Rede · 07.09.2018 Der SSW will keine Lehrkräfte und Schulen 1. und 2. Klasse

Jette Waldinger-Thiering zu TOP 4 - Änderung des Lehrkräftebildungsgesetzes und Anpassung besoldungsrechtlicher Vorschriften

„Diese Reform ist nicht wirklich zeitgemäß und schon gar nicht zukunftsweisend“

Nicht zuletzt zum Schulbeginn haben wieder viele Bildungsforscher auf ein sehr drängendes Problem hingewiesen: Den Mangel an Lehrkräften und die damit verbundene Schwierigkeit, den Unterricht durch qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer überhaupt abzusichern. Wenn man den Prognosen glaubt, sind hiervon mittelfristig alle Schularten betroffen. Aus Sicht des SSW folgt daraus vor allem eins: Auch im Zusammenhang mit der Aus- und Fortbildung unserer Lehrkräfte muss die Attraktivität und damit der langfristige Verbleib im Beruf mitgedacht werden. Auf der einen Seite brauchen angehende Lehrerinnen und Lehrer eine verlässliche Perspektive. Auf der anderen Seite brauchen sie aber auch Sicherheit durch eine moderne Ausbildung, die die aktuellen Herausforderungen entsprechend berücksichtigt.

Es ist also nicht nur sinnvoll, sondern sogar dringend nötig, die Ausbildung der Lehrkräfte regelmäßig zu überarbeiten. Hier gilt, was im Grunde für jedes Studium und jede Ausbildung zutrifft: Wer fundiert und eben auch zeitgemäß auf seinen späteren Beruf vorbereitet wird, hat die nötige Sicherheit und deutlich mehr Freude am Job. Auch gute Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten haben diesen Effekt. Hiervon profitieren dann nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern zum Beispiel auch die Gesundheit der Lehrkräfte und das gesamte Schulklima. Das mag wie eine Binsenweisheit klingen, wurde aber längst nicht immer so berücksichtigt, wie wir es uns wünschen. 

Eigentlich müssten wir aus den genannten Gründen also ein gemeinsames Interesse daran haben, die Lehrerbildung zu modernisieren. Vor allem eben dann, wenn es um die inhaltliche Ausgestaltung und die Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs geht. Auch bei wichtigen Querschnittsthemen wie der Inklusion oder der Digitalisierung ist die Lehrkräftebildung von zentraler Bedeutung. Ähnliches gilt für die Frage, wie wir noch mehr Lehrerinnen und Lehrer gewinnen. Hier hat die Landesregierung mit der Erweiterung des Direkteinstiegs einen Vorschlag auf den Tisch gelegt, der sicher Teil der Lösung sein kann. Ich würde mir allerdings dringend wünschen, dass man sich dann auch auf KMK-Ebene für eine länderübergreifend kompatible Lösung einsetzt.

Wenn man auf das große Ganze schaut, dann stehen diese inhaltlichen Fragen für Jamaika aber leider weniger im Vordergrund. Statt die Ausbildung zukunftsfest zu machen, wird mit diesem Gesetzentwurf eigentlich nur unsere grundlegende Reform von 2014 kassiert. Man beruft sich dabei zwar auf die grundsätzliche Zustimmung der Universitäten. Aber im Zweifel ist für den SSW die Meinung der Studierenden wichtiger. Und die überwältigende Mehrheit von ihnen ist mit der bestehenden Lehrerbildung sehr zufrieden. Auch wenn es natürlich nicht das Hauptargument ist, kann man diese Entwicklung doch auch aus Sicht der Lehramtsstudierenden bedauern. 

Statt Sekundarschullehramt soll es also wieder den Gymnasial- und den Gemeinschaftsschullehrer geben. Das ist vor allem deshalb falsch, weil man sich mit dieser Entscheidung gegen die Durchlässigkeit zwischen den Schularten entscheidet. Gymnasien und Gemeinschaftsschulen werden sich damit zwangsläufig weiter voneinander wegbewegen. Für den SSW ist aber genau diese Durchlässigkeit unheimlich wichtig. Und zwar längst nicht nur mit Blick auf die Schülerschaft und gleichwertige Wege zum Abitur. Sondern vor allem auch mit Blick auf den klar erkennbaren Bedarf an gut qualifizierten Lehrkräften an allen Schulen. Wenn man Gemeinschaftsschulen und Gymnasien als gleichwertig ansieht und sie bestmöglich aufstellen will, wäre die Ausbildung nach Altersstufen die deutlich bessere Antwort. So aber entsteht der Eindruck, dass Jamaika nicht nur Lehrkräfte sondern auch Schulen 1. und 2. Klasse will. Das ist nicht wirklich zeitgemäß und schon gar nicht zukunftsweisend.

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