Rede · 21.01.2016 Wir sind auf einem guten Weg - und doch bleibt die Pflege natürlich eine Daueraufgabe

Flemming Meyer zu TOP 45 - Situation der Pflege in Schleswig-Holstein

Erst einmal möchte ich mich für den Bericht der Ministerin bedanken. Genau wie im Landespflegebericht wurde eins sehr deutlich: Zwar nimmt die statistische Wahrscheinlichkeit, im Alter pflegebedürftig zu werden, ab. Aber die absolute Zahl der Pflegebedürftigen nimmt stetig weiter zu. Und nicht zuletzt weil die geburtenstarken Jahrgänge langsam aber sicher in Rente gehen, wird sich diese Situation eher noch verschärfen. Eins ist aus Sicht des SSW jedenfalls klar: An der grundsätzlichen Notwendigkeit, die Pflege umfassend und langfristig zu stärken, hat sich nichts geändert.

Vor allem eine Erkenntnis bleibt hochaktuell: Die Herausforderungen im Pflegebereich sind extrem vielfältig. Um das Berufsfeld insgesamt aufzuwerten, müssen wir vor allem die Arbeitsbedingungen nachhaltig verbessern. Außerdem müssen wir uns dringend für eine viel stärkere Wertschätzung für Pflegende einsetzen. Hier sind wir zwar längst dran - aber das sind nun mal echte Daueraufgaben, die allein auch nicht reichen. Denn daneben spielen zum Beispiel auch die Aus- und Weiterbildung und die Akademisierung der Pflegeberufe eine große Rolle. Die Bedeutung einer hochqualifizierten Ausbildung ist viel wichtiger, als manche glauben. Studien belegen eindeutig, dass die Arbeitszufriedenheit eng mit einer guten Ausbildung zusammenhängt. Erst sie gibt einem die Sicherheit, die man für die Ausübung braucht. Deshalb müssen wir die Fort- und Weiterbildung regelmäßig an die veränderten Anforderungen im Pflegeberuf anpassen. Davon profitieren Pflegebedürftige und Pflegende.

Pflege muss menschlich sein. Und wenn es um die Quantität als erste Voraussetzung hierfür geht, dann stehen wir vergleichsweise gut da: Die Gruppe der Pflegefachkräfte ist seit 2001 um rund ein Drittel gewachsen. Und die Zahl der Auszubildenden im Bereich Altenpflege und Altenpflegehilfe ist seit 2008 sogar um 67 Prozent gestiegen. Fakt ist, dass die entsprechenden Haushaltsmittel von circa 3,7 Millionen Euro in 2008 auf derzeit 5,4 Millionen Euro erhöht wurden. Mittlerweile haben wir 1.800 landesgeförderte schulische Ausbildungsplätze und die Ausbildung ist damit de facto kostenlos.

Doch wir brauchen natürlich nicht nur eine Antwort auf die Frage, wie viele Pflegekräfte zur Deckung des Bedarfs nötig sind. Die Frage der Qualität ist mindestens genauso wichtig. Für uns ist klar, dass Pflege nur qualitativ hochwertig sein kann, wenn es Zeit und Platz für Zwischenmenschlichkeit und Zuwendung gibt. Diesen Raum wollen und müssen wir unbedingt erhalten. Im Klartext heißt das nichts anderes, als ein besserer Personalschlüssel bei weniger Dokumentation und mehr Möglichkeiten, um zum Beispiel Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Auch hier sind wir dran - aber eben längst nicht am Ziel. Hier muss sich nicht zuletzt die Bundesebene bewegen, und zum Beispiel durch eine verbindliche Personalbemessung den Weg für eine gute und individuelle Betreuung und Pflege der Bedürftigen frei machen. 

Mit Blick auf die zukünftigen Herausforderungen will ich eins deutlich sagen: Immer mehr Menschen wollen möglichst selbstbestimmt und möglichst lange im gewohnten Umfeld alt werden. Das ist absolut nachvollziehbar und muss aus meiner Sicht endlich stärker berücksichtigt werden. Gerade weil Schleswig-Holstein aber die höchste stationäre Versorgungsquote aller Länder hat, müssen wir hier schnell - und noch dazu ganz erheblich - umstrukturieren. Mich freut, dass auch die strategische Zielsetzung des Landespflegeausschuss in diese Richtung geht. Hier hat man sich ja unter anderem darauf verständigt, die Selbsthilfepotentiale von Pflegebedürftigen und Angehörigen zu stärken und die nachbarschaftliche Unterstützungsbereitschaft zu fördern. Das sind wichtige Ansatzpunkte, und wir werden uns natürlich für die nötigen Rahmenbedingungen einsetzen. 

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