Pressemitteilung · 11.12.2025 Kinderrechte sind kein Kinderkram
Zur heutigen Vorstellung des neuen Kinderrechte-Index durch das Deutsche Kinderhilfswerk erklärt der kinder- und jugendpolitische Sprecher der SSW-Landtagsfraktion, Christian Dirschauer:
Kinderrechte dürfen nicht in die politische Spielecke gedrängt und belächelt werden, sondern sind ernst zu nehmen. Das machte das Kinderhilfswerk heute deutlich und das sollte uns zu denken geben. Auch wenn Schleswig-Holstein bei der Gesamtbewertung im Kinderrechte-Index relativ gut abschneidet, können wir uns nicht zurücklehnen – dafür gibt es zu viele Baustellen.
1. Richtig mies schneiden wir beim Recht auf Ruhe und Freizeit, Spiel und Erholung sowie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben ab. Der Grund: Zu wenig Geld für Jugendarbeit, marode Kitas und Schulen, keine Berücksichtigung von Kinderinteressen in der Landesbauordnung und kein Konzept für kulturelle Kinder- und Jugendbildung.
2. Wir haben keine Strategie gegen Kinderarmut und der sozioökonomische Hintergrund bestimmt zu sehr die Bildungschancen unserer Kinder. Deshalb gibt es für Schleswig-Holstein Abzüge beim Recht auf angemessenen Lebensstandard. Zurecht, das bemängeln wir als SSW immer wieder. Nun haben wir die Empfehlung schwarz auf weiß: „Kinderarmut muss endlich politische Priorität bekommen“, fordert die Vizepräsidentin des Kinderhilfswerks. Obwohl in unserem Bundesland jedes fünfte Kind armutsgefährdet ist, haben wir weder eine Landesstrategie zur Kinderarmutsprävention, noch eine Lernmittelfreiheit. Außerdem sind die Kita-Kosten im Ü3-Bereich mit durchschnittlich 230 Euro die höchsten bundesweit. Das ist ein Armutszeugnis!
3. Auch bei der Umsetzung des Rechts auf Gesundheit kommen wir nicht gut weg. Die psychische Gesundheit und Prävention in der Schule bekommt zu wenig Aufmerksamkeit, es mangelt an Stellen für Schulsozialarbeit, es gibt zu wenig Kinder- und Jugendpsychotherapeuten. Schließlich sind auch noch unsere Schulwege unter den unsichersten im Bundesvergleich.
Die Landesregierung muss endlich damit aufhören, mangelnde Investitionen in Kinder- und Jugendpolitik mit einer knappen Kasse zu begründen. Das Argument zählt nicht, wie das Kinderhilfswerk deutlich macht. „Die Umsetzung ist eine Frage des politischen Willens, nicht der Kassenlage“, so die Vizepräsidentin Anne Lütkes.
Als SSW nehmen wir die aufgezeigten Mängel im Kinderrechte-Index sehr ernst. Wir werden uns weiterhin dafür stark machen, Kinder- und Jugendrechte in Schleswig-Holstein besser umzusetzen und werden nicht müde, die Landesregierung auf ihre Baustellen aufmerksam zu machen. Denn: Autoindustrie, Energieerzeuger und Rentner haben ihre starke Lobby. Unsere Jüngsten haben keine. Verbände wie das Kinderhilfswerk verfügen über vergleichsweise verschwindend geringe Mittel. Studien wie der Kinderrechte-Index sind der Versuch, die Stimmen der Kinder und Jugendlichen in unserem Land lauter zu machen. Nehmen wir sie ernst!
Zum Kinderrechte-Index:
https://www.dkhw.de/informieren/unsere-themen/kinderrechte/kinderrechte-index/
Kinderrechte-Index Ergebnisse für Schleswig-Holstein:
https://www.dkhw.de/filestorage/1_Informieren/1.1_Unsere_Themen/Kinderrechte/Kinderrechte-Index/2025/Laendersteckbriefe/Kinderrechte-Index_2025-Laendersteckbrief_SH-Deutsches_Kinderhilfswerk.pdf