Rede · 23.05.2024 Wir brauchen Fingerspitzengefühl in Sachen KI

„Eine entwickelte KI mit dänischer oder friesischer Literatur zu füttern, um Übersetzungs- und Lernkurse zu entwickeln, erscheint mir ein lohnendes Unterfangen. Gerade aber die kleinen Sprachen drohen bei der KI-Entwicklung hinten runterzufallen: zu aufwendig erscheint die entsprechende Programmierung. Das halte ich für eine gefährliche Entwicklung, bei der nur noch wenige große, globale Sprachen unterstützt werden.“

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 18 - Künstliche Intelligenz in Kunst, Kulturmanagement und Kulturvermittlung (Drs 20/1973)

Künstliche Intelligenz kann in Windeseile auch ohne Programmierkenntnisse Kunstwerke erschaffen, indem es sich bei bestehenden Werken bedient: Einzelne Bestandteile werden kopiert und neu arrangiert. Was heute noch experimentellen Charakter hat, ist im Bereich der Architektur bereits ein echtes Problem. Die Sorge, dass Berufe in der Kreativbranche gefährdet sind, wenn einfache Grafiken mittels KI-Bildgeneratoren schneller und kostengünstiger gefertigt werden können, ist also durchaus realistisch. Das gilt auch für andere Bereiche. Darum ist es gut, dass wir über die Künstliche Intelligenz im Bereich der Kultur beraten. Die Politik muss hier klare Rahmen setzen, um die Kulturschaffenden gegenüber privatwirtschaftlichen Tec-Unternehmen zu schützen.
Andererseits ist Künstliche Intelligenz gerade im Kulturbereich ein enormer Fortschritt. Das gilt vor allem für die Minderheiten. Eine entwickelte KI mit dänischer oder friesischer Literatur zu füttern, um Übersetzungs- und Lernkurse zu entwickeln, erscheint mir ein lohnendes Unterfangen. Gerade aber die kleinen Sprachen drohen bei der KI-Entwicklung hinten runterzufallen: zu aufwendig erscheint die entsprechende Programmierung. Das halte ich für eine gefährliche Entwicklung, bei der nur noch wenige große, globale Sprachen unterstützt werden. Das wäre eine Kulturverarmung durch die Hintertür. Das gleiche gilt übrigens auch für das Plattdeutsche Sprache, die als Regionalsprache erst noch die passenden Programmiererinnen und Programmierer finden muss. Dieser Bereich fehlt im Antrag. Da müssen wir nacharbeiten.
Ich möchte klar sagen: die neue Technik bietet viele Chancen; gerade im Ausstellungsbereich und der Kulturvermittlung. Eine Technikfeindlichkeit ist hier absolut fehl am Platz. Künstliche Intelligenz ist eine Technik, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. In den kommenden Jahren werden die entscheidenden Weichenstellungen in Sachen KI getätigt werden: also welche Technik eines Anbieters sich durchsetzen wird. Diese Entwicklung muss durch eine gute und nachhaltige Gesetzgebung begleitet werden. Monopole nutzen nämlich niemanden. Deswegen müssen wir Sorge dafür tragen, dass die Entwicklungen keine neuen Ungleichgewichte schaffen; also große Sprachen bevorzugen und große Kunstbereiche. Wir wollen keinen KI-Mainstream, sondern die passgenaue Unterstützung der sehr lebendigen Szene in Schleswig-Holstein. 
Kulturschaffenden müssen von ihren Werken leben können; und nicht durch KI kaltgestellt werden. Wie die Kulturszene durch KI unterstützt werden kann, muss konkret benannt werden, bevor wir solche Anträge abstimmen. Allgemeine Formulierungen helfen niemandem! 
Ich bin auch gespannt, was Kunstschaffende sich genau von KI wünschen – und nicht nur die regierungstragenden Fraktionen. Darum wäre es gut, die Beratungen im Ausschuss fortsetzen. Erst wenn die offenen Fragen beantwortet worden sind und die Bedarfe benannt sind, können wir eine tragfähige Lösung finden.

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