Rede · 20.09.2017 Wir wollen einen Ort, der die Vielfalt unseres Landes darstellt

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 14 - Errichtung eines „Hauses für Landesgeschichte

Die Diskussion rund um dieses Thema ist uns ja nicht neu. 

Vor 16 Jahren, einige werden sich erinnern, hat die CDU selbst den Austausch über ein Haus der Landesgeschichte initiiert und es wurde sogar einstimmig dafür gestimmt. Und, liebe CDU, in Ihrem voller Versprechungen steckenden Wahlprogramm tauchte das Haus der Landesgeschichte nun wieder auf. Gerne fangen wir diesen Ball auf und erinnern Sie in Ihrer jetzigen Regierungsverantwortung an dieses Projekt.

2003 wurde das Vorhaben aufgrund der damaligen Haushaltslage wieder zurückgezogen. 

Jetzt sieht unsere Haushaltslage anders aus. Wenn wir ehrlich sind, können wir sagen: 

Noch nie waren die Bedingungen für ein solches Angehen so günstig wie jetzt. 

Die Küstenkoalition hat mit günstigen Voraussetzungen gut gehaushaltet, wir mussten aber immer noch Schulden abbauen. 

In der jetzigen Finanzlage kann mit Überschüssen gerechnet werden, die wir auch benutzen können und sollten. Wir müssen uns jetzt darauf verständigen, wofür wir die freiwerdenden Mittel nutzen wollen. 

Wir sagen: in der Schaffung eines Hauses für Landesgeschichte sind sie sinnvoll angelegt! 

Wir fordern die Landesregierung deswegen auf, jetzt mit dem Erstellen eines Umsetzungskonzepts für die Einrichtung eines „Hauses der Landesgeschichte“ zu beginnen.

Der Anlass ist klar: 2021 feiern wir das 75-jährige Bestehen des Bundeslandes Schleswig-Holstein. 

Die Geschichtsgesellschaft hat darauf hingewiesen, dass sich die Landesregierung noch 2017 ernsthaft diesem Thema widmen muss, wenn dieses Projekt bis 2021 verwirklicht werden soll. 

Es wird lange dauern, Gespräche mit möglichen Partnern zu führen, herauszukristallisieren, welches Museum oder welche Museen sich zur Angliederung anbieten. 

Wir sind in dieser Hinsicht offen für verschiedene Konzepte, es muss nicht das eine Haus sein, in dem alles stattfindet. Nur eine Wanderausstellung, die wird unserer Vorstellung einer stetigen Einrichtung nicht gerecht. Einrichtungen wie die Landesmuseen, die Landesbibliothek und das Landesarchiv müssen eng eingebunden werden. 

Das ist natürlich von Vorteil. Ein Grundstock für landesgeschichtliche Ausstellung lagert in diesen Instituten. Die Bestände der Landesbibliothek beispielsweise sind mit etwa 50.000 Objekten aus dem 18. Und 19. Jahrhundert bestens geeignet. 

Wir wollen die Geschichte unseres Bundeslandes und des Grenzgebietes ausgestellt und vermittelt sehen. Ein Haus der Landesgeschichte muss deswegen auch ein Zentrum für didaktische Vermittlung und Forschung sein. Momentan sind die Ressourcen für landeshistorische Forschungsvorhaben rar, dies ließe sich hier umsetzen. Fast alle anderen Bundesländer haben übrigens eine solche Einrichtung oder ein vergleichbares Institut. 

Und ich glaube: Wir brauchen dieses Haus. Wir brauchen einen Ort, der die Geschichte unseres Bundeslandes aufarbeitet. Einen Ort, der Lehrerinnen und Lehrer darin unterstützt, zu vermitteln, warum Schleswig-Holstein zu dem geworden ist. Für die heutigen Schülerinnen und Schüler liegt der Kampf und die Abstimmung um die deutsch-dänische Grenze lange zurück. 

Wir leben zwischen den Meeren, zwischen Skandinavien und Mitteleuropa, im Grenzland. 

Kulturelle Einrichtungen wie Museen sind Orte, die institutionelle Erinnerungen schaffen, hier atmet Erinnerungskultur. Hier wird ein gemeinsames Narrativ aufgegriffen, reflektiert und weiter entwickelt. 

Für uns als SSW ist es wichtig dieses Narrativ mitzugestalten und die für die Bundesrepublik Deutschland einzigartigen Gegebenheit eines Bundeslandes mit autochthonen Minderheiten und Minderheitensprachen immer wieder in das öffentliche Bewusstsein zu tragen. 

Hin zu einer gemeinsamen heterogenen kollektiven Identität. 

Diesen Ansatz verfolgen wir auch bei unserem Antrag zu einem eigenen Feiertag zur Landesverfassung. Demokratie und Menschenrechte, Offenheit und Vielfalt müssen sich in unserer Identität wiederfinden. 

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