Rede · 25.08.2004 Weltkulturerbe Danewerk

Man könnte sicherlich darüber streiten, ob das Danewerk auch ein „clash of cultures“ – ein Zusammenstoß der Kulturen - darstellt, wie vom römischen Limes behauptet. Unstreitbar dürfte aber sein, dass wir es dabei mit dem größten archäologischen Denkmal Nordeuropas zu tun haben: Zwischen der Schlei im Osten und dem sumpfigen Flusstälern im Westen wurden in der prähistorischen Zeit - d.h. Ende des 7.Jahrhunderts n.Chr. – und im Mittelalter Wälle in einer Gesamtlänge von ca. 30 km angelegt. Davon sind etwa 20 km heute noch erhalten, allerdings in einem ganz unterschiedlichen Zustand. Wer sich nicht auskennt, wird somit häufig Schwierigkeiten haben, die Reste dieser Wallanlage in der Landschaft wieder zu finden.

Die Reste der Waldemarsmauer hingegen sind leicht zu finden. Die Ziegelmauer wurde von 1160-1182 unter dem dänischen König Waldemar dem Großen erbaut. Sie hatte eine Länge von 4 km, eine Höhe von ca. 7m und eine Breite von bis 3m und ist nachweislich das erste Bauwerk der Backsteinarchitektur in Nordeuropa. Sie wird, sagen die Archäologen, in ihren Ausmaßen von keinem anderen nordeuropäischen Bauwerk übertroffen.

Das Danewerk ist auch das „dienstälteste“ Verteidigungsbauwerk der Welt – soll heißen, das es bis 1945 – wo die deutsche Wehrmacht südlich vor dem Hauptwall einen Panzergraben anlegte – immer wieder militärisch genutzt wurde. Es wurde mehrfach begradigt, um- und ausgebaut, so z.B. im Zuge der deutsch-dänischen Kriege 1848-50 und 1864. Damit ist das Danewerk auch eines der prominentesten nationalen Symbole Dänemarks. Die Rekonstruktion der Schanze 14, einer Kanonenstellung von 1863/64, durch deutsche und dänische Soldaten muss auch vor diesem Hintergrund gewürdigt werden.

Insgesamt gilt, dass die – seit vielen Jahren praktizierte – überaus vorbildliche Zusammenarbeit deutscher und dänischer Archäologen und Historiker, wenn es um den Erhalt des Danewerk oder um Ausgrabungen geht, mehr als alles andere ein Indiz dafür ist, dass die deutsch-dänische Geschichte des Grenzlandes heute als unsere gemeinsame Geschichte verstanden wird. Dazu gehört auch die Tatsache, dass die Kulturorganisation der dänischen Minderheit, der Sydslesvigsk Forening, 1990 das Museum Danevirkegården einweihen konnte, und dass dieses Museum – mit über 16.000 Besuchern jährlich – heute als regionales Museum wahrgenommen wird. Seit 2003 bemüht man sich zudem auf lokaler Ebene, einen Archäologischen Park Danewerk ins Leben zu rufen – eine Initiative, die vom Kreis Schleswig-Flensburg, dem SSF und dem Archäologischen Landesamt ausgegangen ist. Einbezogen in diese Zusammenarbeit sind außerdem das Amt Haddeby, die Gemeinde Dannewerk sowie private Sponsoren.

Als weitere Ausläufer dieser Zusammenarbeit kann die Einbeziehung des Danewerks in die LSE-Analyse des Amtes Haddeby und die Arbeit der lokalen Leader-Plus AG betrachtet werden. Dreh- und Angelpunkt dieser unterschiedlichen Bemühungen ist das Archäologische Landesamt und das Landesmuseum, das nicht zu letzt durch das Einsetzen neuer Forschungsmethoden den Komplex Haithabu vorangebracht hat. – Und dass Haithabu als Teil dieses imposanten Bodendenkmals verstanden werden sollte, das leuchtet jedem ein, der sich ein bisschen auskennt.

Unser Antrag, das Danewerk als Weltkulturerbe anzumelden, soll also teils als Anerkennung dieser vielfältigen Initiativen aufgefasst werden, teils wollen wir dem ganzen eine gemeinsame Überschrift geben. Uns war von vornherein klar, dass wir es mit einem Projekt zu tun haben, das erst in 10 oder 15 Jahren zu einem Ergebnis führen könnte. Ich räume ein, dass unsere Bitte um einen Sachstandsbericht missverstanden werden könnte. Uns geht es aber schlicht und ergreifend darum, dass noch in dieser Legislaturperiode ein Fundament für die weitere Arbeit zu Papier gebracht wird. Hier passt also wirklich die völlig abgedroschene Redewendung, dass der Weg das Ziel ist. Wir wollen somit keinen Druck ausüben, sondern dazu motivieren, den eingeschlagenen Weg mit uns allen zusammen zu gehen.

Zwei weitere Argumente spielen für uns dabei eine Rolle. Zum einen gibt es seit 1999 das Projekt „Limes“ der vier Bundesländer Hessen, Bayern, Rheinland-Pfalz und Baden- Württemberg. – Ein Projekt das hoffentlich spätestens im Sommer 2005 damit beschieden wird, dass der Limes in die UNESCO-Liste aufgenommen wird.

Die Erfahrungen dieser vier Bundesländer sollten wir uns zunutze machen. Meines Wissens haben sie u.a. gezeigt, welche Ausstrahlung so ein Projekt auf eine ganze Region haben kann.
Vor der Sommerpause – und das ist mein zweiter Punkt – hatten wir ja Gelegenheit, den ersten Kulturwirtschaftsbericht des Landes zu debattieren. Daraus ging hervor, dass wir im Bereich Kulturtourismus noch viel tun können. Unser Antrag sieht also auch das Danewerk als touristisches Pfund, mit dem man unter dem Motto „Weltkulturerbe“ wuchern könnte.

Nun liegt uns auch ein Antrag von SPD und Bündnis 90/Die Grünen vor. Ich bitte darum, dass beide Anträge in den Bildungsausschuss überwiesen werden. Dort können wir Detailfragen klären und hoffentlich einen parteiübergreifenden gemeinsamen Antrag erarbeiten. Das wäre der Sache angemessen. Ihr angemessen wäre auch, wenn wir gemeinsam dazu stehen würden, dass die Voraussetzungen für die Aufnahme des Danewerks als Weltkulturerbe schon so konkret sind, dass die tiefen Teller nicht neu erfunden werden müssten. Ich stehe hinter dem Engagement des Kollegen v. Hielmcrone für Friedrichstadt, bitte aber wirklich darum, nichts von unserem Ansinnen zu verwässern.

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