschechien weitaus besser als die reichen Staaten Österreich, Amerika und Großbritannien ab. Auch für Schleswig-Holstein gilt, dass es unseren Kindern materiell mit einem 5. Platz scheinbar nicht so schlecht geht, während wir ansonsten bundesweit nur im hinteren Mittelfeld zu finden sind.

Ein wirklicher wichtiger Aspekt dieser Studie ist die Beziehung der Kinder zu Eltern und Freunden. Hier war die Selbsteinschätzung der Jugendlichen gefragt. Und in diesem Bereich ist es natürlich ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, dass nur 40% der deutschen 15-Jährigen angegeben haben, dass sich ihre Eltern mehrmals in der Woche einfach nur mit ihnen unterhalten.

Und es muss uns in Schleswig-Holstein besonders zu denken geben, dass wir auf diesem Gebiet sogar nur auf den 15. Platz von 16 Bundesländern liegen. Hier können wir seitens der Politik nur an die Eltern appellieren sich mehr um ihre Kinder zu kümmern und mit ihnen über ihre Sorgen und Probleme im Alltag zu sprechen. Kommunikation und Gemeinschaft gehören einfach mit zu einem gesunden Familieleben, warum gründet man denn sonst eine Familie?

Auch im Bereich Gesundheit müssen wir uns über die Rauch- und Trinkgewohnheiten unserer Jugendlichen im internationalen Vergleich Sorgen machen. Obwohl Schleswig-Holstein im bundesweiten Vergleich auf einem guten 6. Platz liegt, ist hier die Landesregierung gefordert, durch Aufklärungskampagnen und Projekte diese Problematik in den Griff zu bekommen. Ein Landesrauchgesetz – wie es die Gesundheitsministerin gefordert hat, könnte hier ebenfalls sinnvoll sein.

Für den SSW zeigt diese Studie, dass wir in Schleswig-Holstein insgesamt noch einen weiten Weg vor uns haben, wenn es um die Zukunftschancen unserer Kinder geht. Wir haben immer noch zu viele offene Baustellen im Kinder- und Jugendlichenbereich und der Baumeister – sprich die Landesregierung – hat immer noch keinen durchdachten Bauplan, um den Bau endlich fertig zu stellen.

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